PC und Internet bergen viele Vorteile. Wer möchte schon auf Google-Suche, Facebook und Navigationshilfe im Auto verzichten? Bei einem gesellschaftspolitischen Stammtisch am Montag dieser Woche zum Thema „Der gläserne Mensch“ standen vor allem die Gefahren und Risiken der Digitalisierung der heutigen Welt im Vordergrund.

Wolfgang Ölz

Simon Bertsch weiß, wovon er spricht. Er hat selbst eine Firma, Sibercon GmbH, die dann berät, wenn jemand im Internet schneller und leichter gefunden werden will. Der Online-Marketing-Experte spannte in seinem Impulsreferat den Bogen vom gemütlichen Kirchplatz-Tratsch vergangener Zeiten über George Orwell, der nicht ahnen konnte, dass wir unsere Abhörgeräte selber kaufen und auch noch cool finden würden, bis hin zu einem Kurzfilm über „Google home“. In den USA ist es nämlich schon  üblich, dass Google die Menschen rund um die Uhr begleitet, indem Spracherkennungsprogramme wie etwa auch Siri oder Amazon Echo die kleinen Probleme des Alltags lösen. Sein Resümee ist folgender unangenehmer Umkehrschluss: Ist das Produkt (z.B. die gängige Google-Abfrage) gratis, dann ist der Benutzer selbst das Produkt, denn der Datensatz des Users kann von Firmen quer durch alle Branchen gekauft werden.

„Digital Native“ erzählt

Bei der Podiumsdiskussion eröffnete die Landesschulsprecherin und Maturantin Elisabeth Aicher insbesondere der anwesenden älteren Generation die Online-Welt der Jugendlichen.  Als sogenannte „Digital Native“ ist sie mit dem Internet aufgewachsen. Statt Facebook tauschen sich die Jugendlichen über die sozialen Netzwerke Instagram und Snapchat aus. Erschreckend ist die Sorglosigkeit, mit der die Kinder private Dinge posten -bis hin zu Auswüchsen, dass 12-14-jähirge Mädchen etwa in einem Anflug von Verliebtheit Nacktfotos verschicken, die dann geteilt werden und eine lebensbedrohliche Katastrophe verursachen können.
Paul Rusching vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer zeichnete ein leicht fatalistisches Bild. Es sei fast unmöglich, der systematischen Erfassung der Daten zu entgehen. So sind einschlägige Firmen etwa imstande, aus 25 gekauften Produkten zu entscheiden, ob eine Frau schwanger ist, um sie dann dementsprechend zur Geburt mit allen möglichen Kaufangeboten zu konfrontieren.

Auch in Österreich

Der IT-Experte des Landeskriminalamtes, Harald Longhi, sieht in den Spuren, die ein Krimineller im Internet hinterlässt, auch Vorteile bei der Verbrechensbekämpfung. In der Diskussion wurde klar, dass die digitale Revolution nicht kommt, sondern schon da ist. Nicht nur im US-Wahlkampf, sondern auch im österreichischen Wahlkampf wurden bereits gezielt Strategien der Datenauswertung im großen Stil eingesetzt.

Den Stammtisch zum Nachhören und -sehen finden Sie hier.