von Jugendseelsorger Dominik Toplek Elemente für Wortgottesdienste in Kirche oder Gruppenraum mit Jugendlichen ab 16. Wen braucht es? Mehrere LektorInnen Material: Bilder und verschiedene Gegenstände (siehe im Ablauf)

Einstieg

Gottesdienstleiter (GL): Da wird einer „selig“-gesprochen. Nicht wie die Verleihung eines Preises, wie den die herausragenden Wissenschaftler mit dem Nobelpreis verliehen bekommen, es ist auch nicht eine groß-artige kirchliche Auszeichnung für ein ordentlich katholisch geführtes Leben, das mit dem Tod im standhaften Bekenntnis zu Gott und seinem Sohn, dem Christus, endete.

Bei der Seligsprechung von Carl Lampert sagt die Kirche, was sie in einem langen Verfahren entdeckt hat: da hat einer totale Erfüllung gefunden, der ist göttlich glücklich, zutiefst beglückt und wunschlos, da hat jemand sein Menschsein restlos verwirklicht, er lebt in voller Gemeinschaft mit Gott – und der Höchste selber ehrt ihn.

Aber was bringt mir das? Was bedeutet das für mein Leben, wenn dieser „Tüchtige“ (=Carl) selig oder heilig ist? Und welchen Sinn, bitte, soll das haben, sich selbstlos für andere einzusetzen? Dem möchten wir in diesem Gottesdienst nachgehen.


Besinnung, Kyrie

Zwei Lektoren, aggressive Musik im Hintergrund, die lauter und leiser gemacht wird; eventuell Bilder an Wand projizieren, welche Menschen in den beschriebenen Situationen zeigen (Motivvorschläge in Klammer)

Wer findet echtes, tiefes Glück? Worte zum Nachdenken ...

A: Göttlich glücklich, denen das genommen, was ihnen von Gott her zusteht und jetzt mit nichts dastehen.
B: Wieviel muss einer haben bzw. können, um glücklich zu sein? (protziges Auto, Dagobert Duck springt in sein Geld oder Armutsbilder)

A: Göttlich glücklich die Traurigen.
B: Wie sieht’s bei dir mit dem Weinen aus? (Weinender oder Schadenfreudiger)

A: Göttlich glücklich, die nicht zuschlagen.
B: Wieviel Kleinkrieg geht jedem Kampf voraus? (Waffen, Prügelnde)

A: Göttlich glücklich, die sich nach Gerechtigkeit sehnen und sich um das Wohl aller sorgen.
B: Wir leben auf Kosten der Anderen. Nach uns die Sintflut?
(Slum, Atomkraftwerk)

A: Göttlich glücklich, die ein Herz für die Menschen haben.
B: Rache ist sooo süß. Wieso vergeben? (Todesstrafe)

A: Göttlich glücklich, die das tun, was Gott will.
B: Jeder muss selber schauen, wo er bleibt, oder? (Mafiaboss, Zuhälter)

A: Göttlich glücklich, die Streit schlichten und für Frieden sorgen.
B: Alles beginnt schon im Kleinen! Sehe ich, was der andere braucht? (Streitende)

A: Göttlich glücklich, die wegen Gott Ärger kriegen.
B: Könnt ihr die Wahrheit nicht vertragen? Könnt ihr die Wahrheit vertragen?
(Bußprediger)

A: Göttlich glücklich, wenn ihr um meinetwillen verleumdet, betrogen und gelingt werdet.
B: Wenn der Eid zum Meineid wird. (Gerichtsszene, Spion)

Herr, erbarme dich unser.
Christus, erbarme dich unser.
Herr, erbarme dich unser.


