"Zukunft ohne Hunger" lautet das Motto der Hungerkampagne, im Rahmen derer die Caritas jedes Jahr im Sommer zur Unterstützung für notleidende Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika aufruft. Fakt ist nämlich, dass Millionen an Menschen von Hunger betroffen sind, manche sogar lebensbedrohlich. Um dieser Katastrophe vorbeugen zu können, ist nicht nur Soforthilfe, sondern auch nachhaltige Hilfe wichtig.

Hunger ist kein Naturgesetz sondern in großen Teilen der Welt Ausdruck einer globalen Tragödie, gegen die man gemeinsam vorgehen muss, erklärt Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, anlässlich des Starts der Hungerkampagen am 23. Juli. Menschen helfen, damit sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können  - das ist die "Idee" hinter der Kampagne. Und dass die Hilfe ankommt, zeigt die Caritas mit ihrem Beispielland Äthiopien.

Beispielland Äthiopien
2011 waren 7,5 Millionen Menschen in Äthiopien durch eine verheerende Dürrekatastrophe vom Hunger betroffen. In Siraro Woreda, einem Bezirk im Süden Äthiopiens, waren 44.000 Menschen auf akute Nothilfe angewiesen. Davon konnten 14.000 Menschen durch die Nothilfe der Caritas Österreich unterstützt werden. Seit 2011 wurden insgesamt 3,15 Millionen Euro in Hilfsprojekte investiert. Damals ging es um Soforthilfe. Was folgte war eine Phase der Rehabilitation, erklärte Martin Hagleitner-Huber, Fachbereichsleiter der Auslandshilfe Caritas Vorarlberg. "Wir haben mehr als 3.100 Ziegen und Schafe an Familienmitglieder verteilt und auch Saatgut sowie Werkzeug zur Verfügung gestellt. Damit konnten die Bauern ihre Felder neu bewirtschaften."

Einen gespendeten Esel als Hilfe
Ein Beispiel, dass diese Hilfe angekommen und auch gewirkt hat, ist die 47jährige Äthiopierin Baunde Sima. Ein Esel, der ihr gespendet wurde, ist ihre ganzer Stolz, erklärt sie. "Früher habe ich 40 Kilogramm auf meinem Rücken getragen und das viereinhalb Stunden lang. Ich musste Waren zum Markt bringen und Feuerholz nach Hause." Immer wieder ist Baunde Sima gestürzt. Zuhause angekommen hatte sie große Schmerzen und konnte nicht mehr arbeiten. "Nun habe ich einen Esel mit Karren und brauche nur eineinhalb Stunden zum Markt. Schmerzen habe ich keine mehr", lacht sie. 

Eine Zukunft dank einem Esel
"Ich habe mehr Kraft meine Felder zu bewirtschaften. Außerdem kann ich den Esel und den Karren vermieten. Mit dem erwirtschafteten Geld schicke ich meine fünf Kinder in die Schule", so Baunde Sima. Das neue Transportmittel ermöglicht ihr es das dreifache Gewicht zu befördern. Ihre Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft, denn dank des Esels hat sie genügend Zeit Mais und Gesho anzubauen. Gesho wird zur Herstellung für Areke verwendet - ein Getränk vergleichbar mit Gin.

Kompost und Bienen
Lag der Fokus also "früher" notwenigerweise auf Soforthilfe, so stehen heute  Katastrophenvorsorge und nachhaltige Ernährungssicherungsprogramm im Vordergrund. "Sieben Bauerngenossenschaften und Getreidehallen wurden gebaut. Infrastruktur wurde geschaffen und die Bauernverbände werden geschult", so Hagleitner-Huber. In den Schulungszentren würden Produktvielfalt und Steigerung der Ernten angestrebt, damit bei der nächsten Dürrekatastrophe das Einkommen gesichert sei. Die Bauern lernen Kompostieren, sie pflanzen verschiedenste Obstbäume an und erhalten Unterstützung in der Bienenzucht. Auch effiziente Bewässerungstechniken werden vermittelt.

Hilfe für 250.000 Menschen bis 2018
Weiters sei geplant, die Hilfe über den Bezirk Siraro hinaus auszudehnen. In den drei angrenzenden Bezirken, Shalla, Shashamane, West Arsi soll das Netzwerk der Genossenschaften ausgebaut werden. Durch die Maßnahmen wolle die Caritas insgesamt 250.000 Menschen bis 2018 unterstützen, wie Hagleitner-Huber erläuterte.

300.000 tote Kinder pro Jahr
In der afrikanischen Sahelzone verhungern jedes Jahr 300.000 Kinder. Weltweit haben 875 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Für die Caritas sei das "eine der schlimmsten Tragödien in unserer Zeit", betonte Christoph Schweifer, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich. "Hunger gibt es nicht deswegen, weil es global zu wenig Nahrungsmittel gibt. Hunger gibt es, weil die Menschen keinen Zugang zu Nahrung haben und weil Nahrung nicht leistbar ist", sagte Schweifer.

Und: Hunger gibt es, weil es Nahrungsmittelspekulationen gibt, die zum Beispiel die globale Lebensmittelkrise im Jahr 2008 auslösten. Damals stiegen die Preise um 50 bis 200 Prozent. Die Welternährungsorganisation FAO der Vereinten Nationen kritisierte, dass durch diesen Preisanstieg mindestens 50 Millionen Menschen mehr in den Hunger getrieben wurden."Menschen und Firmen machen Milliarden Gewinne und dieser Sachverhalt tötet gleichzeitig Menschen", kritisiert Schweifer.  Weitere Probleme sind die Förderung von sogenannten Agrotreibstoffen für Biodiesel und Bioethanol sowie "Land Grabbing". (red/kathpress)

Weitere Informationen zur Kampagne und wie Sie spenden können, finden Sie hier.