von Petra Steinmair-Pösel

Letzte Woche war es eine Bischöfin, die zum Gedankenexperiment einlud - diesmal gar eine Päpstin. Der gleichnamige Film über Johanna von Ingelheim alias Johannes Anglicus, die der Legende nach im 9. Jahrhundert für kurze Zeit die Geschicke der katholischen Kirche lenkte, dann aber zum Opfer römischer Machtintrigen geworden sein soll, füllt die Kinosäle.

Auch wenn sich Historiker/innen weitgehend einig sind, dass es sich um eine erfundene Gestalt handelt, die erst Jahrhunderte später in der Literatur auftaucht, bleibt doch die Frage, warum eine Frau auf dem Papstthron mehr als ein Jahrtausend später zu faszinieren vermag – über die spannende Story hinaus.

Welche Wünsche und Sehnsüchte sind hier angesprochen? Was hätte eine Frau in so machtvoller Stellung in die Kirche  inzubringen? Drei zentrale Elemente sind es, die der Film eindrücklich inszeniert: Seit frühester Kindheit ist Johanna eine radikale Gottsucherin – und dabei überzeugt, dass Verstand und Vernunft sie nicht von Gott weg, sondern in ihrer letzten Konsequenz zum Geheimnis schlechthin führen werden. Deshalb ist die junge Frau zutiefst erfüllt vom Wunsch zu wissen und zu verstehen – ohne sich bei dieser Suche nach der Wahrheit von überkommenen Normen und Konventionen einschränken zu lassen.
Bei all der Suche nach Erkenntnis geht es ihr zutiefst um die Menschen, vorrangig um jene am Rand der Gesellschaft. Indem sie diese ermächtigt, ein menschenwürdiges Leben zu führen, erfährt sie – so ihr tiefstes Bekenntnis im Film – Gott in ihrem Herzen.