Die Mindestsicherung ist für viele Menschen ein rotes Tuch, schließlich liegt irgendwie auch immer der Vorwurf der Faulheit in der Luft. Dass auch rund 70.000 Kinder in Österreich Mindestsicherung beziehen, ist meist weniger bekannt. Die derzeitige Diskussion und Stimmungmache helfe keinem, kritisiert die Caritas und Generalsekretär Bernd Wachter erklärt: "Wer von Anfang an mit materieller Not konfrontiert ist, startet einen Meter hinter der Startlinie ins Leben" .

Drei Buchstaben spalten derzeit das Land: BMS - Bedarfsorientierte Mindestsicherung. So kursiert zum Beispiel ein Brief durchs Netz, der zeigt, dass eine zehnköpfige Familie im Bezirk Steyr 5.118,10 Euro an staatlichen Unterstützungen erhält. Die derzeitige Stimmungsmache gegen die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) ziehe "absehbar schlimme Folgen für Kinder" nach sich, warnt die Caritas.

Es drohen Armut und Ausgrenzung

Jedes vierte Mitglied in österreichischen Haushalten (27,4 Prozent), die BMS beziehen, sei minderjährig - konkret 70.000 Kinder und Jugendliche, 40.000 davon im Schulalter. Werde diese Unterstützung hinterfragt, verschlimmere sich für die Kinder auch die Armuts- und Ausgrenzungsgefahr. "Wer von Anfang an mit der harten Realität materieller Not konfrontiert ist, startet einen Meter hinter der Startlinie ins Leben. Auch in Österreich", betont Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter.

Ein Leben lang

380.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 20 Jahren sind in Österreich laut Caritas von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung betroffen, mit einem überproportional hohem Anteil an Unter-16-jährigen. Als Folgen würden sich arme Kinder in der Schule meist viel schwerer tun als ihre Alterskollegen, hätten auch viel mehr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und erlebten schon sehr früh, was es heiße, nicht dazuzugehören, erklärte die Caritas. "Beziehungsnot, Unzuverlässigkeit und materielle Armut führen dazu, dass die den Kindern innewohnende Glückseligkeit auf Beton aufschlägt. Das ist brutal und begleitet sie ihr Leben lang", warnte Wachter.

Konsequente Hilfe

Die derzeitige Diskussion um die BMS verschleiere bloß Tatsachen und helfe keinen Schritt weiter, kritisierte der Caritas-Generalsekretär. Statt Kindern das Leben noch schwerer zu machen, müssten Arbeitsplätze geschaffen werden. Nötig sei auch eine "engagierte Integrationspolitik und kluge Maßnahmen, um Kindern und Jugendlichen aus armutsbetroffenen Familien gezielt und konsequent zu helfen". Dazu seien im Finanzausgleich mehr Mittel für Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen. Wachter: "Wenn mit Sicherheit argumentiert wird und Polizei und Militär finanziell aufgestockt werden, so muss die Zukunft unserer Kinder ein zwingendes Argument für mehr Mittel sein!"

Armutsgefährdung und fehlende Bildungsabschlüsse hängten zusammen, steige doch die Armutswahrscheinlichkeit bei bloßem Pflichtschulabschluss deutlich an. Die Politik müsse hier entschlossen handeln, forderte Wachter, denn: "An der Bildung hängen nicht nur die Arbeitsperspektive, sondern auch Aspekte wie Lebenszufriedenheit, Gesundheit oder gesellschaftliche Teilhabe. (red/kathpress)