GIBT ES KONKRETE IDEEN?

Die Lange Nacht der Kirchen gibt es seit über 10 Jahren in Österreich und es gibt kaum etwas, das nicht schon ausprobiert wurde. Auf der Homepage www.langenachtderkirchen.at kann man die Programme aller Bundesländer als PDF nachschauen. Der folgende Ideenkatalog soll eine Anregung sein, um das Eigene zu finden.

Kirche als Ort der Begegnung
Wenn Sie Ihre Kirche als Ort der Begegnung präsentieren möchten, sollte es auch etwas zu essen und zu trinken geben. Das verbindet Menschen, zumal Essen und Trinken biblisch ein starkes Bild für Gemeinschaft ist. Vielleicht gibt es pfarrliche Arbeitskreise, die sich da engagieren würden.
Das könnte ein Anlass sein für pfarrliche Arbeitskreise, ihre Aktivitäten möglichst lebendig zu präsentieren und dabei die Besucher selber zu aktivieren. Da darf es ruhig lustig und lebendig zugehen.
Prominente Mitwirkende könnten zusätzlich Aufmerksamkeit wecken, aber auch Wettbewerbe, Preise, die man gewinnen kann oder die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen. Es dürfen durchaus unkonventionelle Angebote sein (es gab schon Wasserschlauchzielschießen auf die Kirchtürme mit der örtlichen Feuerwehr). Wenn man örtliche Vereine gewinnen könnte, wäre gerade in kleineren Gemeinden eine größere Vernetzung gegeben.
In einer Nacht der Begegnung hat auch die soziale Dimension des Christseins seinen Platz. Projekte könnten vielleicht gemeinsam mit Caritas/Diakonie in lebendiger Form den Menschen näher gebracht werden. Auch das Thema Flüchtlinge könnte hier seinen Platz haben und Teil der Begegnung sein (z.B. gemeinsames Musizieren, Kirchenführung für Muslime).
Wichtig ist, dass die Kirchentüren und die Angebote offen sind (keine geschlossenen Veranstaltungen), da das Hineinschnuppern, das Kommen und Gehen ein wesentlicher Teil dieser Nacht sind.

Kirchenräume erlebbar machen
Es ist eine pastorale Chance, mit einem ungewohnten, vielleicht sogar überraschenden Programm in unsere Kirchenräume einzuladen und sie selbst zum Erlebnis werden zu lassen. 
Manchmal ist es schon mit einfachen Mitteln möglich, in einem Kirchenraum eine besondere Atmosphäre zu schaffen, die wirkt:

Atmosphäre durch Licht         
          nur mit Kerzen die Kirche erleuchten
          Spots
          Farbiges Licht (bis zu Lichtinstallationen)
          Lichterlabyrinth
Atmosphäre durch Musik als göttliche Kunst
          leise Musik im Hintergrund
          andere, unerwartete Musik
          Chorgesang
          Orgelmusik
          bis hin zum Kirchenkonzert
Atmosphäre durch Stille
          auch Stille selber kann gut tun (weniger ist manchmal mehr)
Atmosphäre durch besondere Performance
          Kunstperformance, kurze Theaterbeiträge oder Pantomime o.ä. bezogen auf den Kirchenraum
          Meditative Angebote wie z.B. Musik und Bibeltexte oder Gedichte

Vielen Menschen sind unsere Kirchen nicht mehr vertraut. Gerade das Fremde macht aber auch neugierig. So wäre die Lange Nacht die Gelegenheit, einen Kirchenraum besser kennen zu lernen oder Erlebnisse zu ermöglichen, die es sonst nicht gibt:

  • Kirchenführungen
    Das kann eine klassische Kirchenführungen sein, die versucht möglichst lebendig Geschichte, Kunst und Spiritualität zu verbinden.
  • Kirchenführung mit allen Sinnen
    Tasten (Materialien (be)greifen, einen Kelch, ein Messgewand o.ä. in die Hand nehmen, die Tasten der Orgel…)
    Hören (Orgel mit allen Registern, Glockengeläute, Glöckchen neben dem Altar läuten, Musik, Gesang, gemeinsam singen, von der Kanzel reden u.a.)
    Riechen (Weihrauch, Kerzengeruch, Raumgeruch z.B. Krypta…)
    Schmecken (Messwein, Hostien(abfälle) u.a.)
    Sehen (Lichtvariationen, Kerzen, Nachtführung mit Taschenlampe u.a.)
  • Spezielle Kirchenführungen mit besonderen Noten:
    nächtliche Kirchenführung mit Taschenlampe, Kirchenführung mit anschließender Messweinverköstigung, Weihrauch-Degustation im Altarraum, Zwischen Glocken und Fledermäusen – der Kirchturm bei Nacht usw.
  • Der Mesner erklärt uns seinen Arbeitsplatz
  • Vorführung der liturgischen Gewänder
  • Orte öffnen, die sonst kaum erreicht werden:
    Kirchturm, Dachboden der Kirche, Empore mit der Orgel, Sakristei, Krypta…
  • Einmal unten liegen:
    Vor allem barocke Deckenfresken sind faszinierend, wenn man einmal darunter liegen und nach oben schauen darf (Matten auflegen).
  • Orgel hautnah erleben
    Die Orgel selber entdecken dürfen und erklärt bekommen, ev. mit anschließendem Orgelkonzert
  • Glockenraten
  • Friedhofstouren
  • Die Geschichte einer Kirche lebendig werden lassen
    Anekdoten und ‚Gschichtle‘ aus der Kirchengeschichte; Bilder, Fotos und Filme; Zeitzeugen; „Aus dem Leben unsrer Kirchenmaus“ erzählen oder spielen usw.
  • Menschenkette rund um die Kirche

