Das Theaterstück „Die Gottesbelästigung“ von Richard Bean hatte am Donnerstag im Theater Kosmos in Bregenz seine deutschsprachige Erstaufführung.

Die GottesbelästigungDie junge und naive Entwicklungshelferin Laura (Diana Kashlan) kommt in Tambia an und trifft dort auf den erfahrenen, aber desillusionierten Keith (Hubert Dragaschnig), der bereits viele Jahre in der Entwicklungshilfe arbeitet. Sein Outfit, Lederjacke mit „White Riot“ Aufschrift und die Punk-Platten, die er auflegt (vor allem Clash), lassen auf sein früheres Rebellentum schließen. Jetzt sitzt er biertrinkend im Stuhl und weist Laura, mehr oder weniger zynisch, in die Arbeit als Entwicklungshelferin ein. Sie bekommt den einheimischen, muslimischen Bodygard Monday (Stephen Appleton) zur Seite gestellt, der auf der Suche nach einer Frau ist, die er um 20 Kühe kaufen will. Ibrahima (Tatjana Velimirov) ist die verschleierte Geliebte von Keith, die in High Heels auftritt und wohl die fortschrittliche Muslimin darstellen soll.

Misslunge Provokation. Die Situation der Entwicklungshilfe in Afrika, in diesem konkreten Fall in Tambia, künstlerisch umzusetzen ist gewiss nicht leicht. Richard Bean ist jedoch an dieser Aufgabe klar gescheitert. Der Autor steckt zu viele Themen in das Stück und handelt jedes einzelne viel zu kurz und oberflächlich ab. Egal ob es um das Verhältnis von Christen und Moslems, die alten Stammeskulturen, Aids oder Sex geht. Von der Auspeitschung der Frau über den maßlosen Alkoholkonsum von Entwicklungshelfern bis zur Beschneidung wurde durch die Art der Darstellung jedes Vorurteil bestätigt, das irgendwie möglich war.

Schlechte Witze über diese Themen reichen einfach nicht aus, um dem Publikum das komplexe System der Entwicklungshilfe näher zu bringen. Vor alle das Thema Sex war im ersten Teil überpräsent. In einer derben und ungehobelten Sprache erörterten die Figuren, wer mit wem wie oft geschlafen hat und an welchen möglichen und unmöglichen Orten das passieren kann z.B. in der Sakristei der Kathedrale in Winchester, wie originell. Das sollte wohl eine Provokation sein, die jedoch vollkommen misslungen ist.

Die GottesbelästigungKleiner Lichtblick. Einzig der Monolog von Monday am Beginn der zweiten Hälfte, in dem er die Thematik der Dreifaltigkeit im Verhältnis zum Islam erörterte, ließ kurz auf eine ernsthafte Wendung hoffen. Doch der Autor dieser Zeilen wurde schnell wieder enttäuscht. Die Moral, die am Ende des Stücks präsentiert wird, dass doch alles bleibt wie es ist, Krieg herrscht und keine Besserung eintritt, ist dann auch recht platt und vorhersehbar. Kerstin Waibel hat in dieser Schlussszene einen Kurzauftritt als junge Entwicklungshelferin Harsha.

Stephan Kasimir, der die Regie inne hatte, hat das Stück in einem ansprechenden Bühnenbild (Sandkasten in Form von Afrika, runderherum Wasser zum Plantschen) inszeniert. Die schauspielerische Leistung war durchaus gelungen, trat aber durch die inhaltlichen Schwächen leider in den Hintergrund.