von Petra Steinmair-Pösel

… und freu dich auf die nächste Krise! Unter diesem provokant gewählten Titel versuchte das deutsche Berater-Ehepaar Zurhorst in ihrem Festvortrag zum 30. Geburtstag des Ehe- und Familienzentrums (www.efz.at) Lust auf die nächste Krise zu machen. Selbst krisenerprobt, berichten die beiden von ihren Erfahrungen: Er verlor seinen Job als Manager. Sie litt nach einer Bilderbuchkarriere in der Kinderphase an Burnout. Dazu kam für das Paar noch eine heftige Ehekrise. Heute sind sie überzeugt: Jede/r bekommt haargenau jene Krise, die sie/er gerade braucht.

Wer aktuell in einer Lebenskrise steckt, sogar Angst hat, dabei alles zu verlieren, tut sich mit dieser These zunächst vielleicht schwer. Und doch: Ob nicht gerade ein solcher vertrauensvoller Perspektivenwechsel (die Bibel spricht von metanoia – Umkehr) dazu beitragen kann, eine Krise nicht nur passiv abzuwehren, sondern sie wirklich zu durchleiden, darin zu wachsen und sie als Chance zu ergreifen, vieles im eigenen Leben zu klären und neu – ehrlicher und stimmiger – zu gestalten?

Denn wie rasch geht in der Vielzahl familiärer, beruflicher, beziehungsmäßiger und ökonomischer Ansprüche das Selbst verloren? Zwar funktionieren wir noch, aber unter der Oberfläche herrscht Leere: Selbst-losigkeit, jedoch keine frei gewählte und damit heilsame, sondern eine (selbst-)zerstörerische. Liebe dich selbst – das meint keinen billigen Ego-Trip, sondern die tiefe Gewissheit, dass ich, so wie ich bin, wertvoll und liebenswert bin und der Welt etwas zu schenken habe.