Rund 50 Eheseminare werden im Kalenderjahr von den Referentenpaaren des Ehe-und Familienzentrums abgehalten.

Der Leiter des Bereiches der Ehevorbereitung - Hr. Mag. Edgar Ferchl-Blum gibt uns Antworten auf ein paar wichtige Fragen zu diesen Seminaren.

1.    Seit wann bietet das efz Eheseminare an?

Im Herbst 1979 wurde das efz gegründet. Ein Motiv damals für die Gründung war, den Pfarreien bei ihrer Aufgabe den Brautpaaren eine gute Ehevorbereitung zukommen zu lassen, unterstützend zur Seite zu stehen. So ist ein Teil der Organisation, wie z.B. die Auswahl und Ausbildung der Referentenpaare, ins efz gewandert. Neben den Ehevorbereitungsseminaren wurde schnell auch erkannt, dass es für die Ehepaare begleitende Angebote geben soll, also solche, die sie in ihrem Ehealltag unterstützen.

2. Warum? Was waren die Beweggründe?

Eine Ehe gut leben ist eine große Herausforderung. Das wissen alle, die sich auf diese Lebensform eingelassen haben. Dass eine Ehe glückt – damit ist mehr gemeint als ein nebeneinander Herleben - ist heute überhaupt keine Selbstverständlichkeit mehr. Das haben die Verantwortlichen in der Diözese damals bald erkannt: Wollen wir glückliche Ehepaare und damit verbunden gesunde Familien, dann müssen wir auch etwas dafür tun. Es waren pastorale Überlegungen, die zu dieser „Fachstelle“ Ehe und Familie geführt haben, wodurch auch die Pfarreien entlastet worden sind.

3.    Zahlen, Daten, Fakten: Wie viele Paare besuchen jährlich die Eheseminare? Wie viele werden angeboten?

Im Schnitt besuchen jährlich ca. 400 Paare – angeboten in über 50 Einheiten – die Ehevorbereitungskurse. Diese Kurse sind verpflichtend, deshalb kommen manche Paare auch nicht sehr gerne. Die Rückmeldungen sind dann in aller Regel sehr gut. Denn junge Paare neigen dazu, ihre Situation sehr rosarot zu sehen. Das ist auch gut so, denn bekanntlich gilt: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben …“ (Hesse). Wenn dann aber gut ausgebildete, feinfühlige und erfahrene Ehepaare denn Blick auf die Schlüsselstellen ehelichen Lebens richten, dann sind die Brautpaare sehr dankbar dafür.

Für Paare wäre es dann wichtig niemals aufzuhören an ihrer Beziehung zu arbeiten. Was in der Wirtschaft gilt, gilt eben auch für Paare: Wo kein Wachstum, keine Entwicklung, keine Erneuerung statt findet beginnt der Verfall, der Untergang, letztlich der Tod der Beziehung. Ich glaube nicht, dass diese Beschreibung zu drastisch ist, denn anders lässt sich der (frühe) Tod so vieler Beziehungen nicht erklären.

So bieten wir im efz auch Kurse an, die den Paaren helfen ihre Beziehung weiter zu entwickeln. EPL – ein partnerschaftliches Lernprogramm – ist z.B. so ein Kurs. Er betont vor allem die Kommunikation. Oder NER – die natürliche Empfängnisregelung: diese Methode stärkt das Paar durch die Schulung des Blickes auf den Zyklus der Frau und durch eine besondere gegenseitige Rücksichtnahme. Auf diesem Gebiet gibt es aber auch neben unseren Angeboten sehr Gutes im Bildungshaus St. Arbogast, im Bildungshaus Batschuns, bei Marriage Encounter, …

4. Warum muss man das Eheseminar machen? Warum ist es nicht auf freiwilliger Basis?

Wie viele Menschen würden den Führerschein machen, wäre er nicht verpflichtend? Vor allem die größten Chaoten würden niemals eine Fahrschule von innen sehen. Natürlich passieren dennoch Unfälle, aber man kann durch eine gute Ausbildung solchen Ereignissen entgegenwirken.

