Finanzkrise, Atommüll, Hunger, Arbeitslosigkeit. Unser Wirtschaftssystem hat eindeutig zu viele Verlierer. Es wird Zeit für ein neues. Eines, das dem ganzen Menschen dient. Der 4. Frauensalon zeigt Visionäres und Mögliches.

Um ein neues Wirtschaften zu entwerfen, beginnt die Sozialethikerin Ina Prätorius bei ihrem Vortrag ganz von vorne. Was ist Wirtschaft? Was ist der Mensch? Was sind seine Bedürfnisse? Was ist Arbeit? Die Klärung dieser Fragen ist der erste Schritt zu jeder Alternative.

'Oikos', der Großhaushalt

Das griechische Wort ‚oikos’, von dem unsere ‚Ökonomie’ kommt, bezeichnete das Haus oder den Haushalt. Ein antiker Großhaushalt war so etwas wie ein Selbstversorger-Unternehmen. Hier wurde angebaut und hergestellt, was zum Leben nötig war. Wenn es Überschüsse gab, wurden diese zum Markt gebracht und getauscht.

Die Engführung

Der Wirtschaftsbegriff von heute hat sich reduziert auf ein klitzekleines Segment des Haushaltes, nämlich auf eben diesen Markt. Alles andere – die Haushaltspflege, die Fürsorge für Kinder und Alte, der Garten, die Bildung – hat für das wirtschaftliche Denken keine Relevanz. Damit geht auch die Sorge um grundlegende Bedürfnisse auf wirtschaftlicher Ebene verloren. Die Frage: Was braucht der Mensch? wird dort nicht gestellt.

Das Umgebende, die Matrix

Prätorius plädiert für einen Ansatz, der den Menschen als ganzen sieht, hineingeboren in etwas, das ihn umgibt, in eine sogenannte Matrix. Zu dieser Matrix gehören Luft und Wasser ebenso wie Mitmenschen und Geborgenheit. Der Mensch ist immer bedürftig, sein Leben lang in unterschiedlichem Maße abhängig. Gleichzeitig ist er immer auch frei. Beides. Da die Matrix so etwas wie eine „nährende Hülle“ für uns ist, muss sie wirtschaftliche Entscheidungen mitbestimmen. „Wir können nun einmal ohne Luft nicht leben. Ohne Geld jedoch hat das Jahrtausende gut funktioniert.“, führt die Theologin klar vor Augen. Auf struktureller Eben würde das zB. heißen, dass das Lebens- und Wirtschaftsministerium zusammengelegt wird. Das Finanzministerium wäre diesem unterstellt, weil es ihm ja dient.

Alternative 1: tauschen

„Dass Geld dem Menschen dient und nicht umgekehrt“, davon spricht auch Ulrike Amann, die als Teilnehmerin der Podiumsdiskussion alternative Währungen ins Spiel bringt. Sie sind ein Beispiel dafür, dass anderes Wirtschaften möglich ist. Ob der Tausch von Talenten oder das Zahlen mit Regionalwährungen – in Vorarlberg hat sich mittlerweile eine Wirtschaftsform entwickelt, die zukunftstauglich ist.

Beim Talente Tauschkreis werden Dienstleistungen nicht mit Geld sondern mit Gegenleistungen abgegolten. Jede und jeder bringt dabei ein, was er bzw. sie gut kann. Das kann so aussehen, dass jemand das Heckenschneiden gegen eine Massage eintauscht. Abgerechnet wird in Zeit – damit wird das übliche Wertesystem, das Arbeiten unterschiedlich bewertet, außer Kraft gesetzt. Jede Tätigkeit ist gleich viel wert. Das alternative System stärkt das Füreinander. Profitdenken gibt es keines.

Alternative 2: Vaude

Die dritte Frau, die Frauenreferentin Friederike Winsauer auf dem Podium begrüßt, ist Antje von Dewitz. Sie ist Geschäftsführerin von Vaude, einem Unternehmen in Tettnang, das mehrfach für ökologisches und soziales Wirtschaften ausgezeichnet wurde. „Ich war immer Idealistin, wollte immer gestalten“, erzählt sie. Nach ihrem Studium und Praktikas bei diversen NGOs wurde ihr klar: „Wenn du wirklich was verändern willst, dann hier.“ So stieg sie ins Familienunternehmen ein.

Die Leidenschaft für den Berg stand am Beginn der Firmengründung und ist bis heute die Motivation für menschen- und umweltfreundliche Abläufe im Unternehmen – konsequent bis ins letzte Detail. Seit 2001 arbeitet Vaude mit dem strengen Umweltstandard bluesign, wurde als erstes Outdoor-Unternehmen nach EMAS öko-zertifiziert und hat ein eigenes Öko-Bewertungssystem (Green Shape) entwickelt, das extrem hohe Ansprüche stellt. Bemerkenswert ist die Recyclingtechnik, die es ermöglicht, aus alten Kunststoffen neue Kleidung herzustellen. Die soziale Verantwortung von Vaude zeigt sich im firmeneigenen Kinderhaus, in Teilzeitjobs, Freizeitangeboten für MitarbeiterInnen und der Mitgliedschaft bei ‚Fair Wear’, eine Initiative, die Arbeitsbedingungen im Ausland überwacht.

Antje von Dewitz stand mit ihren MitarbeiterInnen irgendwann vor der Frage: Ganz oder gar nicht. Sie entschieden sich für 'ganz'. Umwetlfreundliches Produzieren macht natürlich große Mehrkosten, die sich im Verkaufspreis niederschlagen. Trotzdem können sich die Produkte auf dem Markt behaupten. Denn Vaude kombiniert Nachhaltigkeit mit hoher Funktionalität und ansprechendem Design. Nur 'öko' - das wäre zu wenig. Das Unternehmen beweist: der Mut zu Neuem und die Treue zu Idealen machen Unmögliches zur Realität. 

Alternative 3: Frau Heimpl

Clownfrau Elke Maria Riedmann gelang es nicht nur, die Besucherinnen zum Lachen zu bringen. Sie zeigte auf der Bühne auch, wie konkretes Tun und das Nachdenken und Diskutieren darüber zusammen gehen. Darin liegt eine Grundbedingung für gutes Wirtschaften.