Mehr als 120 Pfarrkirchenrät/innen vertraten bei der gestrigen Pfarrkirchenratstagung im Dornbirner Kulturhaus rund 80 Pfarren. Und die grundlegende Fragen lauteten: "Ist Barmherzigkeit auch ein Thema für Pfarrkirchenrät/innen und was kann man konkret dazu beitragen?"

Im "Jahr der Barmherzigkeit" war schnell klar, um welches zentrale Thema sich die Pfarrkirchenratstagung drehen wird. Und dabei wurde der oft gestellten und gehörten Frage nach dem "Was kann man denn schon tun" einige Antwortvorschläge geliefert. Das begann beim einführenden Vortrag von Diözesanbischof Dr. Benno Elbs und endete abends mit einer "Leistungsschau" all dessen, was in den Workshops erarbeitet wurde.

"Unsere Aufgabe ist es, gerecht und nachhaltig zu wirtschaften"

Bischof Benno Elbs gestaltete seine einführenden Gedanken als eine Art mehrstufigen Appell und Impuls und betonte, dass es "die Logik des Herzens" sei, die in allen Handlungen und Entscheidungen maßgeblich sein müsse. Wichtig seien dabei - und das wiederhole auch Papst Franziskus immer wieder - zwei Aspekte: die Nähe und die Barmherzigkeit. "Wir müssen als Kirche immer die Nähe zu dem Menschen suchen, wir müssen bei ihnen sein. Und unser Handeln soll barmherzig sein", so Bischof Elbs. 

Den mehr als 120 Pfarrkirchenrät/innen im Dornbirner Kulturhaus Gab Bischof Elbs dann auch ganz konkrete Ideen und Leitlinien für ihre künftigen Entscheidungen mit. "Wir alle müssen Menschen sein, die missionarische Initiativen, die neue Initiativen möglich machen. Dabei muss es aber auch erlaubt sein, Fehler zu machen", so Bischof Benno Elbs, dessen zweiter Handlungsansatz zum päpstlichen "Umwelt-Enzyklika" "Laudato si" führte. "Unsere Aufgabe ist es heute, gerecht und nachhaltig zu wirtschaften. Das beginnt in den Pfarren damit, dass man sich ganz bewusst den Fragen stellt, wo man einkauft und was man einkauft."

Ebenbilder Gottes

Im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte mahnte Bischof Benno Elbs eine Gesinnungsänderung ein. "Wir sprechen heute nur noch von ,Strömen' und ,Lawinen' von Flüchtlingen, die uns überrollen. Es sind aber keine Lawinen, es sind Menschen, die zu uns kommen. Und wenn wir uns daran erinnern, dass jeder Mensch das Ebenbild Gottes ist, dann müssen wir uns heute gerade im Umgang mit den Flüchtlingen fragen, wie wir über dieses Ebenbild Gottes derzeit sprechen."

Die Kirche kommt nach Hause

Auch die daran anschließenden Workshops zu sechs verschiedenen Themen waren dann durchzogen von diesem Grundgedanken der Solidarität. Pastoralamtsleiter Martin Fenkart stellte bei dieser Gelegenheit die Grundlinien des "Jahres der Barmherzigkeit" vor und gab einen Ausblick auf die kommende Dialoginitiative W'ortwechsel.Dabei geht es darum, dass Kirche nicht länger wartet, bis die Menschen zu ihr kommen, sondern den Spieß umdreht und zu den Menschen kommt. Nach Hause. "Nach dem Vorbild der Hauskreise suchen wir nach Pfingsten Menschen, die bereit sind, Freunde, Nachbarn, Verwandte, Bekannte zu sich einzuladen und gute Gespräche über Gott und die Welt zu führen", erklärt Fenkart.

Flüchtlinge in Vorarlberg - und jetzt?

Caritasdirektor Dr. Walter Schmolly berichtete in seinen Workshoprunden über die aktuelle Situation von Flüchtlingen in Vorarlberg. Zahlen und Fakten bildeten dabei das Kernstück wie zum Beispiel, dass sich derzeit rund 3800 Asylwerber/innen in Vorarlberg befinden, dass die meisten von ihnen aus Afghanistan stammen und dass die Caritas aktuell 234 Quartiere in 83 Vorarlberger Gemeinden betreut.

Birgit Zünd-Hämmerle von der Caritas und der diözesane Koordinator für Flüchtlingsquartiere, Gebhard Barbisch, berichteten dann ihrerseits von Sonderwohnprogrammen bis hin zur Adaptierung von Pfarrhöfen. Karoline Mätzler und Hans Eder - ebenfalls von der Caritas - erklärten schließlich, mit welchen Problemen sich Flüchtlinge auseinandersetzen müssen, wenn sie sich auf den Weg in den heimischen Arbeitsmarkt machen.

"Franziskus-Spatzen" für die Pfarren

Ein Schauplatzwechsel thematischer Art bot dann der Workshop von Felix Rohner, der als Schöpfungsbeauftragter der Diözese sein f5-Projekt erklärte. f5 ist eine Initiative, die sich an den e5 (energieeffizienten)-Gemeinden des Landes orientiert und das faire, solidarische und sozial gerechte Handeln in den Mittelpunkt stellt. Vergeben werden dabei für faire und nachhaltige Initiativen in den Pfarren jeweils "Franziskus-Spatzen".

Zukunftsperspektiven eröffnen

Welche Möglichkeiten der Unterstützung Pfarren bei Bau- und Renovierungsarbeiten haben beziehungsweise welche Leistungen sie sich auch diözesanen Pfarrservice erwarten können, darüber berichtete schließlich Finanzkammerdirektor MMag. Andreas Weber, der gleichzeitig auch zu dieser bereits dritten Tagung der Pfarrkirchenräte eingeladen hatte. 

Und das Fazit ...

Nach einem intensiven aber auch informativen Nachmittag des gemeinsamen Lernens, Diskutierens und Austausch waren alle teilnehmenden Pfarrkirchenrät/innen noch dazu eingeladen, das Gehörte bei einem gemeinsamen Abendessen nachklingen zu lassen. Und dabei hörte man hier wie dort, dass auch die dritte Tagung der Pfarrkirchenrät/innen wieder mit viel an Erfrischenden aufwarten konnte.