2012 wurde die bereits bestehende Gedächtniskapelle im Fundament der Basilika Rankweil neu gestaltet. Ihr Erinnern schließt heute Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein.


Landesgedächtniskapelle in der Basilika Rankweil

Die Landesgedächtniskapelle in der Basilika Rankweil wurde in den 1970er Jahren zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege eingerichtet. 2009 erfolgte eine erste Neugestaltung und eine inhaltliche Erweiterung in Richtung des Gedächtnis für alle Opfer von Gewalt.

2012 schließlich erfolgte eine weitere inhaltliche wie architektonische Neugestaltung. Die Grundfrage des Auftraggebers - also der Pfarre Mariä Heimsuchung - an das Bregenzer Architekturbüro Cukrowicz-Nachbaur war, eine zeitgemäße architektonische Intervention und einen Ort zu schaffen, in dem Leid verarbeitet werden kann. Die Kapelle sollte ein Ort werden, der alle Besucher/innen - auch über Konfessionsgrenzen hinweg - anspricht.

Landesgedächtniskapelle RankweilLicht, das durch die Mauer bricht

Das Thema „Licht“ hat die Planer bei der Arbeit nicht mehr losgelassen. „Wir wollten in diesen unterirdischen Raum, in diesen Felsenkeller Licht bringen, Tageslicht, einen Lichtblick“, rekapituliert DI. Andreas Cukrowicz. Als Ergebnis durchbricht heute eine Lichtöffnung die Westmauer. An zwei Tagen im Jahr, den Tag- und Nachtgleichen im Frühjahr und im Herbst, wirft die Sonne durch den rohrförmigen Schacht einen Lichtkegel  auf eine in der Mauer eingelassene Kiste.

Landesgedächtniskapelle Rankweil - Totenbücher Rosenkranz MaskeTotenbücher, Rosenkranz und Maske

Durch einen Schlitz kann man in der Truhe die Rücken der beiden Bücher erkennen, in denen alle Vorarlberger Gefallenen und Vermissten des Ersten und Zweiten Weltkriegs verzeichnet sind. Neben den Büchern ist ein Rosenkranz zu erkennen, den der nunmehr selige Carl Lampert im KZ bei sich trug. Als drittes Objekt enthält die Truhe eine schädelförmige Maske. Ihre Herkunft liegt im Dunkeln, sie wurde vermutlich in den 1940er oder 1950er Jahren von einem Patienten der ehemaligen „Landesirrenanstalt Valduna“ gestaltet. Die ausdrucksstarke Maske zieht sofort in den Bann: ein Schrei aus der Tiefe, stumm, mit leeren Augen.

Landesgedächtniskapelle Rankweil - WasserinstallationWassertropfen

Am hinteren Ende derKapelle findet sich eine kreisförmige Vertiefung im Boden, in die aus einem Loch in der Decke Wassertropfen fallen. Das Wasser symbolisiert die Reinigung in einer Trauerphase, aber auch für die „Tränen des Leids“.


Landesgedächtniskapelle Rankweil - SternenbilderSternenbilder

Vor der Licht- und Wasserinstallation sind entlang des ganzen Raumes sieben Messingplatten in den Boden eingelassen. Der US-amerikanische Künstler Matt Mullican hat sie gestaltet. Auf den Metallplatten sind Abbildungen des Sternenhimmels aufgebracht. Auf der ersten Platte ist nichts zu sehen, denn sie weist auf den Schöpfungstag hin. Die weiteren Platten zeigen die Sternbilder am (vermuteten) Todestag Christi, an den Todestagen des ersten sowie des letzten gefallenen Vorarlbergers im Ersten Weltkrieg. Die zwei nächsten Sternenhimmel erinnern an dieselben Todestage im Zweiten Weltkrieg. Die letzte Platte bildet den Sternenhimmel am Tag der Eröffnung der Kapelle ab.

In der Landesgedächtniskapelle in Rankweil wird durch die Reduktion auf wenige Symbole vergangenes und gegenwärtiges Leid auf berührende Art präsent. Die Kapelle, tief im Fundament der Basilika, ist ein Raum für Trauernde, Hoffende, Bittende, Suchende und Be-Suchende.

 

Die Landesgedächtniskapelle ist täglich von 7-18 Uhr geöffnet