Die PGR-Wahl 2012 bietet der Kirche wieder die Chance, mit ihrem Auftrag in Berührung zu kommen und sich neu auszurichten. Dieser Artikel von Herbert Nußbaumer bietet einen Impuls dafür.

1.  Der PGR als Frucht des Konzils

Veränderung im Kirchenbild

Das 2. Vat. Konzil von 1962-65 hat eine maßgebliche Veränderung des Kirchenbildes gebracht. Die Kirche als Volk Gottes wurde betont. Jeder Christ, jede Christin ist aufgrund von Taufe und Firmung mündiges Glied, mündiger Teil der Kirche und somit berufen zur Mitwirkung beim Aufbau des Reiches Gottes. Mit dem PGR wurde eine Plattform geschaffen, auf der sich Christinnen und Christen mit ihren Talenten und Begabungen nachhaltig einbringen können. Als solche haben sie Anteil am gemeinsamen Priester-, Königs- und Prophetenamt.

Der PGR garantiert und regelt Beteiligung

Über den PGR ist eine Beteiligungsstruktur für das Volk Gottes gegeben. Alle Pfarrangehörigen sind aufgerufen, Menschen aus ihren Reihen zu wählen, damit diese ihre Anliegen einbringen und für eine gute Entwicklung der Gemeinde sorgen. Zusammen mit dem zuständigen Pfarrer gestalten sie das Pfarrleben, beraten und beschließen die maßgeblichen Themen und Schwerpunkte. In dieser Funktion tragen sie Mitverantwortung für eine gute Pfarrleitung.

Vertiefung im Glauben

Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen und Fragen ist auch die Chance gegeben, sich im eigenen Glauben zu vertiefen, einen tieferen Einblick in das gemeindliche Leben zu bekommen und somit vielleicht auch einen besseren Zugang zur Kirche allgemein zu finden. Sich miteinander für die Sache Jesu einzusetzen stiftet Gemeinschaft und ermöglicht gegenseitige Stärkung und Ermutigung.

2.  Wahl als Chance

Finden neuer Mitarbeiter/innen

Die Wahlen bereiten vielen Verantwortlichen Kopfzerbrechen, ob sie die nötigen Kandidat/innen zusammenbekommen. Sie ist insofern eine Chance, als es schlussendlich doch immer wieder gelingt, eine Reihe neuer Leute zu gewinnen. Auf diese Weise kommen neue Ideen und neue Talente in den Kreis derer, die die Pfarrgemeinde maßgeblich prägen und mittragen. Für die Gewählten bedeutet die Wahl auch Rückendeckung und Legitimation für ihr Engagement.

PGR als Anlaufs- und Koordinationsstelle

Der PGR ist neben dem Pfarrbüro eine zentrale Anlaufstelle für die Pfarrangehörigen mit ihren Sorgen und Fragen und für andere Engagierte in Arbeitskreisen und Teams. Damit der Betrieb in der Pfarre gut laufen kann, braucht es Koordination und Organisation und das leistet ein Stück weit der PGR zusammen mit dem künftigen Pastoralteam, für dessen Einführung und Beauftragung er maßgebliche Verantwortung hat. Als ein zentrales Gremium, das die Pfarre als Gesamtes im Blick hat, ist der PGR eine tragende Säule für das pfarrliche Leben. Er legt die pastoralen Schwerpunkte fest und setzt sich mit den Grundsatzthemen wie Sakramentenpastoral oder Gottesdienstordnung im Pfarrverband u.a. auseinander.

 3.     Ehrenamtliches Engagement bzw. Freiwilligenarbeit

Tätigkeit muss sinnvoll sein

Verschiedene Studien haben sich bereits mit dem Ehrenamt auseinadergesetzt und gerade bei den neuesten hat sich ganz deutlich gezeigt, dass die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement durchaus gegeben ist. Voraussetzung aber ist, dass man dabei etwas bewirken, verändern, mitgestalten kann und dies ein Beitrag zu einem sinnerfüllten Leben ist. Kirche/Religion liegt etwa gleich mit Sport und Kultur im Spitzenfeld der ehrenamtlichen Tätigkeit. Es gilt daher den PGR in seiner Position als mitverantwortliches Beratungs- und Leitungsgremium zu festigen und zu stärken.

Charismenorientierung

Nicht die Aufgaben allein, für die man Mitarbeiter/innen sucht, sollen ausschlaggebend sein, sondern die Talente und Begabungen der Menschen sollen im Vordergrund stehen. Der Apostel Paulus schreibt von den Gnadengaben, die den Menschen geschenkt wurden und die zum Aufbau der Gemeinde dienen sollen. Diese den Gemeinden geschenkten Gaben gilt es zu entdecken und zu fördern. Dafür braucht es förderliche Strukturen und günstige Bedingungen, eine gute Atmosphäre, die auf Menschen einladend und gastfreundlich wirken. Dafür Sorge zu tragen ist eine der wesentlichen Aufgaben des PGR.

4.  Pfarr–Gemeinde als möglicher Ort der religiösen Beheimatung

Versammlungsort

Was lässt heute Menschen zusammenkommen, um ihren Glauben mit anderen zu teilen und zu feiern? Dieser Frage gilt es nachzugehen und herauszufinden, was Menschen heute bewegt, wo Leben aufkeimt. Im achtsamen sich Einlassen auf die Veränderungen unserer Zeit gilt es die Zeichen der Zeit zu erkennen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. Es braucht Orte, wo Menschen sich mit ihren spirituellen und religiösen Sehnsüchten hinwenden können und wenn gewünscht auch Heimat finden.

Gemeinschaft von Gemeinschaften

Aufgrund der Pluralisierung auf der einen und der Individualisierung auf der anderen Seite finden sich Menschen in verschiedenen Formationen bzw. Milieus zusammen. Es gilt Überlegungen anzustellen, wie hier Präsenz bei den Menschen gelebt und gestaltet werden kann. Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, mit dem Evangelium, der bewegenden Botschaft Jesu in Berührung zu kommen, in der Pfarrgemeinde eine gastfreundliche Herberge zu finden. Es braucht den Mut zu neuen Wegen. Experimentierfreude und Kreativität sind hier vom PGR gefragt.

Dienst an der Einheit

Im paulinischen Gemeindebild von den verschiedenen Geistesgaben ist von dem einen Geist die Rede, in dem alle vereint sind. Für diese Einheit Sorge zu tragen ist ein wesentlicher Aspekt der Leitungsaufgabe und gehört somit auch zu den zentralen Aufgaben des PGR. Das Engagement in diesem Gremium garantier ein sehr breites, abwechslungsreiches und interessantes Betätigungsfeld und ist von entscheidender Bedeutung für eine lebendige und gastfreundliche Pfarrgemeinde.

Mag. Herbert Nußbaumer