Ein handgeschriebener Brief ist mehr als nur eine Nachricht: Er lässt die schreibende Person und die Situation manchmal deutlicher als ein Bild erkennen. So auch bei Carl Lampert. In mehr als 100 Briefen hat er sich seinen Schmerz von der Seele geschrieben - und lässt uns im Rahmen der Carl Lampert Woche 2013 eben dort hineinblicken. Mit Veranstaltungen, einem Gedenkgottesdienst am zweiten Jahrestag der Seligsprechung und einer Online-Edition der Briefe.

Schon zwei Jahre ist es am 13. November her, dass Carl Lampert ein Seliger wurde. Zeit, die scheinbar wie im Flug verging und uns Carl Lampert dennoch nie aus den Augen verlieren ließ. Wenn man die Augen denn offen halten wollte. Da gab es Gedenkveranstaltungen anlässlich des ersten Jahrestages der Seligsprechung, den Baucontainer, der in der Fastenzeit und jetzt an Schulen auf das couragierte Handeln Lamperts aufmerksam macht - und das Carl Lampert Forum, das die Erinnerung an den Provikar wach hält.

Mein lieber Bruder Julius!
Und nun - zwei Jahre nach der Seligsprechung - soll und kann Carl Lampert quasi auch noch für sich selber sprechen. Handgeschriebene Briefe zeugen von seinem Leben, seinen Sorgen und Ängsten. "Mein lieber Bruder Julius!" ist im Brief Lamperts aus Stettin aus dem Jahr 1943 zu lesen: "Gott sei Dank" - Wir konnten also wieder einige Zeilen austauschen, - und fast gleichzeitig geschah es! Gedankenübertragung! Wenn es auch wenig Frohes war, was wir einander sagen konnten, so war es, glaube ich, für uns beide doch einigermaßen ein Trost."

Kriegsbeschwerte Neuigkeiten
Über 100 Briefe hat Carl Lampert geschrieben und darin Neuigkeiten ausgetauscht. Vorwiegend kriegsbeschwerte Neuigkeiten, wie er selber festhält. Sie geben Zeugnis von der damaligen Zeit und den Umständen, unter denen sich der Provikar für Menschen stark machte. Und eben diese Briefe sollen im Rahmen der Carl Lampert Woche 2013 nun allen Menschen zugänglich gemacht werden. "Carl Lampert und seine Briefe lassen das Erinnern zu und richten den Blick in Richtung Zukunft. Eine Zukunft, in der wir uns wiederfinden“, erklärt Mag. Bernhard Loss, Leiter des Carl Lampert Forum.

Breites Programm
Und da für das Carl Lampert Forum neben dem Erinnern auch die Gegenwart eine große Rolle spielt, ist die Präsentation der Online-Brief-Edition eingebettet in ein breites Programm, das verschiedene Zugänge zur Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus und seinen Menschen eröffnet. Vor der Carl Lampert-Säule, über den Denkort „Layer“, der vom Dornbirner Künstler Hubert Matt gestaltet wurde, bis hin zur editorischen Beschäftigung mit Carl Lampert, lassen Menschen wie Martin Caldonazzi (Grafiker), Mag. Werner Matt (Stadtarchiv Dornbirn), Prof. Dr. Richard Gohm (Notar des Seligsprechungsverfahrens) und Mag. Michael Fliri (Archiv der Diözese Feldkirch) Zeit- und Stadtgeschichte in kurzen Impulsen aufflackern.

Aufarbeitung der Vergangenheit
„Dass die Briefe Carl Lamperts aus den Jahren 1940-1944 nun erstmals gesammelt öffentlich zugänglich gemacht werden, will einerseits einen Beitrag leisten zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Andererseits erschließen sie auch einen menschlichen, persönlichen Zugang zu jenem Mann, der angesichts der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus nicht ,Ja‘ sagen konnte“, setzt Loss Impulse für die Beschäftigung mit Carl Lampert und seinen Briefen, die bis heute die Frage der Gewissensentscheidung an ihre Leser/innen richten.

Neben der Online-Edition der Briefe und dem Carl Lampert- Gedenkgottesdienst lädt auch die Veranstaltung im Theater Kosmos zur Beschäftigung mit "jener" Zeit ein.  Und einer Begegnung mit 4000 Zwangsarbeiter/innen beispielsweise, die im Raum Begenz und im ganzen Land zwischen 1939 und 1945 dem Leid der Ausbeutung, der Gewalt, dem Unrecht, der Entwürdigung durch blinde Gleichgültigkeit ausgesetzt waren.

Termine:

Fr 8. November, 19.30 Uhr, Theater Kosmos Bregenz
"Dass wir in Bregenz waren, darüber haben wir geschwiegen..."

So 10. November, 16 Uhr, Dornbirn St. Martin/Carl Lampert Kapelle
"Mein lieber Bruder Julius..."
Online -Edition der Briefe des seligen Carl Lampert

Mi 13. November, 19 Uhr, Pfarrkirche Göfis
Carl Lampert Gedenkgottesdienst mit Bischof Benno Elbs