von Petra Steinmair-Pösel

Und wieder feiern wir in diesen Tagen Weihnachten: die Geburt des göttlichen Kindes damals im Stall. Ein wundersames, beinahe un-glaubliches Ereignis vor mehr als 2000 Jahren. Noch immer vermag das hilflose Kind in der Krippe unser Herz zu berühren. Doch ist das (und das ist gewiss sehr viel) schon alles? „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren doch nicht in dir, du wärest ewiglich verloren“, gibt Angelus Silesius zu bedenken.

Gott – in mir geboren? Ich bin doch nur ein normaler Mensch! – wendet sogleich die Stimme der Zweiflerin ein. Und weiß so manche Schattenseite und Gottlosigkeit aufzuzählen. Es ist die allzu vertraute Stimme, die da bewertet, die richtet und (ver-)urteilt, die einteilt in gut und böse, richtig und falsch. Doch aus der Tiefe meldet sich leise und unaufdringlich noch eine andere Stimme: sie weiß um den heiligen Raum im Inneren und darum, dass Gott darin gegenwärtig ist, bedingungslos, ohne wenn und aber.

Mich von dieser Stimme einladen lassen. Mir eine halbe Stunde Zeit gönnen, in die Stille gehen, in meinen heiligen Raum: „Lass Dich schweigend auf Dich selbst zukommen ... Halte Dich aus, Du wirst erfahren, wie alles, was sich in solcher Stille meldet umfasst ist von einer namenlosen Ferne, wie durchweht von etwas, das wie Leere erscheint“, rät der Theologe Karl Rahner zur Vorbereitung auf das Fest der Menschwerdung. In der (scheinbaren) Leere das Geheimnis Gottes in mir selbst und in den Menschen, die ich liebe, erahnen – und es in den Augen jener zu entdecken suchen, die mir in diesen Tagen begegnen.