Bei der 20. Generalversammlung der Caritas Internationalis in Rom wurde ein Fahrplan für die nächsten Jahre erstellt. Schwerpunkte sind dabei Hunger, soziale Gerechtigkeit, Schutz religiöser und ethnischer Minderheiten, Migration und Bewahrung der Schöpfung.

Vom 12. bis 18 Mai fand in Rom die 20. Generalversammlung des Weltcaritas-Dachverbands (Caritas Internationalis/CI) statt. Zu der Tagung mit den Caritas-Präsidenten und Generalsekretären aus 160 Staaten reisten auch Caritas-Präsident Michael Landau und Generalsekretär Bernd Wachter aus Österreich an.

Neuer Präsident
Am Donnerstag wählte die Versammlung einen neuen Vorsitzenden: Kardinal Luis Antonio Tagle (57), Erzbischof von Manila, wurde zum Nachfolger von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (72). Auch ein neuer Schatzmeister wurde gewählt. Hier folgt Alexander Bodmann, Generalsekretär der Caritas Wien, dem Schweizer Jürg Krummenacher.

Tagle ist seit 2011 Erzbischof der philippinischen Hauptstadt und einer der international bekanntesten Kardinäle Asiens. Im Januar war er während der Philippinen-Reise von Franziskus Gastgeber des Papstes. Der Präsident von Caritas Internationalis hat vor allem repräsentative Aufgaben. Er ist internationales Sprachrohr der Caritasverbände. Die erforderliche Bestätigung Tagles durch den Vatikan gilt als Formsache.

Programm
Die Caritas Internationalis will sich in den kommenden fünf Jahren verstärkt dem Kampf gegen den weltweiten Hunger, der Bekämpfung sozialer Ungleichheiten, dem Schutz religiöser und ethnischer Minderheiten, dem Thema Migration und der Bewahrung der Schöpfung widmen. Das geht aus dem Abschlusspapier ihrer 20. Generalversammlung hervor, die noch bis Montag in Rom tagt. Auf der Ebene der internen und externen Kommunikation soll die christliche Identität der Organisation als Dienstleister der Kirche für die Armen noch stärker betont und mehr Anstrengungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit unternommen werden.

Geprägt von den aktuellen und den Krisenherden der vergangenen Jahre - in der Ukraine, im Mittleren Osten, der zentralafrikanischen Republik, in Burundi, Kolumbien, Japan und den Philippinen Krisenherde der Welt - und Papst Franziskus werde der Fokus künftig auf diesen Themen liegen. Das Papier zeichnet einen düsteren Ein- und Ausblick auf die Situation vieler wegen ihres Glaubens verfolgter Menschen: Deren Gemeinden und Kirchen seien immer wieder Ziel ethisch oder religiös motivierter Angriffe. Die Solidarität der Caritas gelte jenen, "die Versuchen in diesem Kontext zu überleben", jenen, "die innerhalb ihres eigenen Landes oder in andere Länder fliehen mussten".

Flüchtlinge, Frauen, Hunger
Vor dem Hintergrund der Notsituation vieler Flüchtlinge appelliert die Organisation an die Regierungsverantwortlichen aller Länder, keine Programme der Abweisung und neue Zäune zu etablieren, sondern sichere Häfen und humanitäre Korridore zu errichten.

Handlungsbedarf sieht die Caritas auch in Sachen Gendergerechtigkeit. Ziel sei es, die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen zu nivellieren. Mit einem Franziskus-Zitat bekannte sich die Organisation zur tragenden Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft: "Frauen werden gebraucht in allen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft."

Erneuert hat die Caritas auch ihre Bemühungen im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Das 2013 gestartete Programm "One Human Family, Food for All" soll auch künftig weitergeführt werden. Ziel ist es, den Hunger in jeglicher Form bis 2025 auszurotten. Ein weiterer Fokus liegt auf der Bewahrung der Schöpfung, "weil der Klimawandel einer der größten Bedrohungen für die Ernährung der Menschen ist". Gerade in jenen Ländern, in denen die Menschen auch jetzt schon am stärksten von Hunger und Klimawandel betroffen sind.

Im 1951 gegründeten Dachverband "Caritas Internationalis" sind heute mehr als 160 eigenständige nationale Caritas-Verbände und katholische Wohlfahrtsorganisationen zusammengeschlossen. Aufgabe von Caritas Internationalis ist vor allem die Koordinierung von Hilfsaktionen und Entwicklungsprogrammen auf weltkirchlicher Ebene. Der Vatikan hat weitgehende Mitspracherechte und muss die gewählte Leitung bestätigen. Das eigene Budget ist vergleichsweise gering und liegt bei etwa 4 Millionen Euro.