So lautet das Motto zahlreicher Vertreter christlicher Kirchen und aller Weltreligionen am 27. Oktober. Im Rahmen eines Friedensgipfels wollen sie unter dem Leitwort "Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens" ein feierliches Bekenntnis zum Frieden ablegen. Bereits im Vorfeld gab es jedoch besorgte und ermahnende Worte seitens des World Jewish Congress und der Piusbrüder.

Genau 25 Jahre nach der ersten Pilgerfahrt, zu der sein seliger Vorgänger Johannes Paul II. nach Assisi eingeladen hatte, lädt Papst Benedikt XVI. zu einem "Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt" ein. Dieser wird jedoch überschattet: Der Jüdische Weltkongress (World Jewish Congress/WJC) hat an den Vatikan appelliert sich zu distanzieren. Und zwar von "antijüdischen Lehren von Splittergruppen", die sich der katholischen Kirche zugehörig fühlen.

Gelebte Interreligiösität
Zum interreligiösen Friedensgipfel in Assisi  werden rund 300 Vertreter von zwölf Religionen aus mehr als 50 Ländern erwartet. 176 Vertreter nichtchristlicher Religionen, darunter 50 Muslime werden kommen. Unter den 31 christlichen Vertretern, die nach Assisi reisen, befinden sich der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, Anglikaner-Primas Rowan Williams sowie der Generalsekretär des Weltkirchenrats Olav Fykse Tveit. Doch nicht nur Religionsvertreter, sondern auch einige Nichtglaubende sind zum Treffen eingeladen, die sich am Gespräch über gemeinsame Anliegen der Wahrheits- und Friedenssuche beteiligen wollen.  

Tagesablauf
Die Teilnehmer reisen am Morgen zusammen mit dem Zug vom Vatikan nach Assisi. An der Basilika Santa Maria degli Angeli erinnern Sprecher aller Gruppen an den Friedens-Pilgerweg der Religionen, der vor 25 Jahren eingeschlagen wurde. Nach einem gemeinsamen Mittagessen findet eine Prozession in die Oberstadt zu Basilika San Francesco statt. Vor der Grabeskirche des heiligen Franz (rechts im Bild) findet die Schlussveranstaltung statt, bei der die Delegierten ein Bekenntnis zum Frieden ablegen.

Diskussionen im Vorfeld
Für Diskussionen sorgten der Jüdische Weltkongress (World Jewish Congress/WJC) sowie die "Priesterbruderschaft St. Pius X.". So appelierte die WJC bereits im Vorfeld an den Vatikan sich von "antijüdischen Lehren von Splittergruppen", die sich der katholischen Kirche zugehörig fühlen, zu distanzieren. Schließlich sollen die enormen Fortschritte des katholisch-jüdischen Dialogs der letzten Jahrzehnte nicht "durch Hasspredigten in Gefahr gebracht" werden. Anlass zu Kritik gaben insbesondere die Äußerungen von Richard Williamson. Wie auf Kathpress zu lesen war der Konvertit aus der anglikanischen Kirche 1988 vom schismatischen Erzbischof Marcel Lefebvre, dem Gründer der "Priesterbruderschaft St. Pius X.", gemeinsam mit drei anderen Priestern zum Bischof geweiht worden. Johannes Paul II. sprach gegen die Lefebvre-Bischöfe die Exkommunikation aus; Papst Benedikt XVI. hob diese 2009 auf. Er bezeichnete dies später als Fehler, betonte aber, von dem Interview zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst zu haben.

Williamson hatte unter anderem 2008 die Existenz von Gaskammern angezweifelt und vor wenigen Tagen die Juden als Hauptverantwortliche für die Kreuzigung Jesu bezeichnet.

Das Zweite Vaticanum ist eine Räubersynode
Auch bezüglich der lefebvrianischen Piusbruderschaft gab es einen Richtungsstreit. Laut Kathpress hatte der Obere der Bruderschaft, Bernard Fellay, am 14. September vom Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, eine "Lehrmäßige Präambel" überreicht bekommen, auf deren Basis aus Sicht Roms eine Wiedervereinigung erfolgen soll. Seit 1988 ist die Bruderschaft von Rom getrennt. Erst die Zustimmung der Priesterbruderschaft würde für den Vatikan Voraussetzung für eine Aussöhnung mit den Lefebvrianern sein. Diese wollen vielleicht zuerst eine "Korrektur und Präzision" des vatikanischen Dokuments.
Eher kontraproduktiv verhält sich hierbei der italienische Zweig der Lefebvrianer, der vom Austro-Italiener Floriano Abrahamowicz angeführt wird. Dieser wörtlich:
"Die römischen Gesprächspartner ließen sich nicht davon überzeugen, dass das Zweite Vaticanum eine Räubersynode war und die direkte Ursache der heutigen Kirchenkrise ist. Die Einberufung des interreligiösen Assisi-Gebetstreffens durch Benedikt XVI. bestätigt das".