von Petra Steinmair-Pösel

Steinmair-Pösel Pösel IIDie einen Mütter haben sie, weil sie arbeiten gehen, die anderen Mütter, weil sie nicht erwerbstätig sind. Manche Frauen haben sie, weil sie keine Kinder wollen, andere, weil ihre erwachsenen Kinder Probleme haben. Schuldgefühle. In ihrem Vortrag beim Neujahresempfang des Landesfrauenreferats charakterisierte die Psychologin Julia Onken Schuldgefühle als ein frauenspezifisches Problem. Schließlich, so Onken etwas salopp, hätten Frauen lange Schuldtradition zu tragen, die zurückreiche bis zu Eva und dem Apfel.

Dabei seien weibliche Schuldgefühle meist unbegründet, also nicht auf einen konkreten Fehler zurückzuführen. Gerade das mache sie aber so schwer bekämpfbar. Aus ihrer langjährigen Arbeit mit Frauen ist Onken überzeugt, dass im Hintergrund oft das über Generationen weitergegebene Gefühl steht, als Frau „irgendwie nicht richtig“ zu sein – ein wenig ausgeprägtes Selbstwertgefühl, das durch erlebte Entwertungen weiter genährt würde: durch die nach wie vor auseinanderklaffende Einkommensschere ebenso wie durch die Erfahrung, dass trotz höherer Bildungsabschlüsse von Frauen immer noch vorrangig Männer in Führungspositionen kommen.

Gibt es Gegenstrategien? Die Psychologin rät: Mich mit Menschen umgeben, die mir gut tun, einen freundschaftlichen Umgang mit mir selbst pflegen, mich als Kind Gottes verstehen und mit Freude alles zu entfalten suchen, was an Potentialen in mir angelegt ist – dann bringe ich mein Bestes in die Welt und das tut mir und den anderen gut.