Hatten Sie schon einmal ein Speeddating mit einer berühmten Persönlichkeit? Die Gäste des 12. FrauenSalons im Bildungshaus Batschuns schon. Gleich acht berühmte Frauen - von Frida Kahlo über Marie Curie und Pippi Langstrumpf bis hin zu Hildegard von Bingen - standen den Frauen rund um ihr Leben Rede und Antwort. Kein Wunder, schließlich lautete das Thema "Frauen - mutig und inspirierend - Speeddating mit Vorbildern".

Das Prinzip hinter "Speed-Dating" kennt man ja: An jedem Tisch sitzt eine Person, die Gesprächspartner wechseln nach ein paar Minuten und man erhält in kurzer Zeit einen ersten Eindruck von seinem Gegenüber. Was aber, wenn die Gesprächspartner eigentlich schon lange tot sind? Dann wird es umso spannender. So gesehen beim 12. FrauenSalon, bei dem die Speeddaterinnen persönlich mit berühmten weiblichen Vorbildern sprechen durften. Acht Frauen aus der Gruppe Literaturig Hard verkörperten dabei Frauen, die man kennen (lernen) sollte: Die Malerin Frida Kahlo, die Benediktinerin Hildegard von Bingen, die deutsche Schriftstellerin Hilde Domin, die Physikerin Marie Curie, Pippi Langstrumpf, die Vorarlbergerin Verena Höchsmann, die Feministin Simone de Beauvoir und die Malerin Niki de Saint Phalle.

Im Gespräch mit Pippi und Marie Curie

Jeweils vier Minuten hatten die Gäste Zeit, den berühmten Frauen zuzuhören, ihren Texten zu lauschen, Fragen zu stellen, mit Pippi Langstrump zu singen oder wie im Fall von Hildegard von Bingen etwas Herzwein zu trinken. Dann erklang die Glocke, die den Tischwechsel einläutete. Viele der Frauen konnten sich kaum von den "Vorbildern" lösen und nutzten die Diskussionsrunden im Anschluss an das Speeddating für weitere Fragen. In vier Minuten kann man natürlich kein ganzes Leben pressen, aber sie reichen, um einen Impuls zu geben - und das war auch Sinn der Sache.

Der Entwurf wird Wirklichkeit

Einen ersten "Anstoß" lieferte auch Dr. Ursula Rapp, Leiterin des Instituts für Religionspädagogische Bildung in Feldkirch, Islambeauftragte der Diözese Feldkirch und - wie sie selbst sagt - feministische Theologin seit 30 Jahren."Vorbilder sind uns nie ganz fremd", erklärte sie, dass wir uns gerne Vorbilder suchen, die etwas an sich haben, das wir selber ins uns tragen. Oder das wir gerne selber hätten. Man projiziert etwas auf diesen Menschen, bringt Rapp ein Beispiel von Berchtold Brechts "Herr K.":  "Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "der Mensch."

Eigenartig und eigensinnig

In der Pädagogik, insbesondere in der Religionspädagogik, werden Vorbilder als Idealmenschen dargestellt, weist sie auf die zahlreichen Heiligen hin. Und manchmal stehen diese auch im Widerspruch, wie bei der jungfräulichen Maria. In den 70er und 80er Jahren habe in der Pädagogik eine Abwendung von den  Vorbildern stattgefunden, weil man der Meinung war, dass Kinder bereits alles in sich tragen, wozu sie sich entwickeln können. Die Entwicklung ist demzufolge alles, was an Anlagen da ist. Daraus resultieren auch prägende Begriffe wie Eigenart - also die Entwicklung der eigenen Art - und der Eigensinn - also der eigenste Sinn.

Vorbilder sind wichtig, weil ...

Immer wieder haben wir es mit Normierungen zu tun, zeichnet Rapp das Idealbild der guten, liebenden Ehe- und Hausfrau, die fleißig, sittsam, freundlich und v.a. hübsch ist. Und auch wenn vieles bereits "überwunden" wurde, wirken die alten Ideale nach, wie ein Blick in die Werbung zeigt. Vorbilder sollten obsolet werden, erkärt Rapp, weil Vorbilder etwas sind "was man nicht ganz wird". "Das würde uns ja zum Abklatsch machen und die Eigenart verhindern", verdeutlicht die Theologin. Aber Vorbilder sind auch Wegweiser und Orientierungshilfen - zumindest so lange, bis sie eben obsolet sind. Und Vorbilder sind notwendig, weil sie uns ans etwas erinnen, das in uns selbst schlummert und aufzeigen, dass da noch etwas ist "was gelebt werden darf".

Gleich mit sieben Vorbildern hatten es die zahlreichen Frauen beim FrauenSalon zu tun. Und mit einem kleinen, frechen, ehrlichen, herzlichen und unschuldigen Mädchen, das Ursula Rapp gerne als Antivorbild bezeichnet und das so gut wie alle der Frauen durch ihre Kindheit begleitet hat: Pippi Langstrumpf, der der Schlusssatz gehören soll: "Merk dir, dass Eine-Wirklich-Feine-Dame sich nur in der Nase bohrt, wenn sie allein ist!"