Geschichte des Heiligen, wie er lebte, was er glaubte ...

Bischof Martin von Tours ist der erste Nichtmärtyrer, der in der Kirche öffentlich verehrt wurde. Über sein Leben sind wir u.a. durch die Aufzeichnungen seines Freundes Sulpicius Severus unterrichtet.

Als Martin im Jahr 316 (oder 317 ) in Sabaria in Pannonien (heute Ungarn), einer Provinz des römischen Reiches, geboren wurde, befand sich dieses Reich mitten  in einem großen Umbruch, der auch die Christen betraf. Denn drei Jahre zuvor war die Christliche Religion durch ein Gesetz, das sogenannte Mailänder Edikt, staatlich zugelassen und anerkannt worden. In der Folge ließen sich nicht nur viele Menschen taufen, auch der Einfluss der Kirche im Reich wuchs

Offizier im römischen Heer
Martin wuchs im oberitalienischen Pavia auf. Mit zwölf Jahren bewarb er sich gegen den Willen seiner Eltern um die Aufnahme als Taufbewerber ins Katechumenat ( die Zeit der Glaubensunterweisung, vom griechischen Wort für belehren, unterrichten). Die legendäre Begegnung mit dem Bettlern fällt in seine Zeit als Offizier im römischen Heer – noch als Ungetaufter. Erst nach diesem Ereignis empfängt Martin mit 18 Jahren die Taufe und verlässt die Armee. Er will Gott mehr dienen als dem kaiserlichen Befehlshaber.

Missionar- Einsiedler- Bischof
Als junger Geistlicher stellt sich Martin zuerst in den Dienst des Bischofs von Poitiers. Dieser muss wegen Glaubensstreitigkeiten der jungen Kirche, die angesichts der neuen Stellung der Kirche plötzlich auch Folgen für die Einheit des Reiches haben,  vorübergehend fliehen. Nach einer Missionstätigkeit in Pannonien entschließt sich Martin, als Einsiedler zu leben und so Gott näher zu kommen. Im Jahr 360 gründete er bei Poitiers das erste Mönchskloster in Gallien. Im Jahr 371 schließlich wird er von der großen Mehrheit der Diözese gedrängt, den Bischofssitz von Tours anzunehmen.

Hl. Martin - BegräbnisHeiliger und Schutzpatron
Am 8. November 397 starb Martin auf einer Missionsreise in Candes, am 11. November wurde sein Leichnam von Bürgern von Tours dorthin überführt. Über seinem Grab wurde eine erste Kapelle errichtet und zwischen 470 und 474 eine große Basilika, die ein Nationalheiligtum Galliens war. Sein Grab ist noch heute eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Der hl. Martin wurde zum bedeutendsten Heiligen und Schutzpatron des Frankenreiches, das große Teile des heutigen Frankreichs umfasste. Viele Klöster und Kirchen im fränkischen Gebiet sind nach ihm benannt. Martins Mantel  (lat. cappa) wurde von den fränkischen  Königen auf  ihren Reisen von einem Residenzort, Pfalz genannt, zum anderen mitgeführt- als ein symbolisches Zeichen für Barmherzigkeit und Schutz. Aufbewahrt wurde der Mantel jeweils in einem eigenen Raum der Pfalz: der Kapelle.

Priester ideal
Martin verkörperte modellhaft für Jahrhunderte das neue  spätantike Priester- und Bischofsideal: Ein asketischer Mönch, gebildet und tatkräftig zugleich, für den Kult und Kultur der gleichen Quelle entsprangen, der lebte was er predigte, der sich vor Christus beugte, um ihn herrschen zu lassen. Seine innere Einstellung  war gekennzeichnet von Disziplin und Pflichterfüllung, der sich nicht blind einem Gott unterworfen, sondern sich Gottes Sache zu eigen gemacht hat.