von Petra Steinmair-Pösel

Die 66-jährige Französin ist Philosophin und dreifache Mutter. Ihr jüngst auf Deutsch erschienenes Buch mit dem Titel „Der Konflikt. Die Frau und die Mutter“ erreichte in ihrer Heimat sofort Platz eins der Bestsellerliste. Es gibt gute Gründe, Elisabeth Badinters Stimme auch hierzulande zu hören. Denn die Philosophin ortet in Frankreich, noch mehr aber in Deutschland (und Österreich) eine ideologisch gefärbte Rückkehr zur Natur, die die Mutterschaft als zentralsten Lebensinhalt von Frauen wieder in den Vordergrund rücken will.

Sechs Monate voll stillen, auch später rund um die Uhr für das Kind verfügbar sein – das ist das Bild einer Frau, die als „perfekte Mutter“ alles gibt. Doch genau dieses Mutterideal mit seiner „Überhöhung der Mutterschaft ist der größte Feind der Fortpflanzung“. Denn die Besorgnis, dieser überhöhten Mutterrolle nicht zu genügen, vielleicht sogar das Kind zu schädigen, halte viele Frauen davon ab, Kinder zu bekommen.

Dabei gibt die Französin nichts von der Verantwortung für die Kinder, betont aber gleichzeitig, dass Mütter auch Frauen mit eigenen Interessen bleiben. Und dass es nicht nur Aufgabe der Frauen, sondern beider Elternteile und letztlich der Gesellschaft als ganzer ist, sich um die Kinder, aber auch um Alte und Pflegebedürftige zu kümmern. Die Einführung eines Betreuungsgeldes für Mütter sieht Badinter erwartungsgemäß kritisch: „Die Zeche dafür zahlen allerdings die Frauen, die so auf ihre alten Fürsorgetätigkeiten festgeschrieben werden.“

Buchtipp
_ Elisabeth Badinter, Der Konflikt. Die Frau und die Mutter. Verlag C.H. Beck. München 2010. ISBN: 978-3406608018.