Zeit: Montag, 05.11.2012 von 20:00 bis 22:00
Ort: Kolpinghaus, Dornbirn (auf Karte anzeigen)

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Über den langen Weg von Straftätern zurück in die Gesellschaft

Impulsvortrag zum Thema:
Prim. Dr. Reinhard Haller, Gerichtspsychiater

Auf dem Podium:
Mag. Cornelia Leitner, Leiterin der Justizanstalt Feldkirch
Winfried Ender, Leiter des Vereins "Neustart" Vorarlberg
Diakon Anton Pepelnik, Gefängnisseelsorger

Moderation:
Dr. Franz-Josef Köb


Ein Tabu kommt zur Sprache

Es ist mit Sicherheit eines der größten Tabuthemen unserer Gesellschaft: Menschen, die sich gegenüber dem Gesetz und der Gesellschaft schuldig und strafbar gemacht haben, sollten nach Absitzen ihrer Haftstrafe eine zweite Chance bekommen. Gemeinnützige Vereine wie „Neustart“ in Vorarlberg unterstützen straffällig gewordene Menschen darin, wieder Fuß zu fassen im ganz normalen Leben. Doch wo finden diese Menschen Arbeit? Wer vermietet seine Wohnung gerne an einen Ex-Häftling? Sind wir als Gesellschaft bereit, diesen Menschen einen „Neustart“ zu ermöglichen – oder bleiben sie für uns jedenfalls potentielle Straftäter und damit vom „Vertrauensgrundsatz“ ausgeschlossen?

Der Fall Cain als Beispiel
Gerade der Fall Cain in Vorarlberg hat gezeigt, dass der Umgang mit Schuld in besonders gravierenden Fällen von Seiten der Gesellschaft oft ein unerbittlicher ist. Wenngleich die Zeit, die vergeht, bis der Mörder in diesem Fall seine Haftstrafe abgesessen hat, viele Emotionen wohl ein wenig abklingen lassen wird, so lässt sich dennoch erahnen, wie schwierig die Eingliederung in diesem Fall werden wird. Was bleibt, ist eine Anfrage an jede/n einzelne/n von uns als Teil dieser Gesellschaft:
Wie möchten wir als (christliche) Gesellschaft mit Menschen umgehen, die sich schuldig gemacht haben?

Ist das Gefängnis noch zeitgemäß?
Die Perspektive der Gesellschaft, die mit Ex-Häftlingen konfrontiert wird, ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist jene des/der Straftäters/in selbst. Ist das Gefängnis in der herkömmlichen Form als Vollzugseinrichtung der Strafjustiz, welche die Verhinderung einer Rückfälligkeit zum Ziel hat, eigentlich noch zeitgemäß? Geraten viele StraftäterInnen nicht noch mehr auf die "schiefe Bahn", wenn sie im Gefängnis sind, zusammen mit anderen verurteilten VerbrecherInnen und abgeschottet von der Gesellschaft?

Die Analyse von Prof. Reinhard Haller
Prof. Reinhard Haller wird in seinem Impulsvortrag die Frage in den Blick nehmen, welche inneren Haltungen, Verfasstheiten und Bedingungen bei Straftätern gegeben sein müssen, damit eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelingen kann. Als ausgewiesener Experte für die psychologischen und seelischen Zustände von Menschen, die schwere Verfehlungen begangen haben, zeichnete er u.a. für die psychiatrischen Gutachten von Jack Unterweger, Franz Fuchs oder Josef Fritzl verantwortlich.

Haller

Prof. Prim. Dr. Reinhard Haller
ist gebürtiger Bregenzerwälder (Bezau), Psychiater und Neurologe und leitet die medizinische Abteilung des Suchtkrankenhauses Maria Ebene. Neben dem Forschungsschwerpunkt im Suchtbereich hat sich Haller durch seine Arbeit als psychiatrischer Gutachter in besonders schweren und medial sehr präsenten Kriminalfällen auch international profiliert.

Veröffentlichungen:
Das ganz normale Böse. Ecowin Verlag, Salzburg 2009.
Das psychiatrische Gutachten. 2. Aufl. Manz, Wien 2008, (Schriftenreihe Recht der Medizin; 2).
(Un)glück der Sucht. wie sie ihre Abhängigkeit besiegen. Ecowin Verlag, Salzburg 2007.
Die Seele des Verbrechers. Motive, Impulse, Lebensbilder. 3. Aufl. Residenz-Verlag, St. Pölten 2006.
Selbstmord. Verzweifeln am Leben? Hannibal-Verlag, Wien 1987. 


Dr. Michael Willam
EthikCenter