Der "Bregenzer Gedenkweg" beschreibt eine Art Topografie des Terrors, der in der NS-Zeit auch in dieser Stadt Spuren hinterlassen hat. In neun "Stationen" - es sind sowohl Personen als auch Orte einbezogen - wird die Gewalt deutlich, die von Menschen an diesen Orten, gleich in der Nachbarschaft, ausgeübt und erlitten worden ist.

Ernst-Volkmann-Stiege + StraßenschildDer Bregenzer Gedenkweg verdankt sich in gewisser Weise auch den Organisatoren des Bodenseekirchentages 2002, der unter dem Motto stand: "Wohl denen, die keine Gewalt anwenden, denn ihnen wird die Erde gehören." (Matthäusevangleium, Kap. 5, Vers 5). Die verschiedenen Gedächtnisorte im Bregenzer Stadtgebiet erinnern an Frauen und Männer aus Bregenz, an Bürger/innen dieser Stadt, Menschen aus der Nachbarschaft, die in den Jahren der NS-Herrschaft, auf ihre je eigene Weise den biblischen Gedanken aus der Bergpredigt verkörpert haben. Einer von ihnen war Ernst Volkmann - mit und neben Hugo Lunardon, Samuel Spindler, Anton Renz, Karoline Redler und Maria Stromberger.

Volkmanns Verweigerung des Fahneneides auf Hitler und das Todesurteil, das er sich dadurch einhandelte, brachte viel Leid über seine Familie. Es gab wenig Solidarität für die Witwe Volkmann unter den Bregenzern/innen. Und nur wenige konnten die Entscheidung des Familienvaters, der Stimme des Gewissens - trotz einer Frau und drei Kindern - ohne Vorbehalt zu folgen, akzeptieren. Zugegeben: Es ist auch heute nicht leicht und schon gar nicht einfach Volkmanns Weg zu verstehen.

Die "Ernst-Volkmann-Stiege" führt von der Stadtpfarrkirche St. Gallus hinunter zum Kloster im Thalbach. Die Familie Volkmann wohnte gleich bei der St. Gallus Kirche, in der der Familienvater auch den Mesnerdienst verrichtete. Es ist anzunehmen, dass Ernst Volkmann diesen Weg über die Stiege des öfteren genommen hat.