vom Mag. Wilma Loitz, Kath. Bildungswerk - Elternbildung

Karriere und Kinder

Brigitte Ederer, Vorstandsvorsitzende von Siemens Austria, spricht in einem Interview über ihre Karriere, und - das allein lässt mich schon aufhorchen - auch über die Schattenseite ihres Erfolgs. Kinderlosigkeit nennt sie als Preis, den sie für beruflichen Aufstieg bezahlt hat und das Bedauern darüber ist spürbar. Ich bin berührt von der Offenheit und spüre gleichzeitig den Ärger darüber, dass in unserer Gesellschaft nur Frauen diesen Preis zahlen müssen.

Doch  stimmt das wirklich?  Oder ist die Situation noch komplexer? Verzichten nicht auch die männlichen Vorstandsvorsitzenden auf ihre Kinder, zumindest auf das aktive Leben mit ihnen, und merken vielleicht gar nicht, dass ihr Leben eigentlich auch kinderlos ist. Es ist höchste Zeit, den Begriff der Karriere neu zu definieren. Karriere könnte und müsste viel mehr sein als das einspurige, ellenbogenunterstützte Streben nach gutbezahlten Machtpositionen. Lebensqualität, Sinnhaftigkeit, Vielfalt wären Schlüsselbegriffe für Karrieren, die die Liebe und das Leben mit einschließen würden.

Das geht wohl nicht ohne das Umdenken einzelner: Ich muss mich immer wieder neu fragen: Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Wofür will ich meine immer auch begrenzte Zeit und Energie investieren? Gleichzeitig braucht es jedoch soziale Rahmenbedingungen, die aus der Entweder-Oder-Falle heraushelfen und ein lebensdienliches Sowohl-als-Auch ermöglichen. Das wäre ein wirklicher Gewinn für unsere Gesellschaft.

Wilma Loitz_kleinerMag. Wilma Loitz
Katholisches Bildungswerk - Elternbildung