Seit vielen Jahren bezieht die Katholische Kirche Vorarlberg die Heiligen drei Öle – Chrisam, Katechumenats- und Krankensalböl – aus dem christlichen Palästinenserdorf Taybeh. Es wird aus hochwertigem Olivenöl hergestellt, das biologisch angebaut, von Hand geerntet und kalt gepresst wird. Dreißig Prozent des Verkaufserlöses gehen an soziale Einrichtungen, wie das Babyhospital, Kranken- und Pflegestätten, Schulen und Heime. Das ist großartig: Kirchliche Öle sind ökologisch und sozial!

Ökologische Umkehr

Papst Franziskus ruft uns in seiner Enzyklika „Laudato si´- Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ zur „ökologischen Umkehr“ auf. Metanoeite – Umkehr – meint wörtlich: „Ändert eure Sinne!“ „Ökologische metanoeite“ meint demnach: „Wandelt euer Sehen hin zu Oikos, unserem gemeinsamen Haus. Schaut auf Mutter Erde! Wandelt euer Hören! Hört auf die Schreie der ausgebeuteten Armen und auf die Schreie unserer ausgebeuteten Schwester Erde! Berührt die Schöpfung mit Achtsamkeit! Wandelt euer Schmecken - schmeckt ökologisch! Wandelt euer Riechen - riecht ökologisch!“
Da liegt es nahe, dass wir neben den drei Heiligen Ölen, auch die für die Liturgie und den sakramentalen Vollzug zentralen Lebensmittel – Brot und Wein – ökologisch und sozial beschaffen. Dabei geht es nicht darum, dass der Priester und die Kommunionempfänger gesünder leben. Beim ökologischen Anbau von Getreide und Wein wird besonders achtsam mit der Schöpfung umgegangen und eine Vielzahl von Lebewesen auf dem Acker Gottes wird geschont. Hüter der Schöpfung Gottes zu sein, ist für Christen und Christinnen weder eine Option noch randständig, sondern ein „wesentlicher Teil“ ihres religiösen Bekenntnisses, meint Papst Franziskus.

Brot und Wein in Bio-Qualität

Schwester Andrea Rusch vom Dominikanerkloster Feldkirch-Altenstadt hat mit sehr viel Engagement im Frühjahr 2017 mehrere biologisch angebaute Mehle ausprobiert und das ideale für die Hostienerzeugung gefunden. So darf ich Euch allen mitteilen, dass ab sofort bei Schwester Andrea Hostien aus Bio-Mehl zu beziehen sind: sr.andrea@gmx.at Dabei wird gleichzeitig auch die Regionalität unterstützt. So lade ich alle ein: „Probier amol! Bio-Hostien aus Altenstadt!“

Im Römischen Messbuch ist vorgeschrieben, dass der Wein für die Eucharistiefeier: „Vinum de vite, purum et non corruptum“ - „vom Gewächs des Weinstockes stammen und naturrein und unvermischt“ sein muss (vgl. c. 924 § 3 CIC/ 1983). Bei der Auswahl der Rebsorte haben katholische Priester recht freie Hand, solange der Wein den Anforderungen eines Qualitätsweins entspricht.

Fragen Sie daher bei Ihrem nächsten Messweineinkauf nach biologisch angebautem Messwein. Die meisten Weinhändler verfügen bereits über eine ansehnliche Auswahl. Wenn der Händler Ihres Vertrauens noch keinen biologisch angebauten Messwein im Sortiment hat, fragen Sie trotzdem nach und die Priester aus den Nachbarpfarren am besten auch. Wenn viele nachfragen, wird Ihr Weinhändler sein Sortiment sehr rasch erweitern… (vgl. Laudato si‘ 206).

Beim Wesentlichen beginnen

Manche werden jetzt vielleicht denken, dass die Umstellung auf Bio von diesem „kleinen Stück Brot“ und diesem „kleinen Schluck Wein“ die Welt nicht rettet. Doch wir dürfen nicht vergessen, was wir hier feiern. Es ist das Heilige Mahl, zu dem uns Jesus persönlich einladet. Als Jesus vor 2000 Jahren immer wieder mit Zöllnern, Dirnen und anderen Sündern Mahl hielt, kannte er freilich nur „Bio-Wein“. Selbst bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts  war Wein stets biologisch angebaut und auch gekeltert.

Die Eucharistie, als das „Heilige Hochzeitsmahl“, ist Bild unzertrennbarer Liebe und des Einswerdens von allem: Gott und Mensch, Leib und Seele, Himmel und Erde. Ich halte es daher für höchst bedeutsam und nachhaltig wirksam, wenn wir als Kirche gerade bei der Eucharistie – unserem Zentrum – beginnen und zu biologischem Landbau zurückkehren.

Felix Rohner
einfach.fair.leben