"Bauen ist mehr als Geld in die Hand zu nehmen - es bedeutet auch Raum für Gemeinschaft, lebendige Kirche und Gottesdienste zu schaffen", begrüßte Finanzkammerdirektor Andreas Weber die 170 Pfarrkirchenräte, die sich am Freitag im Kulturhaus Dornbirn zur Tagung eingefunden hatten. "Stein auf Stein" lautete das Motto - oder eben auch "gemeinsam Kirche bauen".

Ließ man den Blick durch das Publikum im Kulturhaus schweifen, wurde schnell klar: das Amt des Pfarrkirchenrates scheint (noch) eher männlich besetzt zu sein: Die Quote? 150 Männer zu 20 Frauen. Noch viel wichtiger als die Geschlechterfrage waren jedoch andere Zahlen, nämlich die Teilnehmerzahlen. Jeder vierte Pfarrkirchenrat in Vorarlberg war der Einladung der Finanzkammer der Diözese Feldkirch gefolgt, um sich rund um das Thema "Bauen" informieren zu lassen. Oder anders ausgedrückt: jede zweite Pfarre.

Mit Bauen geht Verantwortung einher
Die Zahlen zeigen also: Das Thema "Bauen"  ist auch in den Pfarren Vorarlbergs wichtig. Sieben bis acht Millionen Euro werden jedes Jahr seitens der Kirche dafür "in die Hand genommen"- und damit geht auch Verantwortung einher, betonte Weber. Verantwortung gegenüber den KirchenbeitragszahlerInnen, den Katholiken und nicht zuletzt den Ehrenamtlichen, dass mit diesem Geld sorgsam umgegangen wird.Und weil Bauen nicht einfach nur "Stein auf Stein" schichten ist, ging es bei der Tagung auch um weit mehr: Um den Denkmalschutz, die Finanzierung, Rechtliches, den Kirchenbeitrag, Schöpfungsverantwortung, die Veränderung der Seelsorgestrukturen und der Pfarrkirchenräte und nicht zuletzt: das Konzept "Urlaub auf dem Pfarrhof".

Baubroschüre
Damit den Verantwortlichen in den Pfarren das Thema Bauen mit allem was dazugehört in Zukunft leichter fällt, hat die Diözese Feldkirch eine "Hilfestellung zur Abwicklung von kirchlichen Bauvorhaben" entwickelt. "Baubroschüre" nennt sich dieses Werk, das auf 66 Seiten aus verschiedenen Sichtweisen an das Bauen heranführt. Neben den drei Phasen des Bauens werden darin nämlich auch die pastorale Perspektive, die Frage der kirchlichen Denkmalpflege, der Nachhaltigkeit, Glocken, Orgeln, Rechtliches, wichtiges Tipps und Adressen, etc. aufgeführt. Einen Anspruch auf Vollständigkeit wird hier gar nicht erhoben - viel mehr soll die Broschüre ein Stück weit dazu beitragen, dass Bauen Freude macht. Und mit Freude Kirche gebaut wird.

Angebote
Eine wesentliche Hilfe sind dabei nicht nur die Baubroschüre, sondern auch verschiedene Angebote der Diözese Feldkirch. Der Solidaritäts- und Entwicklungsfonds zum Beispiel, der vor rund vier Jahren gegründet wurde und Pfarren finanziell unterstützt, damit pastorale Ideen nicht am Geld scheitern. Oder der "ÖkoBeschaffungsService" im Rahmen dessen ökologisch nachhaltig produzierte Waren und damit verbundene Dienstleistungen in hochwertiger Qualität preiswert und einfach eingekauft werden können.

Achtung: Denkmalschutz
Etwas schwieriger gestaltet sich das Thema "Denkmalschutz", dem die Pfarrkirchenräte über kurz oder lang im Rahmen kirchlicher Bauprojekte begegnen (müssen). Fakt ist nämlich, dass in Vorarlberg 1.500 Objekte unter Denkmalschutz stehen, erklärt die Leiterin des Landeskonservatorats, Barbara Keiler. Fakt ist auch, dass 620 davon kirchliche Objekte sind. Als  "materielles Zeugnis der regionalen und überregionalen Kulturgeschichte" werden sie erhalten, gepflegt, erforscht und vermittelt. Da können sich Umbau- oder Restaurierungsarbeiten schwierig gestalten.

Veränderung
"In Zeiten, in denen sich Kirche massiv verändert, müssen wir auch baulich damit umgehen", erklärt der Projektleiter der Baubroschüre, Gerhard Vonach. Das heißt auch kritisch zu hinterfragen ob gebaut werden muss, bestehende Räume nicht mit- oder anders genützt werden können und die Frage, wohin sich die Pfarrgemeinde entwickelt, im Auge zu behalten. Stichwort Pastoralgespräch "Die Wege der Pfarrgemeinden". Veränderung ist auch mit dem neuen Papst Franziskus und seinem Schreiben  "Evangelii Gaudium" spürbar, hält Pastoramtsleiter Walter Schmolly fest. Mit den Menschen verändert sich auch die Kirche und damit stellt sich auch die Frage, wie man dieser Veränderung begegnet. Mit Haltungen, Visionen und guten Strukturen zum Beispiel.

Urlaub im Pfarrhof
Strukturiert ging es auch im zweiten Teil der Tagung zu: Im Rahmen von zehn Workshops erhielten die TeilnehmerInnen Gelegenheit sich über verschiedene Themen (siehe oben) zu informieren und sich untereinander auszutauschen. Ein für Vorarlberg völlig neues Konzept ist beispielsweise der "Urlaub im Pfarrhof" - eine österreichweite Initiative zur Nutzung leerstehender Pfarrhöfe.  Das Konzept der Diözese Graz-Seckau basiert auf der Tatsache, dass immer mehr Pfarrhöfe in ländlichen Regionen kaum oder nicht genutzt werden. Diese sollen revitalisiert, modernisiert und adaptiert  und einer touristischen Nutzung zugeführt werden, erklärt Gebhard Barbisch, Liegenschaftsverwalter der Diözese Feldkirch. Schließlich liegen sie meist in guter Lage und sind wahre Schmuckstücke.

”Verkündigt immer das Evangelium, wenn nötig auch mit Worten!“ hat Papst Franziskus im Sommer 2013 Jugendlichen zugerufen. Wenn ein Stein auf den anderen geschichtet wird,  sind Worte aber fast nicht mehr nötig, denn dann ist" Bauen eine zentrale Verkündigungsaufgabe", schließt Bischof Benno Elbs den Tag.

Weitere Informationen zur neuen Baubroschüre und den Angeboten rund ums Bauen und Finanzieren: www.kath-kirche-vorarlberg.at/bauen