Der Widerstand gegen das NS-Regime zeigte sich in unterschiedlichen Formen. Die Rettung jüdischer Mitbürger/innen ist eine, die in besonderer Weise gewürdigt wird. Eine Ausstellung erzählt davon.

Patricia Begle

Sie waren Hausfrau oder Schauspielerin, trugen Talar oder Uniform, besaßen Fabriken oder Landwirtschaften. So unterschiedlich Beruf, Herkunft und soziale Stellung auch waren, eines verband sie alle: sie retteten Jüdinnen und Juden vor der Vernichtungsmaschinerie des NS-Regimes - im Bewusstsein, dafür selbst mit dem Leben bezahlen zu müssen. Die Art und Weise der Hilfe reichte vom Verstecken bis zur Ausstellung gefälschter Papiere, die den Verfolgten eine Ausreise ermöglichten. Unterstützt wurden Freunde oder Angestellte, Kinder und Erwachsene, Vertraute und Fremde.

Yad Vashem, die nationale Holocaust-Gedenkstätte Israels, bezeichnet diese Menschen als „Gerechte unter den Völkern“. Nahezu 16000 solcher Retter/innen wurden seit 1953 ausfindig gemacht, mit Urkunde und Medaille geehrt und in der Gedenkstätte namentlich verewigt. Rund 100 dieser „Gerechten“ kommen aus Österreich, die Ausstellung zeigt einen Teil ihres Lebens, ihrer Persönlichkeit und Haltung. Ihr Mut macht betroffen. Sie erscheinen wie Lichtpunkte in allerdunkelster Zeit, widerständig, klar, geradlinig.
Das Besondere an der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von Tätern und Opfern, sie befinden sich im selben Raum, so wie sie sich damals im selben Raum befanden, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Straßenbahn. Mit diesem räumlichen Ineinander und dem Spiel von Dunkelheit und Licht wird jene Atmosphäre vermittelt, die die NS-Zeit bestimmte. Enge und Angst.

Die Mittel, mit denen Geschichte und Geschichten dargestellt werden sind vielfältig: Filme, Gegenstände aus dieser Zeit, Texte, Fotos. Für Schulklassen gibt es spezielle Angebote zur Kunstvermittlung.
Die Ausstellung bleibt nicht stehen in der Vergangenheit. Sie richtet ihren Fokus und ihre Fragen auch ins Heute. Denn Zivilcourage, der mutige und beherzte Einsatz für Menschenfreundlichkeit, ist noch immer Gebot der Stunde. 

Eröffnung der Ausstellung

Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung.
Eine Ausstellung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, kuratiert von Michael John und Albert Lichtblau, gestaltet von Manfred Lindorfer. Generalvikar Rudolf Bischof spricht Grußworte seitens der Diözese Feldkirch.
Do 15. September, 19 Uhr, Palais Liechtenstein, Feldkirch.
Öffnungszeiten: Do und Fr, 16 bis 19 Uhr, Sa und So, 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung (T 05522 304-1271).
Dauer der Ausstellung: bis 11. Dezember 2016.

www.gerechte.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 36 vom 8. September 2016)