Tagesgebet

GL: Schau dich doch mal um auf deiner Erde, Gott,
und sitz nicht im Himmel rum!
Die Natur geht den Bach runter,
die Umwelt verdreckt,
fette Bäuche werden neben Hungringen immer fetter,
die Menschen haben ständig Streit und Krieg miteinander.
Los, steh auf,
bewege dich endlich,
komm runter aus deinem Himmel,
pack an, mach was, schlag dazwischen,
bewege etwas, verändere etwas,
und fang bei mir damit an.
(Vgl. Sarah, aus Wiese Mickey (Hg.), Flatrate. 24 Stunden genial verbunden, 69.)


GL:
Gott hat mit Carl Lampert einen gefunden, mit dem er die Welt verändern wollte und sicher auch ein wenig verändert hat. Wer war er?


Kurzbiographie Carl Lampert

Sein Vater: Franz Xaver, ernster, fleißiger und gläubiger Bauer.
Seine Mutter: Maria Rosina, fromme Hausfrau und SuperMama.
Carl: der Tüchtige, auch „Carlobello“ oder „Carlomagno“ genannt, weil er so elegant aussah und auftrat.

Carl Lampert aus Göfis lebte in einfachen Verhältnissen, gscheit, ein feiner und freundlicher Bursch, zum Priester berufen. Diesem Ruf ging er in Brixen nach, während der 1. Weltkrieg alles verwüstete. Schon mit 24 Priesterweihe und seine erste Heilige Messe in der Heimatgemeinde.
Mit den Jungendlichen von Dornbirn-Markt hatte er als Kaplan gerne zu tun, ging zu ihnen in die Vereine, um ihre Einsatzfreude zu teilen. Weil auch sonst begabt, studiert er in Rom Kirchenrecht – und fand die einen glücklichen Jahre.
Der Aufbau des kirchlichen Gerichts in Innsbruck wurde ihm dann zur Aufgabe. Und dann noch Provikar – der Stellvertreter des Bischofs, und von den Nazis behandelt wie ein Oberhirte, weil sie den eigentlichen nicht anerkannten. Die Kirche in Tirol und Vorarlberg war ihm ein heftiges Anliegen – und kollidierte deshalb schnell mit der örtlichen Gauleitung. Immer wieder Gestapo-Haft. Sogar Konzentrationslager, weil der die Ermordung einer seiner Pfarrer, den Otto Neururer, nicht stillschweigend hinnahm, sondern auf dieses Verbrechen zeigte.
Der mehr als drei Jahre dauernde Leidensweg begann: Dachau - Sachsenhausen-Oranienburg - Dachau - entlassen, um im Gau Pommern/Mecklenburg bespitzelt zu werden und schließlich zum Tode verurteilt zu werden. Das Lügenprotokoll von Ing. Georg Hagen lieferte die Grundlage dafür. Am 13. November 1944 rollte sein Kopf.


Evangelium

GL: Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus.
http://wiki.volxbibel.com/Matth%C3%A4us_5 (Mt 5,1-12)


Meditation

Die beiden folgenden Texte werden von zwei verschieden Orten des Gottesdienstraumes vorgelesen, langsam, laut.

  • „So ringe ich täglich mit meinem Herrgott in unablässigem Bitten, daß mein armseliges Opfer mit allen den Millionenopfern so vieler bester Menschen, zur Versöhnung gereiche und die Menschen wieder Menschen werden mögen!“

(Aus einem Brief des Carl an seinen Bruder aus dem Reichskriegsgefängnis in Torgau.)

  • „Ich habe einen Traum. Und Gott hat diesen Traum von dieser großen Menschheitsfamilie. Denn der Mensch wird nur durch den anderen Menschen zum Menschen.“

(Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger aus Südafrika)

Meditative Musik im Hintergrund, die lauter und leiser gemacht wird.


