Auf einer Spruchkarte heißt es: „Heutzutage ist es nicht mehr‚verliebt – verlobt – verheiratet‘ sondern ‚verliebt – verletzt – verlassen‘“. Leider machen viele Menschen gerade auch diese Erfahrung. Aber muss es so sein? In der kirchlichen Ehevorbereitung werden Lebensthemen angesprochen und den Paaren ein aufmerksamer, behutsamer Umgang mit diesen nahegelegt. Damit ihre Beziehung gelingen kann. Mag. Edgar Ferchl-Blum

Die Ehe, die Partnerschaft zwischen einem Mann und einer Frau, war bisher eine aus unserer Gesellschaft nicht weg zu denkende Institution. Mann und Frau, die sich in der Öffentlichkeit das Ja-Wort gegeben haben (vor dem Traualtar und/oder vor dem Standesbeamten/der Standesbeamtin), erfuhren und erfahren einen besonderen Schutz. Dennoch wird gerade an der Institution „Ehe“ der Wertewandel in unserer Gesellschaft besonders deutlich: wurden früher die Ehen für die Ewigkeit geschlossen, gibt es heute immer mehr zeitlich begrenzte Partnerschaften. Es wird viele Gründe dafür geben, einige sind sicher die stark gestiegene Lebenserwartung und der Wandel von der Versorgungs- zur Liebesgemeinschaft. Wenn die Liebe tot ist gibt es auch keinen Grund mehr, die Beziehung aufrecht zu erhalten.

Die katholische Kirche hat bisher auf diesen Wandel nicht reagiert. Für sie ist die gültig geschlossene Ehe – ausgedrückt durch das in der Öffentlichkeit und in Freiheit ausgesprochene Trauungsversprechen und durch den geschlechtlichen Vollzug – ein nicht auflösbarer Bund zwischen beiden Partnern. Papst Franziskus hat jetzt allerdings durch die von ihm angeregte Bischofssynode, die sich gerade auch mit diesen Fragen beschäftigen wird, Bewegung in dieses Thema gebracht. Vielerorts entsteht die Hoffnung, dass auch an ihrer ersten Ehe gescheiterte Partner in einer neuen Beziehung einen Neuanfang wagen können – und das Familienleben mit dem Segen der Kirche. Wir dürfen gespannt sein, ob sich da etwas substantiell verändern wird.

Noch ist es aber nicht so weit.

Die römisch-katholische Kirche sieht die Ehe als Sakrament, als Zeichen der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Der Ehe-Bund, der durch das Ja-Wort der Brautleute (Konsens) zustande kommt, wird als Lebensprojekt gesehen. Tragende Elemente sind die gegenseitige Hingabe und die Weitergabe des Lebens.

Die Ehe ist ein ausgesprochen anspruchsvolles Unterfangen zweier Personen, es ist auch ein konflikthafter Weg; dennoch vielleicht der beste Ort, wo Menschen miteinander wachsen und reifen können.

„Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann.“
Soeren Kierkegaard

Zu diesem Großen möchten die Ehevorbereitungsseminare hinführen. Sie möchten Impulse für das Gelingen geben und aufmerksam machen, wo verborgene, gefährliche Klippen sein könnten, die zu Verletzungen an der Beziehung oder gar zu deren Tod führen könnten.

Die Ehevorbereitung als Impulsgeber, damit in der Ehe zwei Individuen zu einem größeren WIR finden können.

„Zwei werden eins und müssen doch zwei bleiben und müssen doch eins werden.“
Ulrich Schober

Die großen Themen in der Ehevorbereitung sind: Ursprungsfamilie, Kommunikation, Kultur der Sexualität, Ehesakrament und persönlicher Glaube.
Viele Gründe sprechen dafür, sich Zeit für diese großen Themen zu nehmen, denn …

  • Viel zu viele Ehen scheitern. Gegenwirken kann nur ein größeres Bewusstsein füreinander und ein Bewusstsein für etwaige Stolpersteine auf dem gemeinsamen Weg.
  • Jedes Scheitern hat viel Leid zur Folge: für die Partner, für die Kinder, für das ganze Umfeld.
  • Aber es geht nicht nur um das Scheitern, es geht um eine Qualitätsverbesserung in jeder Beziehung. Miteinander die Herausforderungen
  • gestalten!
  • Miteinander in einem geschützten Rahmen realistische Erwartungen abstecken. Den Partner, die Partnerin nicht überfordern.
  • Für die großen Themen kann es kein Zuviel an Aufmerksamkeit geben.

„Ich will dich für mich und ich will mich für dich und ich will unser Wir in die Zukunft hinein.“
Verfasser unbekannt

Unsere Gesellschaft, das Zusammenleben, verändert sich rasant. Eine Beobachtung ist die, dass sich der Individualismus noch stärker ausprägt. Für Paare bedeutet das ein großer Reichtum an „Persönlichkeiten“, aber es bedeutet auch, dass das Miteinander aufmerksam gepflegt werden muss, damit es auch wirklich ein Miteinander wird und kein bloßes Nebeneinander starker Persönlichkeiten – das in schwierigen Situationen dann leicht zum
Gegeneinander werden kann.

Für die Ehepaare, die Ehevorbereitungsseminare begleiten, ist das die große Herausforderung: eine Sprache und Methodik zu finden, die die Brautpaare mit hineinnimmt in diesen Prozess eines lebenslangen Lernens.

… denn es ist eine Kunst, gemeinsam glücklich zu werden!
Mag. Edgar Ferchl-Blum

„Die Liebe ist wie das Leben selbst;
kein bequemer und ruhiger Zustand,
sondern ein großes, wunderbares
Abenteuer.“ Gabriel Marcel