Leitlinien zu Nachhaltigkeit und ökosozialem Wirtschaften in den Pfarren und kirchlichen Einrichtungen der Diözese Feldkirch.

Think global, act local – Packen wir's an!
Spiritualität – (auch) beten hilft
Bewusstseinsbildung – Vorbildlich, vorbildlich
Lebensstil – Der Letzte zahlt die Zeche
Energie – Alles in Maßen
Bauen und Liegenschaften – Stein auf Stein
Ressourcen – Wasser, Grund und Boden
Beschaffung – Das Gute liegt so nah
Mobilität – Auszeit fürs Auto
Finanzen – Eine klare Rechnung

 

Think global, act local – Packen wir's an!

„Wenn jemand die Erdenbewohner von außen beobachten würde, würde er sich über ein solches Verhalten wundern, das bisweilen selbstmörderisch erscheint.“ – LS 55


„Was ändert es schon, wenn unsere kleine Pfarre jetzt auf Bio-Messwein umsteigt?“ „Viel“, lautet die Antwort. Dennschon kleine Schritte können großes, wenn nicht sogar alles ändern. Im Kleinen kann oft schneller umgesetzt werden, was im Großen viele Umwege und Schleifen machen muss. Deshalb: global denken und lokal handeln. Oder anders gesagt: Packen wir's doch einfach an.

Was wir wollen

  • Teamwork: In allen Pfarren und kirchlichen Einrichtungen sollen Teams aufgebaut werden, die sich um das soziale, faire und ökologische Zusammenleben kümmern.
  • Beschluss: Verankern Sie dieses Team doch gleich mit einem PGR-/PKR-Beschluss.
  • Hilfe: Dabei sollen die vorliegenden Leitlinien helfen und auch Ideen geben.
  • Unterstützung: Die Diözese Feldkirch unterstützt Pfarren und Einrichtungen auch gerne in der Umsetzung ihrer Projekte – beratend wie auch finanziell.

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Spiritualität – (Auch) beten hilft

„Der große Reichtum der christlichen Spiritualität [...] bietet einen schönen Beitrag zu dem Versuch, die Menschheit zu erneuern.“ – LS 216

Es nützt wenig, wenn das Herz weiß, was der Kopf wissen sollte und die Hände dann umsetzen müssten. Alles muss wie bei einem gut geölten Uhrwerk ineinander greifen. Die Spiritualität kann hier auch Dolmetscherin sein, damit Kopf und Geist einander besser verstehen.

Warum nicht einfach

  • In den Gottesdiensten die Schönheit der Schöpfung feiern. Anlässe sind z. B.: Weltgebetstag für die Schöpfung (1. September), Erntedank, Prozessionen, Fronleichnam, Kräutersegnungen, (Mai-)Andachten, Gedenktag Franz v. Assisi… (eine Liste der Internationalen Tage finden Sie u. a. unter: www.unesco.at)
  • Die Bewahrung der Schöpfung in die Sonntagspredigt einfließen lassen, Fürbitten dazu formulieren und die Liedauswahl danach gestalten.

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Bewusstseinsbildung – Vorbildlich, vorbildlich

„Auf die Schönheit zu achten und sie zu lieben hilft uns.“ — LS 215

Schöpfungsverantwortung – ja, gerne! Aber wie? Ein bewusster Umgang mit der Umwelt will gelernt und auch immer wieder trainiert sein. Und das am besten „von klein auf“.

Warum nicht einfach

  • Schon im Kindergarten, in Jugendgruppen oder im Religionsunterricht über Nachhaltigkeit, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit sprechen.
  • Bei Aus- und Weiterbildungen inhaltliche Schwerpunkte zur Schöpfung oder der Verantwortung für die Armen bilden.
  • Selbst Bewusstseinsbildner/in werden. Denn es macht Eindruck, wenn eine Pfarre ihre Vorbildfunktion ausspielt und Schritt für Schritt ihren Arbeitsalltag umstellt.

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 Lebensstil – der Letzte zahlt die Zeche


„Es genügt nicht, die Schönheit in der Gestaltung anzustreben, weil es noch wertvoller ist, einer anderen Art von Schönheit zu dienen: der Lebensqualität der Menschen.“ – LS 150

Wir leben gut. Wir haben Nahrung und Kleidung, wir kaufen ein und reisen um die Welt. Aber auf wessen Kosten? Oft haben wir die Rechnung ohne die Wirtin – unsere Erde – und die Menschen des Südens gemacht, die am Existenzminimum leben. Gleichzeitig entstehen auch bei uns schon viele neue Initiativen, die auf Nachhaltigkeit setzen.

Warum nicht einfach

  • Sich an Tauschringen, Reparatur-Cafés, Leih- und Mietsystemen oder Stadtgärten (urban gardening, …) beteiligen.
  • Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Geschenke beim regionalen Bauern, bei Kleinbetrieben oder Eine-Welt-Läden kaufen.
  • Für größere Anschaffungen z.B. den Ökologischen Beschaffungsservice des Landes (www.oebs-shop.at) nutzen.
  • (Pfarr-)Feiern und Feste als „green events“ gestalten (z. B. über „ghörig feschta“ – www.ghoerig-feschta.at) und auch den Pfarrsaal unter diesen Kriterien vermieten.