So ist es auch mit dem Ehesakrament. Der Kirche ist die Beziehung zwischen Frau und Mann viel zu wichtig, als dass sie diese Beziehung einer Willkür aussetzen möchte. Denn schließlich und endlich hängen ja auch neben den Partnern sehr oft andere mit drinnen, nämlich die Kinder. Für Kinder ist eine funktionierende Beziehung zwischen den Eltern ein Sprungbrett in ein eigenes, glückliches und erfülltes Leben.

6. Als Alternative gibt es laut Homepage auch ein Gesprächs- und Kommunikationstraining „EPL“. Wird dieses auch genutzt? Tendieren die zukünftigen Eheleute eher zum traditionellen Seminar? Worin unterscheiden sie sich?

„EPL“ gibt es seit ca. 15 Jahren. Es finden jährlich 3 bis 4 Seminare mit ca. 5 Paaren statt. Also im Vergleich zu den herkömmlichen EV-Kursen sind das viel, viel weniger TeilnehmerInnen.

Wir bieten EPL auch deshalb als Alternative zu den anderen EV-Kursen an, weil manche Paare, die heute kirchlich heiraten, schon sehr, sehr lange als Paar zusammenleben. Das ist unsere Zeit! Das Gro der Brautpaare ist heute nicht mehr zwischen 20 und 30 Jahre alt, sondern sie werden älter, haben schon Kinder, kommen schon aus früheren Beziehungen (Patchwork), … Wir haben es heute mit einer großen Vielfalt zu tun und wollen darauf auch reagieren, indem wir individuellere Angebote schnüren. Im Kommen sind z.B. Ehevorbereitungskurse mit Eventcharakter: gemeinsames Kanufahren, Klettern, mit Tieren, … Da wird noch einiges kommen. Die Kunst ist dann, das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren. Aber die Vielfalt ist doch schön, oder?

7. Erhaltet ihr auch Rückmeldungen? Bzw. erhebt ihr diese?

Natürliche! Die EV Seminare werden regelmäßig evaluiert und ausgewertet. Anders geht es nicht. Die Referentenpaare brauchen und wollen ja auch Rückmeldungen bekommen. Auch setzt sich das efz zum Ziel, eine lernende Organisation zu sein. Damit das nicht nur ein Schlagwort ist, braucht es auch den nüchternen Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen einerseits und auf die Angebote und die geleistete Qualität andrerseits. Nur so kann es ein befriedigendes Arbeiten geben.

8. Haben sich die Inhalte der Eheseminare im Laufe der Zeit geändert? Inwiefern?

Ja und nein. Die Inhalte haben sich nicht verändert, in dem Sinne, dass es sich wie immer schon um die wesentlichen Kriterien für eine gültige christliche Ehe handelt, die auch besprochen werden müssen: Freiwilligkeit, ein Leben lang, offen für Kinder.

Verändert haben sich die Inhalte in dem Sinn, dass die Ehe nicht mehr eine Zweckgemeinschaft ist, die das Überleben der Partner absichert, sondern eine auf Freiwilligkeit beruhende Liebesgemeinschaft, bei der es möglicherweise auch drunter und drüber gehen wird. Der Kern der Ehe ist gleich geblieben, aber die Gestalt ist eine andere geworden. Insofern hat sich vieles verändert.

 

Ich freue mich übrigens sehr, dass unter Papst Franziskus neuerlich Bewegung in die Ehesakramentenpastoral gekommen ist. Wir wurden ja in einem Fragebogen zu diesem Thema schon befragt (November 2013 bis Jänner 2014). Im Herbst findet nun die große Sonderbischofssynode im Vatikan statt, bei der es genau um dieses Thema gehen wird: „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“. Es ist ein großes und wichtiges Thema, weil für viele, viele Menschen ihr Glück und Weh davon abhängt.

Wir danken Mag. Edgar Ferchl-Blum für das Gespräch.