Zivilcourage, Widerstand, Gewaltfreiheit

Inhalte

Gesichter der Unmenschlichkeit
Themen für den Unterricht
Empört euch! (Stéphane Hessel)
Der Auftrag (Dorothee Sölle)

 

Gesichter der Unmenschlichkeit

Die Nachkriegsgeneration hatte die Utopie von „Nie wieder Krieg“, „Nie wieder Rassismus“. Was ist daraus geworden?

Neonazismus und Ausländerfeindlichkeit in Europa, unzählige Pogrome sowie ethnisch motivierte Bürgerkriege weltweit  (Kambodscha, Ex-Jugoslawien, Ruanda und leider viele mehr) oder Kriege um Ressourcen (Golfkrieg, Afghanistan, Libyen) scheinen diesen Traum von einer friedlichen Welt in weite Ferne gerückt zu haben.

Themen für den Unterricht

Die Unmenschlichkeit und damit die Herausforderung für die jetzige Generation hat viele Gesichter. Hier könnte die Biographie Carl Lamperts Ausgangspunkt für die  Beschäftigung mit verschiedenen Themen im Unterricht sein:

  • Zivilcourage
  • friedlicher Widerstand gegen Ungerechtigkeit (Unterdrückung von Minderheiten, gegen Ausländerhetze, Umgang mit AsylantInnen, Flüchtlingselend, Widerstand gegen Neonazis und jede Form von Rechtsradikalismus etc.)
  • Einsatz für Menschenrechte (z.B. gegen Folter, Todesstrafe)
  • Gewaltfreiheit und gewaltfreie Kommunikation 
  • Einsatz gegen die Diktatur des Finanzkapitals (Konsumverhalten, Lebensstil,  Geiz-ist-geil-Mentalität)
  • Einsatz gegen Mobbing und negativen Konkurrenzdruck (Ellenbogentechnik, Egozentrik) in der Schule


Empört euch!

Der 93jährige französische Buchenwald - Überlebende, Mitglied der „Résistance“ und Mitautor der Menschenrechtserklärung von 1948, Stéphane Hessel, richtet in seiner 2010 erschienenen Streitschrift „Empört euch!“ einen eindringlichen Appell an uns:  


„Der Nazismus ist besiegt worden dank dem Opfer unserer Brüder und Schwestern in der Résistance und der im Kampf gegen die faschistische Barbarei verbündeten Nationen. Doch die Bedrohung ist nicht vollständig bebannt, und unser Zorn über die Ungerechtigkeit ist nicht gewichen.
Nein die Bedrohung ist nicht ganz gebannt. Und so rufen wir weiterhin auf zu ‚einem wirklichen, friedlichen Aufstand gegen die Massenkommunikationsmittel, die unserer Jugend keine andere Perspektive bieten als den Massenkonsum, die Verachtung der Schwächsten und der Kultur, den allgemeinen Gedächtnisschwund und die maßlose Konkurrenz aller gegen alle.’ Den Männern und Frauen (und ich möchte ergänzen „den Jugendlichen, bzw. zukünftigen Erwachsenen“), die das 21.Jahrhundert gestalten werden, rufe ich aus ganzem Herzen und in voller Überzeugung zu:
„Neues schaffen heißt Widerstand leisten. Widerstand leisten heißt Neues schaffen.“

(Stéphane Hessel, Empört euch!, Ullstein, 2011)


Auftrag

Neben allen schillernden WiderstandkämpferInnen aber ist es Jesus Christus selbst, der den Widerstand gegen die Unmenschlichkeit bis hin zur letzten Konsequenz vorgelebt hat. Daraus erwächst ein Auftrag, für den sich die Theologin Dorothee Sölle immer wieder auf's Neue engagiert hat.

"Die Jesusbewegung ist für Sölle damals und heute eine Widerstandsbewegung gegen alle, die mit Hilfe von politischer und wirtschaftlicher Unterdrückung den Willen Gottes, die Ausbreitung von Friede und Gerechtigkeit verhindern wollen. Als Stellvertreter und Stellvertreterinnen Christi sind alle Christenmenschen aufgerufen, sich von Gott gebrauchen zu lassen, um die Heilung der Welt voranzutreiben. Jede Person und ihre Aktivität ist notwendig, um das Projekt Gottes mit dieser Welt wachsen zu lassen."

(Ulrike Metternich, in: Zum Leuchten bringen, S. 51f)

 

Carl Lampert hat widerstanden, hat sich von Gott völlig in den Dienst nehmen lassen, hat alles auf's Spiel gesetzt und so ein Stück Reich Gottes gerettet - auch für die Nachwelt. Sein Leben kann jungen Menschen Mut geben und Orientierung. Er wird wieder lebendig im Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde.