Unter Frauen hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten vieles geändert: klassische Rollenverteilungen wurden hinterfragt und kritisiert, Frauen sind nicht mehr bereit, sich vorschreiben zu lassen, ob sie berufstätig sein dürfen oder nicht, ob sie Kinder haben wollen oder nicht. Dass die Umbrüche, das je neue Ausverhandeln und Finden der eigenen Rolle, auch kräftezehrend sein können, haben Frauen inzwischen ebenso gelernt. Und wie steht es um die Männer? von Petra Steinmair-Pösel

Männer in Bewegung lautet der Titel der neuen deutschen Männerstudie. Und deutet an, dass nicht nur unter Frauen die klassischen Lebenskonzepte im Umbruch begriffen sind. Auch Männer setzen sich (endlich?) mehr als bisher mit den ihnen traditionell zugedachten Rollenmodellen auseinander. Doch bewegen sich Männer wirklich? In welche Richtung? Und mit welcher Geschwindigkeit?

„Dass es eine Bewegung gibt, zeigt allein die Vielfalt von Männertypen: neben traditionellen finden wir moderne, dazwischen pragmatische und suchende. Die traditionellen Männer werden weniger, die modernen mehr“, analysiert der Werteforscher und Studienautor Univ.-Prof. Dr. Paul M. Zulehner.

Als traditionelle Männer gelten jene, die sich primär vom Beruf her verstehen, als „Familienerhalter“ für das Einkommen sorgen, sich jedoch kaum in der Beziehungsarbeit engagieren und auch nur wenig Zugang zur eigenen Innenwelt haben. Zudem sind diese Männer in vielfältiger Weise gewaltgeneigt. Moderne Männer „erobern“ für sich auch den Lebensraum Familie, den sie partnerschaftlich gestalten: sie beteiligen sich an der Beziehungspflege, respektieren, dass Frauen Familie und Beruf verbinden, verringern ihre Arbeitszeit, um Angehörige zu pflegen.

Männer sind also tatsächlich in Bewegung, auch wenn sie mit dem Tempo der Frauen nicht ganz mithalten können. Immerhin stehen in Deutschland 32% modernen Frauen nur 19% moderne Männer gegenüber. Was dies für die Qualität und Stabilität von Beziehungen