Predigt von Pfr. Magnus Koschig (Halle a. d. Saale, Pfarreiverband Halle-Nord) am 13./14. November 2010 zur 66. Wiederkehr des Tages, an dem Carl Lampert im "Roter Ochse" durch das Fallbeil hingerichtet worden ist.

„Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten übergeben und ins Gefängnis werfen.“ (Lk 21,12)
Was wir, liebe Gemeinde, da relativ gelassen gehört haben, war und ist für andere bis heute grausame Wirklichkeit. Nur  weil sie ihren Überzeugungen treu bleiben und sich nicht beugen, trachten ihnen die Mächtigen nach dem Leben. Waren es zur Zeit des Matthäus die Christen, die von Römern und Juden verfolgt wurden, führten Christen in späteren Jahrhunderten Pogrome an den Juden durch. Stempelte die Kirche einst ihre Gegner zu Ketzern, machten die Nazis aus Kirchenvertretern Ver­brecher und asoziale Elemente. Drei von ihnen, deren wir heute ge­denken, haben dies am eigenen Leib erlebt und erlitten. Mit den Worten: „Jesus, Maria“ auf seinen Lippen, starb am 13. November 44 um 16.00 Uhr Provikar Dr. Carl Lampert. Was war sein Verbrechen und weshalb wollen wir als Pfarrei ihn zu unserem Patron machen? (....)

Weshalb waren die Nazis so wütend auf diesen Mann, dass sie alles versuch­ten, um ihn zum Tode zu verurteilen? Zum einen, weil sie hofften, durch die Hinrichtung den Apostolischen Administrator Paulus Rusch und den Bischof von Berlin Kardinal von Preysing einschüchtern zu können. V.a. aber weil er trotz aller Repressalien fest zu seinem Glauben stand. Diese Gewissenstreue, diese Standhaftigkeit reizte den Gau­leiter Hofer so sehr, dass er mehrmals im Zorn ausrief: „Lampert muss verschwinden ... sein Kopf muss fallen“. Aus­druck dieser Standhaftigkeit ist die Antwort, die Carl Lampert gab, als er im Verhör nach Evangelium und Hitlers „Mein Kampf“ gefragt wurde: „Das Evange­lium ist Gottes Wort und verkündet die Liebe. Das Buch des Herrn Hitler ist das Werk eines Menschen und predigt den Hass.“ (...)

(...) Sich nicht beugen unter die Mächtigen; die Freiheit nicht aufgeben, um zu überleben; sich nicht einzureihen in die graue Masse und standzuhalten, wie es das Evangelium wünscht, das sind für mich Eigenschaften, die ihn für uns zum Vorbild machen. (...) Liebe Gemeinde, wir gewinnen das Leben nicht, wenn wir es um jeden Preis bewahren, sondern nur, wenn wir uns selbst treu bleiben. Möge Carl Lampert für uns in diesem Bemühen ein Vorbild und ein Fürsprecher sein und möge wir ihn bald unseren Pfarrpatron nennen dürfen. Amen.

Den kompletten Predigttext finden Sie hier als PDF Predigt zum Gedenken an die Hinrichtung von Carl Lampertzum Download.