Bananen, Kaffee, Kakao: Diese drei gehören zu den Zugpferden, wenn es um den Absatz von Fairtrade-Produkten in Österreich geht. 2016 konnte der Umsatz um 46 Prozent gesteigert werden – mit unmittelbar positiven Folgen für die Erzeugerinnen und Erzeuger.

Klappe auf, Kapsel rein, Tasse drunter – fertig ist der Kaffee?
Für viele ist das längst Routine: In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Absatz von Kaffeepads und -Kapseln fast verzehnfacht. Wie viele Handgriffe, wie viel Arbeit beim Pflanzen, Wässern, Ernten, Schälen, Trocknen des Rohstoffs Kaffee tatsächlich in so einer handlichen Portionsverpackung stecken, ahnen vermutlich die wenigsten.

Fettes Fair-Kaufsplus

Das heißt – vielleicht doch: 2016 ist der Absatz von Faitrade-zertifiziertem Kaffee in Österreich nochmals um 16,7 Prozent gestiegen, wie Fairtrade Austria jüngst in einer Presseaussendung bekanntgab. Er gehört damit zu den Top Fünf der meistgekauften Faitrade-Produkte – nach Kakao (plus 80,4 % !!!), Rohrzucker (plus 43,7 %), Roh-Baumwolle (plus 25,2 %, Bioanteil: 72 %) und Bananen (plus 20,1 %, Bionateil: 100 %). 270 Millionen Euro beträgt der geschätzte Gesamtumsatz mit Waren mit Fairtrade-Siegel im vergangenen Jahr – eine Steigerung um 46 Prozent!

Für die Klein- und Kleinstbauern in den Anbaugebieten bedeutet das: Faire Entlohnung für ihre Produkte, Unterstützung beim Anbau nach ökologischen Kriterien, Förderung gewerkschaftlicher Organisation, Verbot von Kinderarbeit.

Das Bewusstsein ist da

Dinge, die jene 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher offenbar unterstützen wollen, wenn sie zumindest gelegentlich nach Waren mit dem grün-blau-schwarzen Siegel greifen. Bei 41 Prozent wandern sogar regelmäßig faire Produkte in den Einkaufskorb. Neun von zehn Österreichern vertrauen dem Siegel – die Bundesrepublik gehört zu den Top-5-Fairtrade-Nationen der Welt.

Fair ist nicht gleich fair

Allerdings ist fair nicht gleich fair, wie der Bericht „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ von 2016 zeigt, der die Doppelmoral mitteleuropäische Lebensmittelhändler anprangert: Obwohl sich z. B. der Konzern Lidl gern mit seinem Fairtrade-Sortiment präsentiert und markigen Slogans wie „Wir sind uns der Verantwortung für Mensch und Natur bewusst“, werden Bananen und Ananas nachweislich von Plantagen bezogen, auf denen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind, wie es in einer Presseaussendung von Oxfam heißt: Bezahlung unter Mindestlohn, keinerlei Sozialleistungen, Verletzung von Gewerkschaftsrechten und erhebliche Gesundheitsrisiken durch den großflächigen Einsatz von Pestiziden sind dort immer noch völlig normal. Das von Lidl häufig verwendete Rainforest-Alliance-Siegel ändert daran nichts – weil es solche Mindeststandards einfach nicht einfordert.

Wider das Greenwashing

Make Fruit Fair“ und „#askLidl“ sind zwei aktuelle Kamapgnen, die Verbraucher auf die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Werbegebaren der Lebensmittelmultis hinweisen – und zum Handeln auffordern: Mit einer E-Mail, einem Facebook-Posting oder einem Tweet an den jeweiligen Lidl-Account kann man als Einzelkunde so richtig schön nerven. Und zeigen, wie wichtig es einem ist, dass fair fair meint und nicht „Feigenblatt“.

Wer auf Nummer sicher gehen will, achtet beim Einkauf auf das echte Fairtrade-Siegel oder kauft Produkte, die nach Naturland-, Bioland- oder demeter-Kriterien hergestellt wurden.

Zum Weiterlesen

Jahresbericht und Zahlenblatt Fairtrade Österreich zum Download
Bericht „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ zum Download
Kampagne „#askLidl“
Kampagne „Make Fruit Fair“

Quelle: kathpress.at / Fairtrade / Südwind / Oxfam / red