Luise, eine kluge Drittklässlerin, klein, schüchtern, eher introvertiert - geht momentan gar nicht gerne in die Schule. Sie wird von einer Gruppe Mädchen gemobbt. Luise habe alte Klamotten, rieche komisch, passe gar nicht in ihre Klassengemeinschaft. Jedesmal wenn Luise sich im Unterricht meldet seufzen die anderen Mädchen, nun will sie lieber nichts mehr sagen. Luise hat Glück, denn die Klassenlehrerin merkt, dass etwas nicht stimmt...

Was ist Mobbing?

  •  "Ein Schüler ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt oder über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer Schüler / Schülerinnen ausgesetzt ist." (Dan Olweus)
  • Die Angriffe erfolgen gezielt und über einen längeren Zeitraum immer wieder auf die gleiche Person. Jede sich bietende Gelegenheit wird dabei genutzt.
  •  Mobbing schädigt das Ansehen, die Kommunikation, die Selbstsicherheit, die Gesundheit und die Würde eines Menschen.

Von Mobbing kann jeder Mensch betroffen sein, es gibt keine nachweislichen Risikogruppen.

Wie erkennt man Mobbing?

  •  Der von Mobbing betroffene Schüler wendet sich an eine Vertrauensperson (Lehrer oder Vertrauenslehrer, Schulsozialarbeiter oder ähnliches).
  • Das Verhalten des Betroffenen ändert sich auffällig.
  • Andere Personen (zum Beispiel Mitschüler, Eltern) äußern einen Verdacht auf Mobbing.

Was kann man tun?

  • Sich selber aus der Situation des Gemobbten zu befreien ist sehr schwierig; je jünger der oder die Betroffene ist, desto schwieriger ist es. (Mobbing vergeht nie von alleine!)
  •  Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler sich einer erwachsenen Person anvertrauen!

Mobbing (oder englisch "Bullying") in der Schule ist nach wie vor ein Thema großer Aktualität und hat durch das Internet eine neue Dimension bekommen - das sogenannte Cybermobbing oder Cyberbullying. Ob nun regelmäßig die Schultasche versteckt wird, man in Pausen wie Luft behandelt wird oder peinliche Fotos über soziale Netzwerke veröffentlicht werden,  allen diesen Formen des Mobbings ist gemeinsam, dass sie einen anderen Schüler gezielt ausgrenzen wodurch oft die gesamte Klassengemeinschaft leidet. Das Klassenklima ist vergiftet, Lernleistungen werden beeinträchtigt, Feindseligkeiten und negative Gruppendynamiken begünstigt.
Mobbing findet zumeist in sogenannten Zwangsgemeinschaften, wie Schule oder Arbeitsplatz, statt, die nicht ohne weiteres verlassen werden können.
Ständige Attacken haben schwerste Auswirkungen auf die Betroffenen und können die Entwicklung eines Kindes gefährden.
Hier ist es besonders wichtig, schnell etwas zu unternehmen um den Prozess zu unterbrechen. Voraussetzung dafür ist es, Mobbing so früh wie möglich zu erkennen.

Der "No Blame Approach":

Eine angewandte Methode um Mobbing an Schulen zu begegnen ist der No Blame Approach (wörtlich: "Ansatz ohne Schuldzuweisung"). Auf den genauen Hergang eines Vorfalles und seine Vorgeschichte wird nicht eingegangen. Es ist daher auch nicht erforderlich, dass der oder die sogenannten "Täter" sich rechtfertigen. Der No Blame Approach ist eine lösungsorientierte Vorgehensweise, die die beteiligten Schülerinnen und Schüler in einen Gruppenprozess einbezieht. Sie arbeiten aktiv und verantwortlich an der Behebung des Problems mit. Auf die Bezeichnungen "Opfer" und "Täter" wird bewusst verzichtet, man spricht von "Betroffenen" und "Akteuren".
Der No Blame Approach ist ein Verfahren, das in drei zeitlich aufeinanderfolgenden Schritten stattfindet, die innerhalb eines Zeitraumes von 8 - 14 Tagen realisiert sein sollten.

1. Schritt: Gespräch mit dem Mobbing Betroffenen
Ziel des Gesprächs ist es, das Vertrauen des Schülers für die geplante Vorgehensweise zu gewinnen. Es sollen auch die Namen der Akteure sowie die Namen vertrauensvoller Mitschüler, die bei der Lösung des Problems helfen könnten, genannt werden.

2. Schritt: Gespräch mit der Unterstützungsgruppe
Die genannten Schüler werden zu einem Treffen eingeladen und über die Situation aufgeklärt, dabei erfahren sie von den Gefühlen des Betroffenen. Diese Gruppe (sechs bis acht Schüler) ist als Helfergruppe für die Pädagoginnen und Pädagogen zu verstehen, in deren Verantwortung die Lösung des Mobbingfalles liegt. Sie werden als "Experten" angesprochen und entwickeln gemeinsam Ideen und Vorschläge.

3. Schritt: Nachgespräch mit dem Betroffenen
Nach ein bis zwei Wochen wird mit jedem Schüler einzeln ein Nachgespräch über die Entwicklung der Situation geführt. Zuerst mit dem Betroffenen und danach mit den anderen Beteiligten. In Einzelgesprächen werden die Schüler auf einer persönlichen Verantwortungsebene angesprochen, was die Nachhaltigkeit stärken und die Wiederaufnahme der früheren Mobbinghandlungen verhindern soll.

Mag. Chiara Ammann

Ehe- und Familienzentrum, Beratungsstelle: Juristin