Was Anfang 2011 als friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings begann, hat sich mittlerweile zu einem Bürgerkrieg mit unzähligen Toten entwickelt. Rund 1,4 Millionen Syrer - der Großteil davon sind Frauen oder Kinder - sind bislang aus ihrer Heimat in Nachbarländer geflüchtet und hoffen nun in Flüchtlingslagern auf Hilfe. Unter dem Dach von "Nachbar in Not" helfen verschiedenste Hilfsorganisationen zusammen, um das zu organisieren, was am notwendigsten gebraucht wird: Lebensmittel, Winterkleidung und medizinische Hilfe.

Hauptsache ein (sicheres) Dach über dem Kopf - so lautet die Devise der zahlreichen SyrerInnen, die auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg so gut wie alles zurück lassen mussten. Ihre Ansprüche auf Wohnqualität? Gering. Die Flüchtlingslager bestehen meist aus Zelten aus notdürftig zusammengebundenen Plastikplanen, Jutesäcken und Holzresten. Allein im größten Flüchtlingslagers in Norden Jordaniens - Za’atari halten sich derzeit rund 150.000 Menschen auf, dabei wäre das Lager nur für etwa 30.000 Flüchtlinge konzipiert. „So gesehen ist das jetzt die viertgrößte Stadt Jordaniens“, in der vor allem die Infrastruktur fehle. Das Krankenhaus des Lagers liege im Zentrum des Lagers, viele hätten sehr weite Wege bis dort hin, erklärt Martin Kessler, Leiter der Programmabteilung der Diakonie Katastrophenhilfe in Deutschland.

Zelte und Rohbauten
"Mitunter sind Behausungen zu entdecken, deren Anblick selbst langjährigen Katastrophenhelfern unter die Haut geht. Rohbauten ohne Fenster und Türen, der Fußboden ein Schuttberg, darauf ausgebreitet eine Decke, auf der eine siebenköpfige Familie schläft. Wie hier jemand die kalten Wintertage überleben kann, ist rätselhaft". zeigt sich auch Caritas-Katastrophenhelfer Andreas Zinggl von der Lage schockiert.

Mehr Hilfe notwendig
"Die humanitäre Situation in Syrien verschlechtert sich täglich und die Zahl der intern Vertriebenen - jener Menschen, die bei Familien und Freunden Zuflucht gefunden haben -, nimmt ebenso wie die Flüchtlingsströme in den Nachbarländern zu. "Leider müssen wir davon ausgehen, dass die Anzahl der Flüchtlinge in den kommenden Monaten weiter steigt", sagt Michael Opriesnig, Vorstandsvorsitzender von Nachbar in Not und stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. 

Ein Hilferuf
Konkret konnten mit der Summe von mehr als einer Million Euro bisher 12.700 Menschen in den Nachbarstaaten Jordanien und Libanon sowie in Syrien selbst mit Lebensmitteln, Winterkleidung und medizinischer Hilfe unterstützt werden. Die Nothilfe wurde dabei über die lokalen Caritas-Einrichtungen vor Ort verteilt. Alleine im Nachbarland Libanon mit seinen 4,5 Millionen Einwohner sind etwa eine halbe Million syrischer Flüchtlinge registriert. Angesichts der dramatischen Situation hat die Caritas Libanon Hilferufe an das internationale Caritas Hilfswerk gerichtet. Es geht um die Verteilung von Lebensmittelpaketen und Hygieneartikel an Flüchtlingsfamilien, um medizinische Hilfe und temporäre Unterkünfte für Flüchtlinge. Die Caritas Österreich unterstützt beide Anträge.

Kinder und Jugendliche auf der Flucht
Schätzungen der UNO zufolge sollen seit Beginn des Jahres mehr als 400.000 Syrer auf der Flucht aus ihrer Heimat sein. Rund die Hälfte der Flüchtlinge sind wahrscheinlich Kinder und Jugendliche, großteils jünger als elf Jahre. Etwa 1,4 Millionen Syrer sind seit Beginn des Bürgerkriegs außer Landes geflohen, um 30 Prozent mehr, als die UNO ursprünglich bis Ende Juni 2013 kalkuliert hat. An die 70.000 Menschenleben soll der Konflikt bisher gefordert haben.

Wie man mit 25 oder 60 Euro helfen kann
Angesichts der immer stärker werdenden Krise startet "Nachbar in Not" mit einem Syrien-Schwerpunkt - ab 6. Mai kann für syrische Flüchtlinge gespendet werden. Unter dem Dach von "Nachbar in Not" arbeiten Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, CARE, Hilfswerk Austria, Volkshilfe, Malteser Hospitaldienst und Arbeiter Samariterbund zusammen. Mit einer Spendeneinheit von 25 Euro wird ein Monat lang ein Hygienepaket für eine Familie finanziert, mit 60 Euro ein Lebensmittelpaket für eine Flüchtlingsfamilie.

Lokale Verankerung
"Die Caritas ist durch die lokale Verankerung in fast allen Ländern und die weltweite Vernetzung seit Ausbruch des Konflikts in der Region aktiv. Mit 'Nachbar in Not' kann diese Nothilfe ausgebaut werden. Es geht um Menschen, die größtenteils alles verloren haben, schwer traumatisiert sind und grauenhafte Geschehnisse miterleben mussten", so Caritas-Generalsekretär Christoph Schweifer. (red/kathpress)

Ich will für die syrischen Flüchtlinge spenden