Die Angst (und vielleicht auch der Neid) ist in Österreich groß. Nämlich jene/r, dass die Flüchtlinge von der Caritas bevorzugt, und die "Einheimischen" benachteiligt werden. "Auch wenn es vielleicht bei manchen Menschen so ankommt, als würden wir uns derzeit ausschließlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, das Gegenteil ist der Fall", betont Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner, dass die Angebote für bedürftige Einheimische "nicht nur fortgeführt, sondern auch ausgebaut" wurden und werden.

Man könne bei der Caritasarbeit nicht von "Entweder-oder" sprechen, hält Schwertner fest. Also kein "entweder Flüchtlinge oder Einheimisch". Viel mehr gehe es um ein "Sowohl-als-auch".  "Die Zeiten sind natürlich fordernd, und das sollte man nicht kleinreden." Aber zuletzt habe sich auch "gezeigt, wie vieles möglich ist, wenn alle zusammenhelfen", spielt er auf die rund 15.000 Freiwilligen an, die sich allein in Österreich seit letztem Sommer gemeldet haben um anzupacken und zu helfen.

Wer das Land liebt, spaltet es nicht

Dennoch herrscht Unsicherheit in der Bevölkerung, an der der Generalsekretär der angstgetriebenen Politik die Schuld gibt. Er bedauere die "zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft". "Als Caritas sagen wir daher ganz klar: Wer dieses Land liebt, spaltet es nicht", wiederholte Schwertner ein mehrfach betontes Wort von Caritas-Präsident Michael Landau. Als Beispiel gibt er weiters die Debatten um die Mindestsicherung an. "Ein bisschen hat man den Eindruck, als wird aktuell das Flüchtlingsthema von jenen in­stru­mentalisiert, die schon immer Kürzungen bei der Mindestsicherung vornehmen wollten", bedauert er.

Keine Wahl

Weder garantiere die Mindestsicherung ein Leben in Luxus noch können sich die Bezieher aussuchen, ob sie arbeiten gehen möchten oder nicht. Schon jetzt bestünden "ganz klare Kriterien, wann Mindestsicherung in welcher Höhe beantragt werden kann, und wann es auch zu entsprechenden Sanktionen kommt". Dass nun auch immer mehr Flüchtlinge Mindestsicherung beziehen müssen, ist auf die zahlreichen Kriege und Katastrophen zurückzuführen. Aber "Kein Grenzzaun, keine Mauer, kein böses Wort kann Flüchtlinge davon abhalten, vor Krieg und unglaublicher Not zu fliehen", stelle Schwertner klar.

Mehr Engagement beim Thema Integration

In Österreich müssten gleichzeitig die Bemühungen um eine bestmögliche Integration der anerkannten Flüchtlinge verstärkt werden. Schwertner nannte Bildung und Spracherwerb, leistbaren Wohnraum sowie Arbeitsmarktzugang als jene drei großen Themenbereiche, "mit denen sich nicht nur die Caritas, sondern die Gesellschaft und auch die Politik insgesamt beschäftigen müssen". Freiwillige würden hier bereits viel Engagement zeigen. Nach der Ersthilfe des vergangenen Halbjahres würden sich nun viele für Deutschkurse, Kinderbetreuung oder die Begleitung bei Behördenwegen engagieren. Manche Privatpersonen öffneten ihre Türe, würden ihr Zuhause mit einem Flüchtling teilen. "Was gibt es Besseres für dieses Ankommen in einem neuen Land, wenn man bei Österreichern wohnen kann oder neue Freunde gewinnt, die einem bei diesem Neuanfang helfen?", fragte Schwertner.