"Nun ist es so weit und ich muß Euch allen den letzten Brief schreiben. Ich habe nie so recht an eine Begnadigung geglaubt, deshalb kommt das Urteil nicht so überraschend für mich", schreibt Karoline Redler im Abschiedsbrief an ihre Kinder kurz vor ihrer Hinrichtung. 70 Jahre sind seit diesem Tag vergangen. Der diesjährige 8. November wird nun noch um eine Dimension erweitert: um die Segnung des neuen „gedenk | kreuz | weg“ in der Herz-Jesu Kirche in Bregenz.

Egal wie viel man sich mit der Materie auseinandersetzt - so ganz wird man es wohl nie begreifen können, wie das damalige Leben während der Zeit des Nationalisozialismus von Angst geprägt war. Ein missverständlicher Satz zur falschen Person, ein (mächtiger) Feind, Denunziation - immer und überall lauerte die Gefahr beschuldigt und verhaftet zu werden. Oftmals fälschlicherweise.

Gefährliche Zeiten
Dass es so gut wie jeden treffen konnte, zeigt das Schicksal von Karoline Redler (1883-1944). Die geachtete Bregenzer  Geschäftsfrau  und Mutter dreier Kinder war schon immer politisch und sozial engagiert. Bereits während des Ersten Weltkriegs war sie beim Roten Kreuz tätig, später gründete sie den Verband katholischer Frauen und Männer, "die Guta". Und sie war Funktionärin der Vorarlberger Katholische Frauen-Organisation. Im August 1943 ließ sich die Geschäftsfrau in einem Wartezimmer eines Hohenemser Heilpraktikers zu kritischen Äußerungen hinreißen, wurde denunziert und vorübergehend festgenommen.

Ihr braucht euch nicht zu schämen
Aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit wurde sie wenige Wochen zwar wieder entlassen, dann aber doch ins Gefangenenhaus Feldkirch gebracht. Im Zuge der Verhaftungswelle nach dem Attentat auf Hitler (20. Juli 1944) wurde sie ins Landesgericht Wien überführt und wegen "Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung" angeklagt. Es folgte eine fadenscheinige Verhandlung mit einem kurz zuvor zugewiesenen Verteidiger. Nach drei Minuten war das Urteil gefällt. Am 8. November 1944 starb die 60-jährige Karoline Redler durch das Fallbeil und schreibt kurz zuvor an ihr Familie noch:  "Ihr braucht euch meiner nicht zu schämen, ich sterbe für meine Überzeugung“.

Leidensweg
Redler ist nur eine von vielen VorarlbergerInnen, die in der Zeit des Nationalsozialismus zu Tode kamen. Davon zeugt seit kurzem auch der "gedenk | kreuz | weg“  in der Herz-Jesu Kirche in Bregenz. Erinnern ist das Schlüsselwort für den Weg, der sich unter dem historischen Kreuzweg von Emil Gehrer wie ein Band um den Kirchenraum legt. „Für die Opfer war es ein Leidensweg. Die Überlagerung der beiden Leidenswege ist das Besondere“, führt Wimmer aus. In 19 Stationen erinnert er an die Bregenzer Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft und erzählt dabei von diesen 19 Schicksalen. 

Schicksale
Von Ernst Volkmann zum Beispiel, der aus religiöser Überzeugung den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigerte und 1941 hingerichtet wurde. Oder von Samuel Spindler, der 1942 den Freitod wählte, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Von Maria Stromberger, auch bekannt als „Engel von Auschwitz“, die sich freiwillig als Krankenschwester im KZ meldete, um den Häftlingen zu helfen. Oder eben auch von Karoline Redler.  Der zur Gestaltung verwendete Stoff drückt dabei das „Weiche, Sanfte und Verletzliche aus“, erklärt der Architekt. Mit diesem Weg setzen Pfarre und Kirche ein Zeichen für die Menschlichkeit, sind sich Peter und Johanna Wimmer einig. Der „gedenk | kreuz | weg“ wecke besonders auch bei den Jugendlichen das Interesse am Thema, erinnere an die Opfer und daran, wohin der Weg einer totalitären Machtausübung führt.

Im Rahmen der Carl Lampert Wochen 2014 stellt die Segnung des gedenk | kreuz | weg den ersten Termin dar:

„Ich sterbe für meine Überzeugung“
70. Todestag von Karoline Redler. Segnung gedenk | kreuz | weg mit 19 Stationen.
Sa 8. November, 19 Uhr, Pfarrkirche, Bregenz Herz-Jesu