von Petra Steinmair-Pösel

Alles beginnt mit der Sehnsucht,
immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres.
Das ist des Menschen Größe und Not:
Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe.
Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
dort bricht sie noch stärker auf.
Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott,
mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an ?
So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen,
dich zu suchen,
und lass sie damit enden,
dich gefunden zu haben.

Nelly Sachs

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Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott, mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an? Welch wundersame Frage, die Nelly Sachs hier stellt. Sie sagt: Da ist einer, der dich, Mensch, immer schon sucht, da ist eine, die immer schon auf dich wartet. Mit einer Sehnsucht so groß, dass sie bereit ist, alles zurück zu lassen, um dir, dem geliebten Du, nahe sein zu können. "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein", staunt fast ungläubig Paulus in seinem Brief an die Gemeinde von Philippi. 

Nie sind wir deshalb ungewollt, unerwünscht, überflüssig. Unsere eigene menschliche Sehnsucht spiegelt etwas davon wieder, mit welch unendlicher Sehnsucht wir gesucht sind. Und weckt die Hoffnung, findend längst gefunden zu sein ...