Eine Million Euro - soviel Geld hat die Republik Österreich aus dem staatlichen Auslandskatastrophenfonds den Irak-Flüchtlingen bislang zugesagt. Das Geld für Hilfsgüter, die vor Ort von der UNO verteilt werden, soll dabei so schnell wie möglich fließen. Auch das internationale Caritas-Netzwerk baut derweil seine Hilfe für die Flüchtlinge in der Region weiter aus. Und die ist dringend notwendig.

Die Vorgeschichte ist bekannt: Knapp drei Jahre nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak hat das US-Militär erneut eingegriffen: Die Luftwaffe bombardierte am 8. August 2014 Stellungen der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Nordirak, um den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. ISIS kämpft sowohl im Irak als auch in Syrien gegen die jeweilige Regierung und will die von ihr kontrollierten Gebiete über die Grenzen verbinden, um dort einen Gottesstaat zu errichten.

Kritisch und dramatisch
Die Sicherheitslage ist kritisch, dennoch errichten die Caritas Irak und die amerikanische Caritas (CRS), die bereits in den vergangenen Monaten Tausende Familien mit dem Lebensnotwendigsten versorgt haben,  derzeit in Erbil ein weiteres Koordinationsbüro. Dadurch soll die Hilfe für 30.000 Familien in den kommenden sechs Monaten sichergestellt werden, berichtete Georg Matuschkowitz, Abteilungsleiter für internationale Programme bei der Caritas Österreich.

Geheim halten
Die Arbeit der kirchlichen Hilfswerke in der Region erfolgt indes unter schwierigsten Bedingungen. So müssen die genauen Orte, an denen Wasser, Nahrungsmittel, Wasser, Decken oder Matratzen verteilt werden, geheim bleiben. Bei der Verteilung der aus Caritas-Spenden finanzierten Hilfsgüter arbeitet die Caritas eng mit der UNO zusammen. Ebenfalls dramatisch ist die Situation der Flüchtlinge, die vor dem Syrienkrieg  in den Nordirak geflohen sind und dort jetzt erneut in Gefahr sind. "Ihre Situation ist doppelt kritisch. Viele sind drauf und dran, wieder nach Syrien zurückzukehren", berichtet Matuschkowitz.

Keinen Zugang hat die Caritas derzeit zu den Tausenden jesidischen Flüchtlingen im Sindschar-Gebirge, deren Schicksal zuletzt auch die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt hat. "Da kommen wir derzeit nicht hin", berichtete Caritas-Mitarbeiter Matuschkowitz. Die Versorgung mit Hilfsgütern aus der Luft sei aber nach örtlichen Berichten gut angelaufen.

Hilferuf
Auf der Flucht vor der Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) sind in den vergangenen Wochen mehr als 70.000 Christen allein in die Region Erbil gekommen. Tausende Flüchtlingsfamilien hätten alles verloren, die humanitäre Hilfe sei unzureichend, berichtete der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, Louis Rafael I. Sako, am Wochenende in einem Hilferuf aus Bagdad. Das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not" stellte daraufhin weitere 100.000 Euro Soforthilfe für irakische Christen auf der Flucht zur Verfügung.

Zuhause, Kleidung, Wasser, Medikamente
Viele Flüchtlingsfamilien hätten in Kirchen und Schulen ein Obdach und Versorgung gefunden, so Patriarch Sako: "Die Situation dieser Familien ist recht gut. Doch beklagenswert ist die Situation derer, die auf Straßen und öffentlichen Parkanlagen kampieren müssen. Ihnen fehlen ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Wasser und Medikamente."

Dramatische Lage
"Aktuell geht es darum, genügend sauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel für die Flüchtlingsfamilien und die aufnehmenden Gemeinden zu sichern", erklärte auch Dagmar Lassmann, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Zusage der Republik Österreich über eine Million Euro wird auch von der NGO-Dachverband "AG Globale Verantwortung" begrüßt.

Nicht wegsehen
Angesichts der katastrophalen Situation könne nur schnelle Hilfe das Leben der 10.000 belagerten Zivilisten retten, erklärte Annelies Vilim, Geschäftsführerin des Dachverbands von 42 österreichischen entwicklungspolitischen und humanitären Organisationen. "Österreich und Europa können nicht wegsehen, wenn keine 1.500 Kilometer östlich der Außengrenzen der EU Tausende Kinder in der Wüste dem Tod durch Verdursten ausgeliefert werden", betonte Vilim. (red/kathpress)