von Petra Steinmair-Pösel

„Lasst mich in Ruhe!“ titelte in der letzten Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ die Literaturwissenschaftlerin Ursula März ihren provokanten Beitrag. Und macht sich damit zum Sprachrohr jener Frauen, die nicht dauernd in irgendwelchen Leitartikeln, Zeitungskolumnen, Partygesprächen oder Parlamentsdebatten Gegenstand der Diskussion sein wollen: Ob sie ein Kind haben soll oder drei, stillen oder nicht. Ob sie lieber ihrem Mann den Rücken freihält, oder sich doch selber im Beruf entfalten will. Wie sie das mit der Vereinbarkeit hinbekommt und ob es Quoten braucht ...

All das, so März, sei eher ein Ausdruck von Entmündigung denn Emanzipation: Gar mit einer ständig gemusterten, beurteilten, bevormundeten Labormaus vergleicht sie die Situation der so in der öffentlichen Diskussion präsenten Frauen. Freilich: die besprochenen Probleme kann auch sie nicht wegargumentieren. Aber sie zeigt zwei damit verbundene problematische Kategorien auf, welche die Diskussionen oft insgeheim beherrschen: den Mangel und die Unlösbarkeit.

März plädiert in der Folge für eine zweijährige Rede- und Schreibpause über Frauenrollen und Frauenthemen. Ob das weiterhilft? Mir erschiene ein Perspektivenwechsel konsequenter und hilfreicher: Weg vom Mangeldenken, von der Frage, wer nun was muss und soll – hin zur Frage, wie Frauen und Männer gemeinsam Gesellschaft so gestalten können, dass ihr Leben nicht mehr halbiert ist. Und dass auch Frauenleben stets vielschichtiger ist als jede Theorie darüber.