von Petra Steinmair-Pösel

Nun ist es also erschienen, das neue Buch Papst Benedikts über Jesus von Nazareth. „Den realen Jesus finden“ wollte er, heißt es im Vorwort. Und das auf eine Weise, dass Jesus nicht nur als eine in der Historie „eingehauste“ Person erscheint. Vielmehr sollten Begegnung mit und persönliche Beziehung zu jenem Jesus möglich werden, der als der auferstandene Christus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. Medial wurde vor allem die im Buch anklingende Verhältnisbestimmung zum Judentum gewürdigt.

Zugegeben: Ich habe das 300 Seiten umfassende Werk noch nicht zu Ende studiert. Doch wenn TheologInnen Bücher lesen, beginnen sie manchmal am Ende, bei der Bibliographie: Auf welche ReferenzautorInnen bezieht sich der Papst? Was sind seine Quellen? Was liest er? Freudvoll überraschend dann eine kleine Entdeckung in diesem Zusammenhang.

Im Personenregister findet sich auch ein in Vorarlberg bekannter Name: Hildegard Brem, Äbtissin des Klosters Gwiggen. Der Papst zitiert die Expertin für Bernhard von Clairvaux just im Zusammenhang mit der Frage, wie sich die Kirche gegenüber den jüdischen Geschwistern verhalten soll: nicht Bekehrungsversuche seien angesagt, so Hildegard Brem, sondern im Gegenteil: Die Juden seien „selbst eine lebendige Predigt, auf die die Kirche hinweisen“ müsse. Welch hoffnungsvolle Perspektive, wenn die Kirche auch anderen religiösen Traditionen mit größter Wertschätzung begegnet und ihnen Gehör verschafft – und wenn Frauen die theologische Forschung ganz selbstverständlich mitprägen.