von Petra Steinmair-Pösel

Sie sind beinahe omnipräsent. „Für die westlichen Gesellschaften gehört die Abbildung der weitgehend unbekleideten, sauberen, schlanken, ordentlich rasierten und dem Leben aufgeschlossen entgegenlächelnden Frau ... zum Alltag.“ Provokant, etwas konservativ aber punktgenau klingt die Diagnose der Journalistin Iris Radisch in der letzten Ausgabe der „Zeit“. Von einer Softpornografisierung fast aller Gesellschaftsschichten ist die Rede. Anlass: Die Frauen der deutschen Fussballnationalmannschaft, die sich – frech und selbstbewusst – für den „Playboy“ ablichten ließen.

Freilich: Die jungen, erfolgreichen und unabhängigen Frauen selbst verstehen sich nicht als Sexualobjekte und schon gar nicht als ausgebeutete Opfer. Doch gerade die vermeintliche Harmlosigkeit dieser gesamtgesellschaftsfähigen, sanften Art der Pornographie enthüllt Radisch als erschreckenden Triumph der „Zurichtung des Frauenkörpers auf den männlichen Blick“.

Wer dessen lange Geschichte erleben will, findet im Louvre eine anschauliche Dokumentation entblößter Frauen inmitten bekleideter Männer. Wer es moderner mag, kann – statt nach Paris – in jedes beliebige Einkaufszentrum gehen. Mir geht es nicht um Moral. Und schon gar nicht um eine Abwertung des weiblichen Körpers. Sondern um die beunruhigende Frage, ob nicht auch die scheinbar so selbstbewusst inszenierte Nacktheit das alte Bild weiblicher Verfügbarkeit bedient.