Der Gesellschaftspolitische Stammtisch „Angekommen in Vorarlberg“ warf einen Blick auf das reale Leben der Geflüchteten in Vorarlberg. Der Saal im Dornbirner Kolpinghaus war am Montag dieser Woche bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einem substantiellen Impulsreferat von Caritasdirektor Walter Schmolly kamen in der Moderation von Thomas Matt auch sehr viele Angekommene selbst zu Wort.

von Wolfgang Ölz

Das Referat von Walter Schmolly war geprägt durch einen differenzierten Blick auf die aktuelle Gesetzeslage in Österreich. Neben dem medial präsenten Gesichtsverhüllungsverbot gibt es etwa eine Selbstverpflichtung des Bundes, genügend Deutschkurse anzubieten. Die Heranführung der Asylwerber/innen an den Arbeitsmarkt ist im neuen Gesetz durch ein verpflichtendes Integrationsjahr geregelt. Dieses Ansinnen bewertet Caritasdirektor Schmolly positiv, allerdings befürchtet er, „dass das Ganze schlussendlich wieder mit viel zu geringen Ressourcen ausgestattet wird und dann irgend ein verzerrtes Fragment übrig bleibt“.  Walter Schmolly empfahl, die Einteilung in „Fremdenfeindliche“ und „Gutmenschen“ beiseite zu lassen, und an sich selbst beides - Zuversicht und Sorgenvolles - wahrzunehmen, um zu einer „kultivierten Auseinandersetzung“ zu finden.

Spießrutenläufe

Thomas Matt moderierte den Gesellschaftspolitischen Stammtisch sprachlich eloquent und fachlich versiert. Friederike Winsauer vom EthikCenter der Katholischen Kirche Vorarlberg als Gastgeberin freute sich, unter den zahlreichen Gästen Iraker, Tschetschenen, Syrer und Afghanen begrüßen zu können. Am Podium wies Margot Pires (Integrationsstelle der Caritas) auf das Problem des leistbaren Wohnens hin, während Miriam Escandari (Deutschkurse der Caritas) die Wichtigkeit des Spracherwerbs betonte. Eva Fahlbusch wiederum gründete 2012 gemeinsam mit Flüchtlingen, die sie als „Asylprofis“ bezeichnete, den Verein „Vindex - Schutz und Asyl“. Sie schilderte den Spießrutenlauf, dem die Asylwerber/innen nach einer oft traumatisch erlebten Flucht in Österreich nicht selten ausgesetzt sind. 

Zuversicht

Eine Stärke dieses Abends war die Präsenz von betroffenen Angekommenen, die ihre Situationen auch in vielen Wortmeldungen sichtbar machten. Auch das große Engagement von Teilen der hiesigen Bevölkerung wurde deutlich. Thomas Matt meinte am Schluss, die Zuversicht dieses Abends solle alle in der Ungewissheit der kommenden Zeit begleiten.

Zahlen für Vorarlberg

  • Auf 389.570 Vorarlberger/innen kommen 3.409 Asylwerber/innen, das sind 0,87 % 
  • Die Caritas betreut derzeit 2.426 geflüchtete Menschen, davon 529 Bleibeberechtigte
  • Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: 96
  • Caritas-Quartiere gesamt: 218
  • Die Asylwerber/innen kommen aus Afghanistan (ca. 45 %), Irak (ca. 18 %), Russische Föderation (ca. 7 %), Syrien (ca. 5 %), Somalia (ca. 5 %) und Pakistan (ca. 3%) und Iran (3 %)
  • Positive Asylbescheide und Subsidiär Schutzberechtigte 2016: 1142 Personen

(aus dem KirchenBlatt Nr. 7 vom 16. Februar 2017)

Den Stammtisch zum Nachhören und -sehen finden Sie hier.