Kirchenräume sind immer auch Orte unseres Glaubenslebens und oft voll Bildern unseres Glaubens. In kreativen Formen kann der Glaube über die Bilderwelt zur Sprache gebracht werden:

  • Biblische Geschichten zu Bildern in der Kirche neu erzählen (ev. in verschiedenen Formen wie erzählen, spielen usw.)
  • Das Glaubensbekenntnis in Bildern:
    Wo finden wir in der Kirche Elemente des Glaubensbekenntnisses in welcher Form?
  • Ein Bild, eine Heiligenstatue, einen Propheten in den Mittelpunkt stellen und „sprechen“ lassen
  • Rund um den Schutzpatron
  • Die Heiligen an den Wänden oder in den Glasfenstern stellen sich vor
    z.B. durch verschiedene Erzähler, die sich mit je einer Figur beschäftigen und versuchen, sie für Zuhörer lebendig werden zu lassen.
  • Menschen von der Bedeutung des Kirchenraums (der Kirche) in ihrem Leben erzählen lassen
    So ein Angebot wird interessanter, wenn auch bekannte Personen sich daran beteiligen.
  • Evangelium im Dialekt
    Menschen aus der Gemeinde übersetzen im Vorfeld Teile in den Dialekt und das Ganze wird dann in der Langen Nacht vorgetragen.

Nicht nur der Alltag der Kirche darf sichtbar werden, sondern auch der Alltag in die Kirche einkehren. Aktuelle Probleme und Herausforderungen können im Kirchenraum zur Sprache kommen:

  • Podiumsgespräche, Vorträge, „ins Gespräch kommen“, Nachtgespräch
  • Filmvorführungen
    Die diözesane Medienstelle hat viele Filme mit Vorführrechten zu den verschiedensten Themen im Verleih (medienverleih.at)
  • Kreative Formen wie Kabarett o.ä.

 Die Lange Nacht könnte auch eine Chance für uns als Kirche sein, Menschen zuzuhören, die mit Kirche und Glauben ihre Probleme haben:

  • Kirchenkritik und Glaubenszweifel: Eine Klagemauer ermöglichen
  • Kirche hört zu: Das Mikrofon ist für jeden und jede da…
  • Wenn ich einmal predigen dürfte…
  • Kirche hört: Was Liebende ihr zu sagen haben

Zielgruppe Kinder
Die Langen Nacht kann verschiedene Zielgruppen ansprechen. Besonders berücksichtigt werden muss das, wenn man Kinder und Jugendliche erreichen möchte. Aktivitäten für Kinder müssen zeitlich richtig positioniert sein, wobei das Dunkel der Nacht auch seinen Reiz hat. Hier macht es Sinn mit Schulen (auch Musikschule o.ä.) und dem Religionsunterricht zusammen zu arbeiten. Wichtig ist, dass die Angebote für Kinder gesondert am rechten Ort beworben werden (vor allem über Kindergärten und Schulen).

  • Kinderfahrzeugsegnung (für Tretroller, Dreiradler usw.)
  • Kirchenquiz, Schnitzeljagd, Kirchenrallye
  • Kinderkirchenführungen
  • Kirchenführung durch die Ministranten
  • Kinder predigen auf der Kanzel (ev. als Projekt aus Religionsunterricht)

 Zielgruppe Jugendliche
Jugendliche werden kaum durch das Programmheft zur Langen Nacht kommen. Möchte man Jugendliche erreichen, muss man sie gezielt mit einbinden, indem man mit ihnen etwas vorbereitet oder Jugendliche selber Ideen für diese Nacht entwickeln lässt und ihnen Zeit und Raum gibt. Kirchliche und nicht-kirchliche Jugendgruppen und die Schulen könnten da wichtige Partner sein.

  • Kreative Jugendliche dürfen eine nächtliche Stunde lang den Kirchenraum nach ihren Vorstellungen bespielen. Die Erwachsenen sind Publikum.
  • Jungen Künstlern Raum geben (z.B. Ausstellung, ev. zu biblischen Themen)
  • Jugendliche Musikgruppen treten auf (von Rock bis Blasmusik)
  • Speakers Corner: Den Jugendlichen gehört die Kanzel

Pilgernd Kirchen verbinden
Wir haben eine hohe Dichte an Kirchen und Kapellen und zudem ist das Pilgern derzeit sehr gefragt. Kirchen und Kapellen könnten für die Lange Nacht miteinander verbunden und angeboten werden als Kapellenwanderung oder auch ökumenisch als „Mehrere Kirchen – ein Weg“.

  • Nächtlicher Fackelzug zwischen zwei Kirchen
  • Nächtliche Kapellenwanderung, Kirchen-Nachtwanderung
  • Pilgerwanderung, Dreikirchenlauf
  • Lichterprozession
  • Friedhofstouren
  • Von Bildstock zu Bildstock
  •  Thematische Rundtouren in einer Stadt

Ein liturgischer Rahmen
Abgesehen vom Einläuten der Langen Nacht ist es gut, wenn die Nacht eine passende Klammer hat, eine offizielle Eröffnung und ein Ende. Da würde es Sinn machen, die Klammer mit zumindest kleinen liturgischen Akten zu setzen. Durch einen solchen Rahmen wird der Hintergrund des Ganzen noch einmal präsent gemacht.