Zum Abschluss der Woche für das Leben stand ein Gesellschaftspolitischer Stammtisch zum Thema „Wie liberal wollen wir sein? Brisante Fragen am Beginn und am Ende menschlichen Lebens" auf dem Programm. Nach dem Impulsreferat von Dr. Stephanie Merckens fand eine konstruktive Diskussion statt, in der der Tod auf Verlangen abgelehnt und die Fristenlösung als „offene Wunde“ bezeichnet wurde.

Wolfgang Ölz

Der Leiter des Ethikcenters, Michael Willam, sagte in seiner Einleitung, dass die Würde des Menschen am frühen Beginn und am Ende seiner Existenz besonders verletzlich sei. „Das Lebenrecht des Embryos tritt gegenüber einer Vielzahl unterschiedlicher Interessen oftmals zurück“. Auch das Ende menschlichen Lebens sieht er gekennzeichnet von „Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit“, denn die alten und schwerkranken Menschen sind nicht mehr produktiv, oft einsam und depressiv und wollen den Angehörigen nicht zur Last fallen. Wie soll die Gesellschaft damit umgehen?

Die Bioethikkommission
Stephanie Merckens ist Mitglied der Österreichischen Bioethikkommission, dem Beratungsgremium des Bundeskanzlers. Dieses 25köpfige Gremium mit Experten aus Medizin, Biologie, Philosophie, Theologie, Psychologie, Rechts- und Sozialwissenschaften fragt nach den ethischen Grenzen des technisch Machbaren in der Bioethik. Die Themen reichen von der Fortpflanzungsmedizin über „Kind als Schaden bis hin zur Terminologie am Lebensende.“ Problematisch ist nach Merckens etwa die künstliche Befruchtung, die In-vitro-Fertilisation, wenn nach der Befruchtung mehrerer Eizellen im Reagenzglas die überzähligen Embryos einfach vernichtet werden, denn den Beginn des Lebens definiert sie mit dem Eintritt des Samens in die Eizelle.

Anfang und Ende
Am Podium befand sich auch die Gynäkologin und Pränataldiagnostikerin Dr. Michelle Kargl-Neuner. Sie muss damit umgehen, eine problematische Diagnose den Frauen mitzuteilen. Kargl-Neuner verweist in solchen Fällen u.a. auf die Beraterinnen von „Schwanger.li“. Wichtig ist ihr, dass die Pränataldiagnostik nicht nur Krankheiten des Ungeborenen feststellt, sondern auch, dass durch sie Heilungschancen wahrgenommen werden können.
OA Dr. Bernhard Schwärzler von der Palliativstation am LKH Hohenems hat dagegen mit dem Ende des Lebens zu tun. Ihm stellt sich in seiner Praxis oft die brisante und entscheidende Frage: Wo stehe ich mit meinem Patienten? Ist das jetzt schon die Sterbephase oder nur eine Episode eines Krebspatienten? Er ist froh, dass es bis dato in Österreich eine klare Richtschnur gibt, dass es keinen Tod auf Verlangen geben darf. Denn damit werde ein massiver Druck schlagend, nämlich der, ein teurer Patient zu sein, Angehörigen zur Last zu fallen oder Angst vor unerträglichen Schmerzen zu haben. Dabei könne eine Sterbephase auch friedlich erfolgen, und sogar am Totenbett noch Konflikte gelöst werden. „Der Mensch soll an der Hand, nicht durch die Hand eines anderen Menschen sterben“, zitierte Stephanie Merckens Kardinal Franz König.

Freude
Landtagspräsidentin Gabriele Nußbaumer merkte in der anschließenden Diskussion an, dass allgemein zu wenig Freude darüber herrsche, dass ein Kind kommt.  Auch ortet sie ein Diskussionsdeffizit bezüglich solcher Themen, und ermunterte den Veranstalter solche und ähnliche Fragestellungen auch weiterhin zu behandeln.
Auf die Frage, was wir als österreichische Bürger tun können, sagte Merckens: „Hilfe im zwischenmenschlichen Bereich, parlamentarische Initiativen unterstützen und - aktuell - die Unterschriftenliste `Fakten helfen´ der Aktion Leben unterzeichnen.“

Weitere Informationen: www.aktionleben.at