Sommerzeit: warme Tage (ein wenig durchwachsen dieses Jahr) und lange Abende – für viele eine Zeit für Ferien, Urlaub, Erholung. Entspannen, ausspannen – funktioniert das so einfach, nach langen Phasen des Eingespannt-Seins? Das Fragezeichen, das vielleicht auch Sie, liebe Leserin, geschätzter Leser, mit Ihrer Lebenserfahrung zu setzen geneigt sind, lässt ahnen: die Logik der Machbarkeit besitzt hier nur bedingte Gültigkeit.

Und so geraten viele an ihre Grenzen, wenn die Spannung nachlässt: vielleicht kommen sie mit der ungewohnten Nähe in der Familie während des so lang herbeigesehnten Urlaubs nicht zurecht – latente Konflikte drohen zu eskalieren. Oder es erfasst sie bleierne Müdigkeit. Manche werden sogar krank. Auch der Versuch das Erholungsprogramm ebenso effizient wie den Berufsalltag durchzuorganisieren scheint unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Der Ausstieg aus dem rasch sich drehenden Rad des Alltags ist keineswegs frei von Risiko.

Es ist das Risiko, sich vom Rand des Lebensrades wieder in die Mitte zu tasten: die Chance, zu überprüfen, ob das, was ich das ganze Jahr emsig mache, stimmig ist; die Chance mit mir selber, mit meinen tiefen Sehnsüchten in Berührung, in Einklang zu kommen – und mit den Menschen um mich herum. Auf dem Weg dorthin stehen zunächst vielleicht Konflikt, Müdigkeit, Frustration – und braucht es Geduld und Gelassenheit: mit mir selbst, mit den Anderen. Doch in der Mitte angekommen wartet eine beglückende Erfahrung: sein.