Das Reich Gottes ist nahe, wird erfahrbar, ...
  • wo Menschen sich Zeit nehmen, für sich selbst, für ihre Mitmenschen, für Gott, den Weg nach innen gehen, Wärme verbreiten; (Kerze anzünden) 
  • wo Menschen gastfreundlich sind, miteinander essen und trinken und wo jeder in den Kreis aufgenommen wird; (Teller, Becher)
  • wo Menschen einen ersten Schritt setzen in eine neue Richtung und Veränderung zulassen; (Schuh)
  • wo Menschen anpacken, mithelfen etwas zu verändern, zu bewir-ken, für diese Welt und die Menschen, die auf ihr leben; (Arbeitshandschuh)
  • wo Menschen Türen öffnen und Begegnung möglich wird; (Schlüssel)
  • wo Menschen leer werden und offen, sich Zeit nehmen für die Stille und das Gebet um so immer wieder von Gottes Traum erfüllt zu werden. (Schale)



Eines Tages
wird sich erheben der Grashalm
um Mohnblume zu werden.
Wird sich erheben der Stein
um Wolke zu werden.
Wird sich erheben die Träne
um Stern zu werden.
Wird sich erheben der Mensch
um Mensch zu werden.
Eines Tages.
(Hans Leopold Davi, 1975)


GL:
Und deshalb setzen wir uns für andere ein. Ehrensache.


Glaubensbekenntnis

Ich glaube, dass die Erde so angelegt ist,
dass sie zum Himmel für alle werden kann.
Ich glaube an den Menschen Jesus von Nazareth.
Ich hoffe auf Vergebung für mich
und deshalb auch für alle.
Ich glaube an das Leben
und dass der Tod nicht das letzte Wort spricht.
Ich glaube an Gott.
Ich glaube an Jesus,
der mir zum Gott meines Lebens geworden ist.
Ich glaube auch an den Menschen,
trotz allem glaube ich an die Erde,
an das gemeinsame Haus aller Menschen.
Ich glaube an den neuen Himmel, an eine neue Erde.
Ich glaube auch an eine Kirche der Zukunft,
die sich anschickt,
die Wüsten der Welt zu bewässern, Brot zu vermehren und dar-über hinaus Wasser in Wein zu verwandeln.
Auf dass das wahre Fest der Menschen stattfinden kann.
(Wilhelm Willms)


Fürbitten

Jesus, du hast uns zu dir gerufen. Wir bitten:
1.    Für alle, die nur Geld und Reichtum glücklich machen kann.
2.    Für alle, die ihre Gefühle hinter einer Maske verbergen
3.    Für alle, die glauben, für den Frieden Waffen zu benötigen
4.    Für alle, die auf Kosten von anderen leben
5.    Für alle, die vergessen aber nicht verzeihen können
6.    Für alle, die ihr schlechtes Gewissen quält
7.    Für alle, denen ein „es tut mir leid“ schwer fällt
8.    Für alle, die sich nicht trauen den Mund aufzutun.
9.    Für alle, die nicht zu ihrem Glauben stehen können

Lass sie erkennen, was wirklich selig macht. Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder. Amen.
(Entnommen aus: KJÖ, Aussaat B, Teil 3. 76f.)


Vater unser

Vorbilder
Vor mir
Auf dem Boden liegt
Ein Spiegel
Vor mir
An der Wand hängen
Bilder
Johannes XXIII
Mutter Teresa
Don Bosco
Franziskus
Das Kreuz
Werde ich
Den Spiegel jemals an
Die Wand hängen
Können
(Bernd Terwitte)


Schlussgebet

GL: Gott, du bist der Dreh- und Angelpunkt der Welt
Und interessierst dich dennoch so sehr
Für mein kleines Leben.
Danke, dass du mich auch in meinen dunkelsten Zeiten,
wo ich mich unendlich weit weg von dir fühle,
niemals alleine lässt.
Danke, dass ich dich Vater nennen darf.
Danke, dass du Mensch geworden bist,
damit ich dein Kind sein kann.
Deine Gedanken sind so anders
als meine Gedanken,
du denkst nicht in Schubladen
und du siehst in jedem Menschen das Gute.
Ich möchte deine Wesen so gern erkennen
und dir ähnlicher werden.
(Judith, aus: Wiese Mickey (Hg.), Flatrate. 24 Stunden genial verbunden, 61.)

Segen