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Energie – Alles in Maßen

„Es handelt sich um die irrige Annahme, dass man über eine unbegrenzte Menge von Energie und Ressourcen verfügen könne.“ – LS 106

Es wird immer wichtiger, dass wir mit der uns zur Verfügung stehenden Energie effizient wirtschaften. Erneuerbare Energie lautet das Stichwort. Und oft zeigt sich, dass mit relativ geringem (finanziellem) Einsatz die CO²-Emissionen schon stark gesenkt werden können.

Warum nicht einfach

  • Den Selbstcheck wagen und in einer Energiebuchhaltung den jährlichen Bedarf an Heizung und Strom erfassen. Dann zeigt sich auch, wo eingespart werden kann.
  • Bei Geräten, die neu angekauft werden, auf energiesparende und reparierfähige Produkte achten.
  • Bei Heizung und Warmwasseraufbereitung an erneuerbare Energien denken (Biomasse, Wärmepumpen oder thermische Solaranlagen, …)
  • Richtigen Ehrgeiz beweisen und selbst in die Energieerzeugung einsteigen (z. B. durch Kooperationen mit Bürgerkraftwerken wie den Photovoltaik-Anlagen)

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Bauen und Liegenschaften – Stein auf Stein

„Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.“ – LS 13

Kirchen, kirchliche Gebäude und Liegenschaften sind u. a. unsere weithin sichtbaren „Aushängeschilder“. Wenn wir uns also für Nachhaltigkeit und Ökologie entscheiden, dann soll sich das auch im Erhalt unserer Immobilien zeigen.

Warum nicht einfach

  • Auch an ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen denken. Ein barrierefreier Zugang zu Kirche, Pfarrbüro oder Pfarrsaal ist ein Anfang.
  • Bei Neu- und Umbauten von kirchlichen Gebäuden auf ökologische und regionale Baumaterialien sowie effiziente Dämmung achten.
  • (Bau-)Projekte auf kirchlichen Flächen, die zur Baureife gelangen, auf ihre ökologische und soziale Nachhaltigkeit überprüfen.

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Ressourcen – Wasser, Grund und Boden

„Der Erdboden, die Berge, das Wasser - alles ist eine Liebkosung Gottes.“ – LS 84

Wer über bebaute oder auch unbebaute, land- oder forstwirtschaftliche Flächen verfügt, der trägt damit auch Verantwortung. Die Förderung nachhaltiger Bewirtschaftung ist eine Möglichkeit, diese Verantwortung wahrzunehmen.

 Warum nicht einfach

  • Den Wasserverbrauch der Pfarre zuerst dokumentieren und dann – wenn und wo möglich – reduzieren.
  • Grünflächen um kirchliche Gebäude herum als Naturvielfaltwiesen nutzen und so einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.
  • Pächtern den Vorrang geben, die auf Ökologie, Nachhaltigkeit und insbesondere auch auf den biologischen Gemüseanbau setzen.

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Beschaffung – Das Gute liegt so nah


„Die christliche Spiritualität (…) ermutigt zu einem Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein.“ – LS 222

Wir leben auf großem Fuß – zumindest was unseren ökologischen Fußabdruck betrifft. Wer aber auf hochwertige und umweltfreundliche Produkte und Leistungen setzt, der kann auf lange Sicht oft sowohl einen Gewinn an Lebensqualität als auch in der Kasse verzeichnen.

 Warum nicht einfach

  • Regional, saisonal, bio und fairtrade einkaufen. Durch Mehrweggeschirr bei Speis und Trank wird gleichzeitig auch noch Abfall vermieden.
  • Beim Kauf von Büromaterialien und Möbeln, Reinigungsmitteln etc. darauf achten, dass sie z. B. regional und nachhaltig produziert, fair gehandelt
  • In der Liturgie und bei Pfarrfesten auf bio und fairtrade achten.

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Mobilität – Auszeit fürs Auto

„Viele Fachleute stimmen darin überein, dass man den öffentlichen Verkehrsmitteln den Vorrang geben muss.“ – LS 153

Gefragt ist heute der Kirch-„Gang“ im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb bleibt die Garage einfach zu – Fahrrad, Bus und Schuhwerk stehen schon bereit.

 Warum nicht einfach

  • Dienstgänge im Pfarralltag zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen, wenn Zeit und Umstände es erlauben.
  • Dazu einladen, zu Gottesdiensten und pfarrlichen Veranstaltungen öffentlich anzureisen oder Fahrgemeinschaften zu bilden.
  • Pfarrwallfahrten zu Fuß, mit dem Rad, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Reisebus anbieten.
  • Alte Dienstautos Schritt für Schritt ausmustern und durch E-Modelle oder Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß ersetzen.

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Finanzen – Eine klare Rechnung


„Die Liebe zur Gesellschaft und das Engagement für das Gemeinwohl sind ein hervorragender Ausdruck der Nächstenliebe.“ – LS 231

Es gibt keine Geldanlage ohne Wirkung. Deshalb gilt vor allem für Pfarren und kirchliche Einrichtungen: ethisch korrekt und nachhaltig muss unser Umgang mit dem Geld sein.

Warum nicht einfach

  • Ausschlusskriterien definieren. Dass kirchliche Einrichtungen z. B. in die Waffenindustrie investieren, ist schlicht und einfach ein No-go.
  • Die Richtlinien der Österreichischen Bischofskonferenz über die Möglichkeiten der ethischen Veranlagungen beachten – sie sind voll von Anregungen und Ideen: bischofskonferenz.at/publikationen/behelfe

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