Gut 30 Personen unterschiedlichster Hintergründe machten sich am Wochenende gemeinsam auf den Walserweg von Blons in die Scheune Lehen bei St. Gerold. Das Wunder, mit dem das arabische Kochteam am Ende dieses Weges meisterhaft umzugehen wusste: bis hierher hatte sich die Zahl der Wandernden verdoppelt...

Nach einem ebenfalls wunderbar sonnigen Frühlingstag, an dem am 29. April über hundert Menschen auf interreligiösen Spuren in Bregenz unterwegs waren, wurde am 7. Oktober auf steilen Sonnenhängen und duftigen Waldwegen der Walserweg begangen. Ausgangspunkt war die Pfarrkirche Blons, danach spazierte man gemeinsam in die Propstei St. Gerold und von dort aus weiter in die nahe gelegene Scheune Lehen, wo Kunst, Musik und schmackhaftes Essen die etwas müde, jedoch sehr inspirierte Wandergruppe empfingen.

Gemeinsam gehen

Bereits die erste Station in Blons lieferte genügend geistige Nahrung für den Rest des Weges: Flüchtlingsfamilien berichteten von ihrem weiten Weg ins Große Walsertal, von den Freuden und Hoffnungen, hier eine neue Heimat zu finden. „Ich bin glücklich dass ich in die Schule gehen darf. Auf der Flucht blieben wir in einem großen Schlauchboot auf dem Meer stehen. Wir hatten Angst“, berichteten besonders die Kinder der Familien in beeindruckend gutem Deutsch. Danach zeigte Pater Christoph der christlich-muslimischen Wandergruppe, was ihm als Pfarrer heilig ist: Der Kirchenraum, das Weihwasser, das Abendmahl, welches Gläubige im Andenken an Jesus (arabisch: Issa) im Gottesdienst feiern. Während seiner sehr lebendigen, für Andersgläubige gut zugänglichen Schilderungen stellte sich der kleine Faiyaz aus Afghanistan neben den hochgewachsenen Priester und wartete geduldig, bis er seine Schlussworte an alle richten durfte: „Wir danken allen, die uns helfen und heute hierher eingeladen haben.“ Ja, Schicksalsschläge können auch stark und mutig machen.

Das Innerste des Menschen

Verschneite Berggipfel, dampfenden Tee und frisches Brot konnten die Wandernden dann, nach steilen Wegen bergab und wieder bergauf, am Brunnen der Propstei St. Gerold genießen. Dort wurden auch die Schwarze Madonna in der Kapelle und das Labyrinth im Wald besucht. Das letzte Wegstück führte dann vorbei an einem rauschenden Wasserfall zur Scheune Lehen, wo die dort lebende Künstlerin Irene Dworak ihre „Icons“ (Gemälde mit Gold, in Anlehnung an die orthodoxen Ikonen) zeigte. Besonders das Triptychon „sacred ground“ war zu bestaunen: „Der goldene Kreis in der Mitte steht für den heiligen Raum, den wir nicht mit Schuhen betreten sollten. Außerdem steht er für das Innerste im Menschen, die unantastbare Würde." Grundsatz dieses Kunstwerkes ist die Begegnung des biblischen Moses (arabisch: Musa) mit dem brennenden Dornbusch. (2. Mose 3,5)

Von Sonne durchflutet wurden auch die „HerzensheldInnen“ von Künstlerin Verena Rupert: Mut, Vertrauen, Liebe und einige andere in Schwemmholz gefasste Glasmalereien strahlten den Menschen entgegen, während Aglaia Maria Mika zum Abschluss Gesänge auf Occitan (historische Sprache Andalusiens) sowie von Hildegard von Bingen erklingen ließ. Nach dieser Reise zu den obertonreichen Musiken des Mittelalters, wo eine starke musikalische Verwandtschaft zur arabischen und indischen Musik hörbar wurde, kam die freudige Botschaft: „Das Buffet ist eröffnet!“