6. EthikForum Vorarlberg am Freitag, den 6. März von 9.00 bis 14.30 im Kulturhaus in Dornbirn: "Vom guten Tun und Lassen. Ethische Fragen am Lebensende" Vorträge - EthikMarktplatz - Workshops

Was wollen wir noch tun?
Im Zuge der rasanten Entwicklung der medizinisch-technischen Möglichkeiten und Optionen der modernen Medizin in den letzten Jahrzehnten drängt sich eine Frage immer stärker in den Vordergrund: Sollen wirklich alle Behandlungsmöglichkeiten bis zuletzt ausgeschöpft werden? Sollen wir alles tun, was wir in einer bestimmten Situation tun könnten, auch wenn die Diagnose klar und die Prognose schlecht ist? In welchen Situationen ist es ethisch gerechtfertigt, nicht das ganze medizinische Repertoire auszuschöpfen und zu einer palliativen Versorgung überzugehen? - und was hat das ganze mit dem Begriff der Würde des Menschen zu tun?
Diese Fragen stehen im Zentrum des 6. EthikForums Vorarlberg.

Die Würde des Menschen
Der Begriff der Menschenwürde, der in vielen staatlichen Grundgesetzen und Verfassungen seinen Niederschlag gefunden hat, gründet auf einer Reaktion der Weltöffentlichkeit auf die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs. Im Blick auf die unmenschlichen und menschenunwürdigen Geschehnisse sollte vorab eines außer Streit stehen: Die Würde des Menschen ist / soll unantastbar sein! Der Begriff ist damit inhaltlich durch die Verletzung dieser Würde bestimmt: Weil wir wissen, was für menschenunwürdige Dinge Menschen anderen Menschen anzutun in der Lage sind, wird uns die Würde des Menschen als das höchste zu schützende Gut neu bewusst. Wir sind uns alle einig, dass bestimmte Handlungen des Menschen gegenüber anderen Mitmenschen unwürdig sind.
Was diese Würde jedoch genau bedeutet und wie wir sie ethisch begründen, darüber herrscht bis dato Uneinigkeit.

Würde und Sterbehilfe
In der laufenden Debatte um Sterbehilfe für todkranke Menschen begegnet uns dieser Begriff in unterschiedlichen Kontexten. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner von z.B. aktiver Sterbehilfe verwenden den Würdebegriff als Argument, warum bestimmte Dinge getan oder nicht getan werden sollen: So werden beispielsweise Pflegebedürftigkeit oder auch der Verlust der autonomen Fähigkeiten (z.B. im Zuge einer Demenzerkrankung) von vielen als menschenunwürdige "Zustände" bezeichnet und erlebt. Auch wird des Öfteren die Machtlosigkeit angesichts tödlicher Krankheiten bzgl. der Ungewissheit des eigenen Krankheitsverlaufs sowie des Todeszeitpunktes als etwas empfunden, das der Würde des Menschen als autonomem und selbstbestimmtem Subjekt zuwiderläuft.

Die Gegenposition verteidigt dementgegen die Würde des Menschen als einen Rechtsanspruch, der jedem Menschen zukommt, weil er Mensch ist. Dieses auf der Lehre von Immanuel Kant begründete Verständnis von Würde macht den Begriff nicht an bestimmten Zuständen und Funktionen des menschlichen Organismus, wie z.B. die Autonomiefähigkeit, die Ansehnlichkeit und körperliche Unversehrtheit desselben fest, sondern verankert ihn als fundamentalen Rechtsanspruch.
Das EthikForum 2015 versucht, den Spuren nach dem "guten Tun und Lassen" im Kontext der Achtung der Würde des Menschen zu folgen. In Form von drei Vorträgen, einem EthikMarktplatz mit 10 lokalen Initiativen und Organisationen sowie fünf vertiefenden Workshops möchten wir uns dem Thema annähern.