Von jeher wurde die Gottesgebärerin in enge Beziehung gebracht zur Zeit sprießender Pflanzen, des Blütendufts, beginnender Fruchtbarkeit in der Natur und wachsender Lebensfreude. Deshalb wird Maria als „Maienkönigin“ gefeiert.

Eine bodenständige Frau. In Maria, der „Mutter Erde“, begegnen wir einer bodenständigen Frau, die ein klares Ja zu Gottes Willen aussprach. Was Maria auszeichnete, waren Hingabe, Treue, Vertrauen und dienende Hilfsbereitschaft. Diese Haltung lässt sich mit Demut (humilitas) beschreiben, was zusammenhängt mit humus, Erdboden, mit dem, was ganz unten ist. Weil sie als „Frau aus dem Volke“ (GL 594) erscheint, ist Maria populär und bietet eine Vielzahl von Berührungspunkten als Tochter, Mutter, Schwester, Arbeiterin, Fürsprecherin und Wegweiserin.

Marienmonat Mai-SpiraleLebensspenderin. Ein anschauliches Sinnbild für Marias lebensentfaltende Kraft als „Mutter Erde“ begegnet uns in der Form der Spirale. Diese gilt in vielen Kulturen als das Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol schlechthin, als Zeichen für die Erneuerung des Lebens. Marias Lebensweg lässt sich an einer Spirale aufrollen: die Frau aus Nazaret sagt JA zu einem Weg, der sich von Anfang an als kurvenreich und „verwickelt“ erweist. Maria vertraut sich diesem Weg mit seinen Fragezeichen, Höhen, Tiefen und Windungen an. Ihr Leben erfüllt sich, weil es auf einen Mittelpunkt ausgerichtet ist: ihre innere Verbundenheit mit Gott in ihrem Sohn, um den sich ihr Leben dreht.

Ein Fest der Lebensfreude. Gerade das auf der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11) gewirkte erste „Zeichen“ Jesu ist ein Beispiel für das Frucht bringende und Leben bejahende Wirken seiner Mutter. Auf einer Hochzeit, dem Fest der prallen Lebensfreude, geht der Wein aus. Es ist Maria, die Jesus auf diesen Notstand aufmerksam macht und die dem Wunder der Weinvermehrung den Weg ebnet: „Tut, was er euch gesagt hat.“ Durch sein Wunder, das in verschwenderischer Fülle Wasser in guten Wein verwandelt, wird nicht nur das Fest gerettet; auch Maria wird beschenkt durch diese Offenbarung der Kraft und Herrlichkeit Gottes. Dennoch: Diese Begebenheit offenbart auch einen Wermutstropfen. Denn auf ihre stillschweigende Bitte erhält sie von Jesus eine ungewohnt schroffe Abfuhr. Trotz der tiefen Verbundenheit mit ihrem Sohn muss Maria schmerzhaft erkennen, dass diesen ein göttliches Geheimnis umgibt, zu dessen letzter Tiefe sie keinen Zugang hat.

Maria-ikoneMarienverehrung. Das Kirchenjahr kennt eine große Zahl von Marienfesten. Grundlage aller Marienverehrung ist Marias gläubiges Vertrauen und ihr Gehorsam auf den Anruf Gottes hin (Lukas 1,38). Dadurch wurde Maria zur »Mutter« aller Glaubenden und zum Urbild der Kirche. Dieser Gedanke ist schon seit dem 2. Jahrhundert auszumachen, ab dem 5. Jahrhundert wird Maria durch eigene Gedenktage verehrt.

Heute gibt es im Laufe des Kirchenjahres fünf wichtige Marienfeste. Einige davon sind sogar als Hochfeste ausgewiesen, ihre Liturgie ist besonders feierlich:

  • Hochfest Mariä Erwählung (8. Dezember)
    Gefeiert wird der Glaube, dass Maria von Gott auf besondere Weise auserwählt und ohne Erbschuld ist.
  • Hochfest der Gottesmutter Maria (1. Januar)
    Als eines der ältesten Marienfeste, nahe an Weihnachten, betont es, dass Maria die Mutter des Gottessohnes geworden ist.
  • Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli)
    Diesem Marienfest liegt der biblische Bericht vom Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth zugrunde (Lukas 1,39–56). Der Festtermin liegt acht Tage nach dem Geburtsfest des Sohnes der Elisabeth, Johannes des Täufers.
  • Fest Mariä Geburt (8. September)
    Es ist neben Weihnachten und dem Geburtsfest von Johannes dem Täufer das dritte Geburtstagsfest im Kirchenjahr.
  • Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August)
    Schon seit früher Zeit ist ein »Tag der Gottesmutter Maria« bekannt, der sich rasch zu einem Fest des »Heimgangs« Marias entwickelte. Papst Pius XII. machte 1950 die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel zum Dogma. Damit wird der Blick auf ihr Lebens gelenkt, das wir »heilig« nennen können und das Gott nach ihrem Tod zur Vollendung geführt hat.

Text aus dem Heft "Marienmonat Mai" der Reihe Familien feiern Kirchenjahr"