Der Internationale Frauentag am 8. März fordert auf, hinzuschauen auf die Verhältnisse, in denen Frauen weltweit leben.

Friederike Winsauer

Fast alle Gesellschaften, Kulturen und Religionen dieser Welt haben mit verschiedenen Methoden das gleiche getan: Sie haben die Frau zu einer zweiten Kategorie Mensch gemacht, die dem Mann nicht gleichgestellt ist. Zumindest seit ca. 3.000 Jahren. Warum funktioniert dieses System, die Frau zu dem grundsätzlich Anderen zu machen, nachgereiht nach dem „eigentlichen“ Mensch, dem Maß aller Dinge, der Norm, dem Mann (le homme = der Mensch)? Das macht mich etwas ratlos und ich habe auch keine einfachen Antworten, eher weitere Fragen.
Wie kommt dies, dass trotz aller Philosophie, Religion und Entwicklung die wirkliche Freiheit für alle auf dieser Welt nicht möglich zu sein scheint? „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, wird gerne zitiert und sicher auch nach Möglichkeit ernstgenommen, nur die Frauen müssen weltweit mehr Abstriche machen und mit unendlichen Würdeverletzungen umgehen.

In allen großen Religionen der Welt finden sich hierarchische Strukturen, welche traditionell ein Patriarchat begründen. Nur sehr schleppend und stets auf Druck von außen, öffnen sich manche ein kleines bisschen, indem sie auch Frauen in hohen religiösen Ämtern akzeptieren. In manchen anderen Religionen hingegen scheint sich entweder gar nichts zu tun, oder sie verschärfen gar ihre Unterdrückung und Zurückweisung von Frauen.
Da viele scheinbare Gewissheiten wegbrechen, bekommen die Fundamentalisten, die angeblich auf die Verunsicherungen einfache Antworten bereithalten, politisch und religiös Aufwind. Und wenn wir den Internationalen Frauentag feiern und ernstnehmen wollen, müssen wir genau auf solche Rückschritte und Verschärfungen gut hinschauen und zu verhindern wissen, dass nicht der eingeforderten  Gleichberechtigung und den Frauen im allgemeinen die Schuld an der Misere zugeschoben wird. Wir müssen eher darauf aufmerksam machen, dass all die Kriege auf der Welt doch von Männern geführt werden und männliche Gewalt an der Tagesordnung ist. Als Ehrerbietung für den Internationalen Frauentag muss sich die Erkenntnis durchsetzen, wirklichen Frieden und Entwicklung wird es nur auf der Basis von ehrlicher und wahrhaftiger Gleichberechtigung geben.

Und so lässt mich der Internationale Frauentag dieses Jahr etwas ratlos und resigniert zurück, auch und vor allem wenn der globale Blick sich hinzoomt auf unser Ländle, z.B. nach Egg…
Was mir dieser Tag aber auf jeden Fall schenkt, ist dieses wunderbare, einfache Bild von Brot und Rosen. Alle Frauen dieser Welt brauchen Brot und Rosen, ein Bild, das wir ChristInnen eigentlich besonders gut verstehen müssten: Wir leben nicht vom Brot allein.