17 Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal hat ein weiteres gewaltiges Beben den Himalaya-Staat erschüttert. Das Epizentrum befand sich nahe des Mount Everest Basislagers, 68 Kilometer westlich der Stadt Namche Bazar und hatte eine Stärke von 7,1. "In Kathmandu liefen die Menschen panisch auf die Straße. Die Angst steckt allen in den Gliedern", berichtete die österreichische Caritas-Helferin Judith Stemerdink-Herret. Das Caritasnetzwerk läuft auf Hochtouren: 3,3 Millionen Euro für die Nothilfe sowie zusätzlich 2,7 Millionen Euro an Sachleistungen konnten bereits zur Verfügung gestellt werden.

"Wir haben alle gezittert, viele haben geweint." Die österreichische Caritas-Helferin Judith Stemerdink-Herret hat das neue schwere Erdbeben im Stadtzentrum von Kathmandu miterlebt. "Es war wirklich heftig und beängstigend. Ich habe gerade in einem Zelt im Hof Mittag gegessen, als wir es gespürt haben. Im Büro ist unser Erdbebenalarm losgegangen. Wir sind dann alle durch das Tor nach draußen gelaufen, es war schwierig, einen offenen Bereich in den engen Gassen zu finden. 20 Personen standen dann draußen, um uns herum die hohen Häuser, wir hatten Angst, dass sie einstürzen. Alle waren fürchterlich nervös und ängstlich."

Die Caritas-Mitarbeiter befanden sich auch knapp eine Stunde nach dem Erdbeben weiterhin im Freien. "Es hat schon mehrere Nachbeben gegeben." Riskant sei es auch, im Schatten Schutz zu suchen, weil solche Flächen im Normalfall nahe bei Mauern und Wänden seien. Man müsse überlegen, "gehe ich rein auf die Toilette oder Wasser holen und riskiere mein Leben?", sagte Stemerdink-Herret. "Alle Menschen versuchen, ihre nächsten Angehörigen zu erreichen", erklärt sie. In den ersten Minuten nach dem Beben hätten weder Telefon noch Internet funktioniert.

Erneut Todesopfer
Laut ersten Medienberichten hat auch das neue Erdbeben wieder Todesopfer gefordert. In der rund 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegenen Stadt Chautara seien vier Tote aus den Trümmern eingestürzter Gebäude geborgen worden, sagte laut APA ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Mehrere Verletzte wurden nach Behördenangaben in ein Krankenhaus gebracht. Behörden zufolge gab es in der Provinz rund um Chautara drei große Erdrutsche. Die Region war schon bei dem letzten Beben am stärksten betroffen. Auch im benachbarten Indien kamen nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen durch das neue Beben um.

Zelte, Plastikplanen, Hygieneartikel
Das Caritasnetzwerk stellt derzeit 3,3 Millionen Euro für die Nothilfe sowie zusätzlich 2,7 Millionen Euro an Sachleistungen zur Verfügung. Damit erhalten 20.000 Haushalte oder 100.000 Menschen Hilfsgüter wie Zelte und Plastikplanen oder Hygieneartikel. Die Caritas Hilfe konzentriert sich auf die besonders betroffenen Gebiete Ghorka und Sindhupalchok. Die Caritas Österreich hat für die erste Nothilfe 525.000 Euro bereitgestellt. Vor dem Monsun brauchen die Menschen jetzt dringend Zelte.

Am 25. April war Nepal von einem Beben der Stärke 7,8 erschüttert worden. Nach jüngsten Angaben kamen mehr als 8.000 Menschen ums Leben, etwa 16.000 weitere wurden verletzt. Schätzungen der Behörden zufolge wurden beinahe 300.000 Häuser vollständig zerstört und rund 250.000 weitere stark beschädigt. In vielen schwer zugänglichen Tälern wurde das Ausmaß der Schäden allerdings immer noch nicht vollständig erfasst.
 
Lang- und kurzfristige Hilfe
Zur langfristigen Hilfe für die Erdbebenopfer in Nepal rief die deutsche Caritas auf. Auch der Tourismus solle so schnell wieder angekurbelt werden, hieß es in einer Aussendung. Die Begleitung des Wiederaufbaus werde Jahre dauern, so der Koordinator der Nepal-Hilfe, Stefan Teplan. Langfristig gehe es beispielsweise darum, beim Bau erdbebensicherer Häuser zu helfen. Zudem engagiere sich das Hilfswerk der katholischen Kirche in der psychosozialen Begleitung von trauernden Menschen. "Der Bedarf ist sehr groß, ich bin vielen traumatisierten Menschen begegnet, die stumm geworden sind, nachdem das Unfassbare über sie hereingebrochen ist", so Teplan. Derzeit sei es am Wichtigsten, Zelte und Planen zu den Überlebenden auch in die schwer erreichbaren Bergdörfern zu bringen. "Die Menschen wissen, dass in wenigen Wochen der zweimonatige Monsun beginnt, mit Dauerregen Tag und Nacht."

Teplan appellierte an Touristen, auch künftig wieder in den Himalayastaat zu reisen, da die Bevölkerung auf diese Einnahmen angewiesen sei. "Wenn keine Touristen mehr kämen, würde das den Menschen sehr schaden. Aus meiner Sicht ist es eine direkte Hilfe für Nepal, den Tourismus schnell wieder zu fördern." (red/caritas/kathpress)

So kann ich den Menschen in Nepal helfen:
Ein Notfallpaket mit Zeltplanen und Decken kostet 39 Euro, ein Lebensmittelpaket mit Reis, Bohnen und Kartoffeln 36 Euro.
Caritas Spendenkonten:
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Kennwort: Erdbeben Nepal

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